punkten mit der taz
: Schrulze vs. Stultze

Wie Schröder Stoiber abhängte

Petrus-Faktor: Stoiber kommt und der Himmel weint. Über Schröder dagegen lacht die Sonne – Kaiserwetter für den Kanzler, der offensichtlich mit den höchsten Mächten im Bunde steht. Punkt für Schröder. 1:0

Zukunftsfähigkeits-Faktor: Bei Schröder läuft die Akkreditierung flott und modern übers Internet. Bei Stoiber muss man persönlich vorstellig werden – spätestens eine Stunde vor Beginn der Rede. Wie vor 20 Jahren. Punkt für Schröder. 2:0

Swing-Faktor: In Schröders Vorprogramm lässt die Soulband „Real Time“ zu Disco-Klassikern die Hüften kreisen. Bei Stoibers Elektro-Humtata-Volksmusik dreht sich’s nur im Kopf. Punkt für Schröder. 3:0

Münchhausen-Faktor: Die SPD ist fast ehrlich, mogelt zur Polizei-Schätzung von 8.000 Zuhörern nur 1.000 dazu. Die CDU lügt dagegen kackfrech von 6.000 Menschen, obwohl die Halle nur 4.500 Sitzplätze hat. Einige bleiben unbesetzt. Punkt für Schröder. 4:0

Preußen-Faktor: Schröder trifft auf die Minute pünktlich auf dem Domshof ein. Stoiber lässt seine Fans in Halle Sechs 33 Minuten warten – angeblich wegen „Turbulenzen in der Luft“. Punkt für Schröder. 5:0

Riefenstahl-Faktor: Bei Schröders Open-Air-Auftritt ist die Stimmung Woodstock-mäßig ausgelassen. Der Kanzler kommt als „einer von uns“ daher. Stoiber wird personenkultig als Erlöser inszeniert, hält zu „The final countdown“ triumphalen Einzug. Das Volk steht auf und klatscht. Punkt für Stoiber. 5:1

Einpeitsch-Faktor: Schröders Vorredner Detlef Albers will sich auf der Bühne vor allem selbst profilieren. Das alte CDU-Schlachtross Bernd Neumann stellt sich ganz in den Dienst des Kanzlerkandidaten. Mit der Routine aus 15 Bundestagsjahren organisiert er den Applaus für Stoiber. Punkt für Stoiber. 5:2

Heribert-Faßbender-Faktor: Schröder schafft es, ohne eine einzige Fußball-Metapher über Politik zu reden. Stoiber faselt, er wolle vom „Vereinstrainer“ zum „Nationaltrainer“ aufsteigen, will gleichzeitig auch noch den „Spielführer“ geben und nervt zum Schluss mit dem abgeschmacktesten Zitat der Bundesliga-Geschichte: „Flasche leer – Schröder hat fertig“. Punkt für Schröder. 6:2

Fidel-Faktor: Schröder ist nach 19 Minuten mit seiner Rede fertig. Stoiber hält mehr als dreimal so lange durch. Punkt für Stoiber. 6:3

Kamera-Faktor: Schröder scheint sein Publikum auch von der Video-Leinwand aus anzugucken, signalisiert: Ich bin euer Mann. Stoiber hackt mit seiner Nase von links nach rechts Löcher in die Luft wie ein Vogel. Wenn man ihm mal in die Augen blicken kann, sieht es aus wie ein Versehen. Punkt für Schröder. 7:3

Aufsteh-Faktor: Schröders Fans stehen die ganze Zeit. Stoibers Anhänger können sich zum Schluss effektvoll-ehrfürchtig von ihren Sitzen erheben. Punkt für Stoiber. 7:4

jank