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berliner szenen Taghell traurig

Boygroup, ganz natürlich

Spätestens seit Britney Spears scheint die Zeit der Boygroup-Hysterie vorbei zu sein, vielleicht ist aber auch die Zeit der guten alten Boygroups vorbei, so genau weiß ich das nicht. Keine kreischenden Teenager-Massen, sondern etwa 250 brave Drittklässler warten im Dachgarten-Restaurant von Karstadt am Hermannplatz auf die Band „Natural“ – eine von vielen deutschen Boygroups, alles andere als natürlich entstanden und zu fünft.

Ich vermute, dass sich die meisten nur noch durch ihre Teilnehmerzahl unterscheiden. Lediglich um ein akademisches Viertelstündchen verspätet kommen sie zur Autogrammstunde – für größere Verspätungen sind sie noch nicht groß genug – und jetzt wird doch recht artig gekreischt in den unerträglichen Frequenzen eines wild gewordenen Knabenchors. Überhaupt sind auffällig viele Jungs hier, das sollte doch nicht, schon in dem Alter … Wahrscheinlich aber suchen sie sich hier nur ein „role model“. Sollten sie „Natural“ dazu auserkoren haben, fallen sie zumindest nicht aus der Rolle – die sehen aus, wie Mann zur Zeit aussieht: Kurzhaarschnitt, mit viel Gel ausgewildert, T-Shirt und Hosen sind naturfarben – das gehört wahrscheinlich zum Namensimage.

Ein langhaariger Mischer lässt das Band ablaufen und es folgen vor dem Hintergrund der ewigen Stadt Rom, die an die Karstadt’schen Wände gepinselt wurde, vier Minuten Vollplayback mit zaghafter, aber textsicherer Unterstützung aus dem Publikum; eine Tanzperformance lässt die Größe der Bühne nicht zu. Darauf werden quietschbunte Poesiealben gezückt und eine tadellose Schlange gebildet. Kein Blitzlichtgewitter, sondern nur das schnöde Tageslicht lassen den Raum traurig hell erstrahlen. MOIRA LENZ

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