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„Abo ergo sum – das ist taz-Philosophie“

Heute startet die neue Abo-Kampagne der taz. Warum ist Werbung wichtig für die Unabhängigkeit der taz? Und weshalb sind taz-Kampagnenanders als die der Konkurrenz? taz-Kampagnenchefin Stefanie Urbach beantwortet die Fragen und erklärt: „Unsere Leser sind unsere Verleger“

Frau Urbach, die taz startet heute ihre neue Abo-Kampagne. Warum? Es gab doch gerade erst eine.

Stefanie Urbach: Und nach dieser wird es wieder eine geben.

Sind die Leserinnen und Leser der taz nicht genervt von den dauernden Apellen?

Die meisten können durchaus verstehen, warum wir darauf angewiesen sind, Werbung zu machen. Neben verständnisvollen Abonnenten und Lesern gibt es aber auch immer mal wieder welche, die empörte Briefe schreiben.

Was steht da drin?

Gerade die langjährigen Abonnenten, die schon etliche Kampagnen miterlebt haben, meinen oft, wir könnten immer noch nicht auf eigenen Füßen stehen. Sie werfen der taz vor, nicht wirtschaften zu können und deshalb dauernd die Leser bedrängen zu müssen.

Und – stimmt das?

Nein. Die taz arbeitet effektiv und wirtschaftlich. Unsere Konkurrenz kann davon nur träumen. Die aktuelle Zeitungskrise und die radikalen Sparmaßnahmen der Verlage sind der Beweis. Momentan wird gekürzt, entlassen und gestrichen. Inzwischen wird die taz sogar als Vorbild gehandelt.

Das klingt selbstbewusst. Wie passt das zum, sagen wir, fürbittenden Ton bisheriger taz-Kampagnen?

Wo ist der Widerspruch? Die taz finanziert sich hauptsächlich aus Abo-Erlösen. Wir werden nicht aus den großen Verlagstöpfen von Springer oder Holtzbrinck gespeist, sondern aus dem Geldbeutel von Dr. Lieschen Müller und Otto Meier. Unsere Leser sind unsere Verleger. Deswegen wenden wir uns auch an sie, wenn wir Unterstützung brauchen. Das ist unser Existenzmodell. Und unsere Existenzberechtigung.

Wäre es nicht einfacher, zu einem Verlagskonzern zu gehören?

Einfacher vielleicht. Aber die Frage stellt sich nicht. Nicht für unsere Leser, die seit 23 Jahren die Unabhängigkeit finanzieren. Und auch nicht für Redaktion und Verlag, die diese Unabhängigkeit zu schätzen wissen.

Machen andere Zeitungen auch regelmäßige Abo-Kampagnen?

Natürlich. Auch Zeitungen wie Süddeutsche, Welt und FAZ kommen nicht umhin, sich ständig um neue Leserinnen und Leser zu bemühen.

Was ist also das Besondere an den Abo-Kampagnen der taz?

Andere Zeitungen verfügen teilweise über zweistellige Millionensummen allein für Werbemaßnahmen und können entsprechend in der Öffentlichkeit auftreten. Die taz hat nur einen Bruchteil davon. Andererseits sind wir existenziell auf Erfolg in Form von neuen Abonnements angewiesen. Während andere Zeitungen hübsche Imagekampagnen machen, müssen unsere dazu noch dringlich und fordernd sein.

Und ein bisschen verrückt wohl noch dazu. Oder glauben Sie tatsächlich an die 100.000 Abos aus der vergangenen Kampagne?

Wir haben Erstaunen geerntet, als wir von unserm Begehren nach 50.000 Abos abrückten, um schließlich das Doppelte zu fordern. Aber die Botschaft hat die Öffentlichkeit erreicht, und viele Leser sind zu Abonnenten geworden.

Aber 100.000 sind es noch nicht. War die Zahl nicht zu utopisch?

Ist es nicht schön, eine Utopie zu haben? 100.000 – das ist auch symbolisch zu verstehen. Die Zahl steht für Ehrgeiz, Selbstbewusstsein und Willenskraft der taz. Und ist eine konkrete Aufforderung an jeden Einzelnen unserer Leser bzw. Verleger, sich für die taz zu engagieren.

Welche Werbeagentur hat die neue taz-Kampagne kreiert?

Das machen wir selbst. Wir stehen ja im ständigen Kontakt mit unseren Lesern und verfügen über Erfahrung und Kreativität. Wir versuchen, die ewige Botschaft „Abonniert die taz“ in neue, originelle Formen zu gießen.

Wie entsteht denn so eine Kampagne?

Unsere Kreativtechniken und Arbeitsmethoden sind wahrscheinlich nicht anders als in Werbeagenturen. Nur dass bei uns alle Ressorts und Abteilungen ihre Kreativität einbringen.

Und dann kommt dabei heraus: Abo ergo sum.

Dieser Slogan ist taz-Philosophie: Ohne Abos keine taz. Und auch der Leser ist das, was er abonniert.

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