: Epidemie und Hysterie
Das Seehundsterben von 1988
Am 12. April 1988 wurden auf der dänischen Ostseeinsel Anholt mehrere Fehlgeburten in einer Seehundkolonie beobachtet. Es war der Auftakt eines großen rätselhaften Robbensterbens. Am 8. Mai wurde am Strand von Sylt ein kleiner silbriger Seehundfötus entdeckt. Das geheimnisvolle Massensterben war auf die deutsche Küste übergesprungen. Den ganzen Sommer über, mitten in der Touristensaison, wurden die Kadaver erwachsener Tiere an die Strände gespült. Kilometerlange Menschenketten protestierten damals, zwei Jahre nach Tschernobyl, gegen die Vergiftung der Meere, und die Naturschützer rechneten mit dem Schlimmsten: dem Aussterben des Seehunds. Am Ende überlebte rund ein Drittel des nordeuropäischen Bestands. Auch die Ursache wurde entdeckt: Der niederländische Virologe Prof. Osterhaus isolierte das Seehundstaupevirus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen