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Sprengsätze

betr.: „Wahn braucht Organisation“ und „Muslime sind nicht integrierbar“, taz vom 9. 9. 02 und 10. 9. 02

Chemikalien, Rohrbomben und Bin-Laden-Fotos werden als Beweis genannt. Etwas dürftig, wenn man weiß, dass schon bestimmte Unkrautvernichtungsmittel in der richtigen Mischung als Sprengstoff geeignet sind und dass es sich bei den vorbereiteten Rohrbomben auch um bloße Rohrstücke handeln könnte. Jedenfalls Anlass, hier genauer zu recherchieren, bevor kurz vor der Wahl und vor einem drohenden Angriff auf den Irak wieder eine Terrorhysterie entsteht. HORST SCHIERMEYER, Zittau

Wenn Einwanderer aufgrund ihres Glaubens lediglich als „Sprengstoff“ bezeichnet werden, dann ist dies aus meiner Sicht Rassismus der übelsten Sorte. Offensichtlich kann ein Professor Wehler sich nicht recht vorstellen, dass ein muslimischer Mensch seinen Glauben in ähnlich differenzierter Weise leben kann, wie dies Christen, Juden und andere tun.

Herrn Professor Wehler würde ich vorschlagen, sich doch einmal weg von seinem Bielefelder Professorenstuhl mitten in eine „Muslimische Diaspora“ zu begeben, damit er feststellen kann, dass das Zusammenleben keineswegs problemlos, im Großen und Ganzen aber ohne besondere Konflikte vor sich geht. Das Zauberwort heißt „Toleranz“. THORSTEN SZALLIES, Hamburg

„Tatsache ist, dass es Menschen gibt, die anfällig für islamistisches und/oder antisemitisches Gedankengut sind.“ Ach ja? Es gibt also Menschen, die „anfällig“ für islamisches Gedankengut sind? Gibt es dann in Deutschland sozusagen auch lauter Menschen, die anfällig für christliches Gedankengut sind!? Na ja, an diesen Gedanken könnte ich noch Gefallen finden, doch die Verkettung die bei Ihnen nun folgt, ist wahrlich Sprengsatz in meinen Augen: „und/oder antisemitisches Gedankengut“. Soll man wahrscheinlich nicht so verstehen, dass jeder, der islamischen Glaubens ist, sozusagen auch Antisemit ist, oder wie?

Aber ich möchte mal darauf hinweisen, dass auf dem gedruckten Papier etwas ganz anderes steht, nämlich das, was ich lese. Und das ist für mich verdammt erschreckend. Solche mathematischen Gleichsetzungen war ich bis jetzt nur von Amerika in diesem Thema gewöhnt. Das Problem liegt absolut nicht im „islamistischen Gedankengut“ und der „Anfälligkeit“ dafür, die so manch Mensch eben hat. Genau genommen besitzen so ziemlich viele Menschen auf dieser Welt islamistisches Gedankengut, denn es ist nunmal ihre Religion. Und auch wenn es für den Autor nicht vorstellbar sein mag, es gibt Menschen, sehr viele, die sind sehr friedfertig, obwohl sie von islamistischem Gedankengut triefen, und sie als Antisemiten zu bezeichen, käme mir persönlich nie in den Sinn. MICHAEL SCHOLL, Nürnberg

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