Tote Ostsee, tote Seehunde

Der Sauerstoffgehalt in den tiefen Bereichen der westlichen Ostsee ist nach Angaben des schleswig-holsteinischen Umweltministers Klaus Müller (Grüne) „Besorgnis erregend“. Wie Müller gestern in Kiel mitteilte, hatten seit Anfang September Experten des Landesamtes für Natur und Umwelt an mehr als 60 Stellen Proben in der Ostsee genommen, nachdem dänische Forscher einen Sauerstoffmangel für das Binnenmeer prophezeit hatten. Im Vergleich zum vorigen Jahr seien die Werte „deutlich schlechter“. Zudem sei „mit etwa einem Viertel unserer Küstengewässer ein weitaus größeres Gebiet von Sauerstoffmangel betroffen“, berichtete Müller. Giftigen Schwefelwasserstoff hatten die Forscher während des drei Wochen dauernden Ostseemonitorings in der Flensburger Förde sowie in der Mecklenburger und Lübecker Bucht gefunden. Sinkt der Sauerstoffgehalt unter zwei Milligramm pro Liter, wird es für die Fische und Bodentiere in der Ostsee, die nur wenig frisches Wasser durch die Engpässe Sund sowie Großer und Kleiner Belt zwischen den dänischen Inseln erhält, lebensbedrohlich. Bereits Anfang September waren erste Fische nach Aussage Müllers abgewandert.

Die tödliche Seehundstaupe hat derweil auch die deutsche Ostseeküste erreicht. Das ergaben Untersuchungen an zwei Kadavern, die vor drei Wochen bei Zingst in Mecklenburg-Vorpommern angespült wurden. An der Epidemie sind in diesem Jahr schon 13.000 Seehunde verendet. LNO