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Grünes Grinsen

In Schleswig-Holstein bleibt die SPD trotz Verluste stärkste Kraft, CDU leichte Verbesserungen; Grüne können große Gewinne verzeichnen und werden drittstärkste Kraft im Land. Schill-Partei bleibt vollkommen bedeutungslos

Björn Pistol ist zufrieden. „Heute ist das breite Grinsen angesagt“, kommentierte der Landesvorsitzende der schleswig-holsteinischen Grünen gestern die Zugewinne für seine Partei. Mit einem Plus von 2,9 Prozentpunkten auf insgesamt 9,4 Prozent sind die Grünen drittstärkste Kraft in Schleswig-Holstein geworden und künftig mit zwei Abgeordneten im Bundestag vertreten.

Auf Listenplatz eins und zwei stehen Grietje Bettin und Rainder Steenblock. Die ehemalige Spitzenkandidatin Angelika Beer hat keinen Listenplatz mehr; ihr wurde die zur Wiederwahl notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit verweigert.

Obwohl sie im Vergleich zu den Erfolgen von 1998 in der Zweitstimme 2,5 Prozent verloren hat, bleibt die SPD mit 42,9 Prozent stärkste Kraft im Land. Ihre zehn direkt gewählten Kandidaten ziehen in den Bundestag ein. Eins der elf Direktmandate musste sie aber an die CDU abtreten: Im Wahlkreis Nordfriesland / Dithmarschen-Nord setzte sich Peter Harry Carstensen (CDU) direkt gegen seinen SPD-Kontrahenten Manfred Opel durch – mit einem Vorsprung von nur 369 Stimmen allerdings äußerst knapp.

Die Hoffnung von CDU-Spitzenkandidat Dietrich Austermann, alle Direktmandate zu gewinnen, wurde damit allerdings erwartungsgemäß bei weitem verfehlt. Bei den Zweitstimmen legte die CDU auch nur um schlappe 0,3 Prozentpunkte auf 36,0 Prozent zu. Das genügt jedoch für den Einzug von weiteren sieben Listenkandidaten.

Die FDP erhält wie schon zuvor zwei Mandate. Mit 8,0 Prozent (plus 0,4) zog sie sich im Bundesvergleich recht achtbar aus der Affäre. Sie wird im neuen Bundestag durch Parteichef Jürgen Kopplein und den Kieler Fraktionschef Wolfgang Kubicki vertreten sein. Er werde sein Bundestagsmandat auch annehmen, versicherte Kubicki.

Dies muss allerdings noch nicht unbedingt heißen, dass er tatsächlich auf die Bundesbühne wechselt. Für die FDP im Norden könnte der alerte Fraktionschef in Kiel gewiss mehr ausrichten als in Berlin, wo die Liberalen in der Opposition bleiben und er selbst mit der Parteinahme für seinen Freund Jürgen Möllemann keine besonders guten Karten haben dürfte.

Die hoch gesteckten Erwartungen der Schill-Partei haben sich auch in Schleswig-Holstein bei weitem nicht erfüllt. Die rechtspopulistische Partei kam nicht annähernd in die Nähe ihres Ziels, ein zweistelliges Ergebnis zu erreichen. Fast durchweg blieb sie unter zwei Prozent.

Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis hat Schleswig-Holstein somit nur noch 22 Abgeordnete im Bundestag. Zwei Mandate fielen der Verkleinerung des Parlaments zum Opfer, Überhangmandate wurden im Land zwischen den Meeren nicht verteilt. Die Wahlbeteiligung lag mit 80,9 Prozent geringfügig niedriger als vor vier Jahren.

bub / lno

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