: Wochenenden im Märchenwald
Rihm und Cage, fernöstliche Erstaufführungen und britische Stargäste: Die NDR-Konzertreihe „das neue werk“ widmet sich in der kommenden Saison dem nur scheinbar überkommenen Thema Mythen und Märchen
„Labyrinth Mythos“ heißt in der im Oktober beginnenden Saison 2002/2003 das Leitmotiv der NDR-Konzertreihe das neue werk. Die drei Wochenenden des Zyklus im Rolf-Liebermann-Studio stehen unter drei verschiedenen Themen, teilte der Sender am Mittwoch mit.
Den Auftakt bildet das Wochenende am 19./20. Oktober mit drei Konzerten fernöstlicher Musik. Auf dem Programm steht eine Kammeroper für Tanz, Stimme und Instrumente des japanischen Komponisten Akira Nishimura. Der NDR-Chor tritt am 20. Oktober mit einem japanisch-koreanischen Programm auf, gefolgt von einem Nachtstudio mit Kammermusik: Zu Stücken von Toru Takemitsu, Jo Kondo, Toshio Hosokawa und Giacinto Scelsi werden japanische Märchen rezitiert.
Um den „Fluchtpunkt Antike“ geht es an zwei Konzertabenden am 14./15. Dezember, deren Schwerpunkt auf Werken Wolfgang Rihms liegt. Rihm und sein Kollege Matthias Pintscher werden sich überdies in einem Podiumsgespräch der Frage widmen, warum Sujets der Antike eine Art Dauerbrenner bei Komponisten der neuen Musik zu sein scheinen – Zweiflern beantworten sie somit möglicherweise auch gleich, warum sich das neue werk einem scheinbar so überkommenen Themenfeld widmet.
Im Rahmen eines Nachtstudios kommen die Études Australes, die Sternenmusik von John Cage zur Aufführung, gespielt von Steffen Schleiermacher, der als derzeit bester Cage-Pianist überhaupt gilt. Christoph Eschenbach leitet ein Konzert des NDR-Sinfonieorchesters mit einem weiteren Stück von Rihm sowie Werken von Kaija Saariaho und Pintscher.
Das dritte Konzertwochenende im Juni 2003 steht unter dem Titel „Märchendunkel“: drei Tage mit vier Konzerten und einem besonders weit gespannten Programm zum Themenkomplex „Märchen/neue Musik“. Hier ist auch die NDR-Bigband mit einer Uraufführung beteiligt: Dieter Glawischnigs neues Stück Grimms Märchen nach Janosch. Das NDR-Sinfonieorchester wird unter der Leitung von Stefan Asbury ebenfalls eine Uraufführung vorstellen: Die Kammerfassung der Oper The Blond Eckbert von Judith Weir, fußend auf dem gleichnamigen Kunstmärchen von Ludwig Tieck.
Erstmals geht das neue werk eine Kooperation mit dem Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) ein. Im Sommer kommenden Jahres werden beide Veranstalter gemeinsam eine Konzertreihe mit neuer Musik aus England ausrichten. Dabei sind bemerkenswerte Gastspiele vorgesehen: Mit der London Sinfonietta ist das derzeit wohl bedeutendste britische Ensemble für neue Musik geladen. Auch werden zwei Künstler versprochen, die als Dirigenten und Komponisten Entscheidendes für die Verbreitung der englischen neuen Musik geleistet haben: George Benjamin und Oliver Knussen. aldi/lno
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen