Isolierte Perlen

Die Deutsche Kammerphilharmonie präsentiert neue CDs

Tanja Tetzlaff badet geradezu in den rhythmischen und melodischen Vertracktheiten

Vor ca. drei Jahren kündigte die Deutsche Kammerphilharmonie an, dass sie versuchen wolle, ein Konzept in die Reihe ihrer CD-Produktionen hineinzubringen. Wild durcheinander, mit unterschiedlichen Firmen und entsprechend unterschiedlichen grafischen Outfits war da alles aneinandergereiht worden, was so grad kam, meist aus Konzertmitschnitten. Perlen darunter, gewiss, aber ohne Konzept und Profil.

Nun kann man gut und gerne argumentieren, die Leute kaufen sowieso einzelne Werke, warum dann eine wiedererkennbare Reihe. Ich finde es schade, besonders angesichts einer reißerischen Wunschkonzert-CD, die ihre Basis nicht in einem Konzert des Orchesters hat, sondern im Exklusivvertrag mit der CD-Firma.

Nur so ist erklärlich, dass die Deutsche Kammerphilharmonie „French Works for Violon and Orchestra“ präsentiert, neben Originalstücken auch Arrangements für die Anthologien der Salongeiger. Wer das liebt, kann die Kunst Renaud Capucons genießen, ein 24-jähriger Geiger, der seinerseits eben auch einen Exklusivvertrag bei Virgin Classics hat.

Eine zweite Sammelsurium-CD macht da schon eher Sinn: Es handelt sich um ein Porträt, und zwar von der Solocellistin Tanja Tetzlaff, die mit ruhiger und bescheidener Beständigkeit in eine große Karriere hineinwächst. Auf zwei CDs präsentiert sie einige Perlen der Celloliteratur und erweist sich mit Ausnahme der allzu unschlüssig geratenen Solosuite c-Moll von Johann Sebastian Bach als souveräne Virtuosin, die keine Feinheiten schuldig bleibt.

Tanja Tetzlaff badet geradezu in den rhythmischen und melodischen Vertracktheiten. Das gilt auch für das expressive und zum Teil witzige „Yta III“ des finnischen Dirigenten Esa-Pekka Salonen und für die Solosonate op. 87 von Benjamin Britten mit ihrem weit gespannten Ausdrucksreichtum.

Richtig fein ist die CD mit den beiden letzten Sinfonien von Johannes Brahms. Hardings absolut schlankes Brahmsbild, die brodelnden Spannungen, die mitreißenden Tempowechsel, die Harmoniewechsel, das gespannte Bläser-Streicher-Verhältnis, alles das macht die CD zu einer großen Freude.

Ute Schalz-Laurenze

Die CDs sind erhältlich bei den Konzerten der Dt. Kammerphilharmonie