: „Es muss nach HipHop aussehen“
Ein Bremer Tanzlehrer richtet im Oktober die Streetdance-Weltmeisterschaft in der Stadthalle aus. Erwartet werden 1.500 Tanz-Teilnehmer aus 20 Nationen, darunter Südafrika, USA und Kanada
Die Teilnahmebedingungen des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverbands (ADTV) scheinen kaum Freiraum zu lassen: „Akzeptiert werden beim HipHop gehüpfte Schritte (New Jack Swing), vorwiegend wird auf Achtel Notenwerte getanzt. Binnenkörperliche Bewegungen jeglicher Art werden genauso akzeptiert wie akrobatische Elemente. Diese dürfen aber nicht überwiegen und müssen fließend ins Tanzen übergehen.“ Derart steif klingt das Regelwerk für die Teilnehmer der Streetdance-WM, die vom 16. bis 19. Oktober in der Bremer Messehalle 7 stattfinden wird.
Der ursprüngliche Titel „HipHop-Weltmeisterschaft“ – von der International Dance Organization (IDO) dieses Jahr erstmals in Bremen ausgetragen – trügt dagegen etwas: Hinter diesem Namen verbirgt sich nicht, wie man vermuten könnte, ein Wettbewerb eloquenter Sprechgesangsmechaniker, sondern ein jährlicher Tanz-Contest. In den letzten zwei Jahren fand die WM parallel zur HipHop-Messe „Hipcom“ statt. Dieses Jahr sprang die Firma Spectrum, Veranstalterin beider Events, kurzfristig ab. Stattdessen macht der Bremer Tanzlehrer Heiko Leyhausen den Koordinator. Er muss nun den Ansturm von 1500 Teilnehmern aus 20 Nationen (darunter Südafrika, USA, Kanada) bewältigen. „Ein bisschen knapp ist das schon“, sagt Leyhausen, „aber mit der Erfahrung der letztjährigen WM in Essen, die ich auch schon mitveranstaltet habe, müsste das gehen.“
Immerhin bleibt zu hoffen, dass durch die Absage der Hipcom der kommerzielle Aspekt wieder in den Hintergrund gedrängt wird. Für die Messe hatte Spectrum schließlich damit geworben, dass es dort „neueste Anregungen für das Outfit der modebewussten Kids“ geben solle. Dieses Jahr will man sich voll aufs Tanzen konzentrieren: Verschiedene Altersgruppen werden in den Kategorien Formation, Solo, Duo sowie in den Nebendisziplinen Electric Boogie („Roboter-Tanz“) und Breakdance antreten. Aufgrund der harten Auscheidungswettbewerbe werden gerade einmal eine Hand voll BremerInnen als Lokalmatadore auf der Tanzfläche um die Titel kämpfen. Sie haben sich bei einer Qualifikationsrunde am vergangenen Samstag auf der Hafa gegen 70 Konkurrenten durchgesetzt.
Die Jury soll neben Musikalität und Bühnenpräsenz der Tänzer auch „Originalität“ bewerten. Was darunter zu verstehen ist, weiß selbst der ADTV nicht so genau: „Es muss nach HipHop aussehen.“ Daniel Schalz
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