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Nachhaltige Elbvertiefung

Begleituntersuchung: Jüngstes Ausbaggern der Fahrrinne folgenlos für Wasserstand. Wirtschaftssenator Uldall will weitere Vertiefung bis 2007 – doppelt so schnell wie beim letzten Mal. Umweltverbände kritisieren zu kurzen Untersuchungszeitraum

Der Nabu rechnet mit fatalen Folgen für Tiere und Pflanzen in und an der Elbe

von GERNOT KNÖDLER

Die „Fahrrinnenanpassung“ der Unter- und Außenelbe hat die Wasserstände kaum verändert. Das ist das Zwischenergebnis einer Begleituntersuchung, die die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und das Amt für Strom- und Hafenbau anderthalb Jahre nach Abschluss der Baggerei vorgelegt haben. Die Veränderungen des Mittleren Tide-Hochwassers (MTHw) und des Mittleren Tide-Niedrigwassers seien unter den prognostizierten Werten von plus vier und minus sieben Zentimetern geblieben. Die gesamte „Beweissicherung“ ist allerdings auf 15 Jahre angelegt.

Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) nahm das Ergebnis erfreut zur Kenntnis und kündigte an, die nächste Elbvertiefung doppelt so schnell über die Bühne zu bringen wie die jüngste: Ende 2007 sollen Schiffe mit bis zu 14,50 Metern Tiefgang den Hafen verlassen können. Zurzeit sind es 13,50 Meter, bis Ende 1999 waren es 12,80 Meter.

Die Beweissicherung ist Bestandteil des Planfeststellungsbeschlusses für die jüngste Vertiefung vom 22. Februar 1999. Dabei sollen Veränderungen des Wasserstandes, der Strömung, des Salzgehaltes, des Flussbettes, des Sauerstoffgehaltes sowie der Besiedlung mit Lebewesen erfasst werden. Das jetzt vorgestellte Zwischenergebnis stützt sich auf die Messungen der Wasserstände. Aus den geringen Änderungen folgern die Behörden, dass sich auch die Strömung und die Ökologie der Elbe nur geringfügig verändert haben können. Untersuchungsergebnisse zu Tieren und Pflanzen finden sich in dem Zwischenbericht nicht.

Beim Salzgehalt und der Strömung stellten die Forscher keine Veränderungen fest, die über die starken natürlichen Schwankungen hinausgehen. Gleiches gilt für die Aufteilung in Tiefwasser, Flachwasser, Watt und Vorland. Die von Sturmfluten ausgehende Gefahr habe sich erst recht nicht erhöht: Weil sich bei Sturmfluten der Querschnitt der Elbe vervielfacht, verteilt sich eine kleine Erhöhung des mittleren Wasserstandes so, dass sie kaum mehr zu messen ist.

Als „Schlüssel des Erfolges“ bezeichnete der Präsident der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord Hans-Gerhard Knieß die Methode des jüngsten Elbe-Ausbaus. „Wir haben die Elbe nicht einfach vertieft, sondern uns weitestgehend an die Flusssohlenstruktur gehalten“, sagte er. Man habe Wert darauf gelegt, dass sich die Riffelstruktur der Elbe nicht verändere.

Mit 15 Millionen Kubikmetern Sand, Schlick und Schotter sei nur dreimal so viel Material aus dem Strom geholt worden wie bei der jährlichen Unterhaltungsbaggerei, argumentierte Heiner Helms, der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Hamburg. Der Eingriff sei zum Teil in der Elbe ausgeglichen worden: durch Vertiefung der Hahnöfer Nebenelbe und durch das Ablagern von Baggergut in den Strom. Statt das Material ins Meer schwemmen zu lassen, hätten die Wasserbauer auf diese Weise neue ökologisch wertvolle Flachwasserzonen geschaffen.

Die Umweltverbände Nabu und BUND kritisieren jedoch, der Untersuchungszeitraum sei zu kurz, um die Wirkungen der Elbvertiefung beurteilen zu können. Der Nabu rechnet „ungeachtet der vorliegenden Zwischenergebnisse“ mit „fatalen Folgen für die Tiere und Pflanzen in und an der Elbe“, erst recht bei einer neuen Elbvertiefung. Der BUND verlangt, in die Kosten-Nutzen-Analyse auch die geplante Vertiefung der Außenweser und den Bau eines Tiefwasserhafens in Wilhelmshaven einzubeziehen.

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