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Reporter ohne Fachkomptenz

Betr.: Prince Nico vor Amagedon, taz Bremen vom 07.10.2002.

Das Schöne an den Artikeln der taz Bremen zu den Galopprennen in Bremen ist, dass sie grundsätzlich von keinerlei Sachkenntnis getrübt sind. So weit, so schlecht (aber einschätzbar).

Trotzdem erlaube ich mir, ein paar der besonderen Abstrusitäten zu erwähnen: Eine „Startermaschine“ gibt es nicht, es handelt sich um eine „Startmaschine“. In selbige werden die Pferde geführt, um im gleichen Moment ins Rennen geschickt zu werden. Die Pferde laufen dann auch nicht „wie von der Tarantel gestochen“ los. Die Geschwindigkeit ist abhängig von der Länge des Rennen. Über kürzere Distanzen (1.200 m bis 1.600m) geht es natürlich schneller zur Sache als über längere Distanzen (2.400m oder mehr).

Welche Droge der (rasende) Reporter eingenommen hat, um festzustellen, dass „wie besessen“ auf die Pferde mit den „Gerten“ eingeschlagen wird, weiß ich natürlich nicht. Die Realität sieht anders aus. Die Jockeys dürfen in einem Rennen max. siebenmal ihre Peitsche (nicht Gerte) einsetzen, um die Pferde zu einem schnelleren Laufen zu animieren. Falls das „besessen“ geschieht oder unsachgemäß (wenn z. B. das Pferd müde ist), dann bestraft die Rennleitung in teilweise drastischer Form den Reiter (Geldstrafen, Lizenzentzug). Der Wettumsatz des letzten Renntages war für Bremer Verhältnisse ziemlich gut. Daran ändern auch die Aussagen des 28-jährigen Einzelhandeskaufmannes aus Weyhe oder von Anne (30) aus Bremen nichts.

Dem Artikel fehlt letzlich der letzte Pep. Glücklicherweise wurde in diesem Jahr nicht der (Bremer ) Stall „Steintor“ erwähnt, den gibt es nämlich nicht. In diesem Fall liegt das Viertel in Hannover.

Interessanter wäre sicherlich aber ein Hinweis darauf gewesen, dass dem größten Bremer Trainer, Andreas Wöhler, ca. 10 Prozent seiner Pferde in der letzten Woche abgezogen wurden, weil – angeblich – in Bremen keine Pferde trainiert werden können. (Am letzten Wochenende haben die Pferde von Herrn W. zwei sog. „Gruppe“-Rennen gewonnen (das enstpricht der Champions League im Fußball). Wolfgang Brinker

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