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Wirtschaft bleibt US-Sache

Nobelpreis geht an zwei US-Amerikaner, weil sie Psychologie und Experimente in das Metier einbrachten

STOCKHOLM dpa/taz ■ Der Nobelpreis für Wirtschaft ist auch in diesem Jahr wieder an die USA gegangen. Wie die Akademie der Wissenschaft in Stockholm am Mittwoch mitteilte, werden der in Israel geborene Daniel Kahneman (68) und Vernon L. Smith (75) für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der psychologischen und experimentellen Wirtschaftswissenschaft ausgezeichnet.

Kahneman ist sowohl Bürger der USA wie von Israel. In der Begründung der Akademie hieß es, er habe „Einsichten aus der psychologischen Forschung in die wirtschaftswissenschaftliche Analyse integriert“. Er arbeitet an der Princeton-Universität in New York (www.princeton.edu/~psych/PsychSite/fac_kahneman.html).

Kahnemans wichtigste Resultate berühren das Entscheidungsverhalten bei Unsicherheit, wo er aufgezeigt hat, wie Entscheidungen systematisch von den Vorhersagen der traditionellen wirtschaftswissenschaftlichen Theorien abweichen können. Zusammen mit dem 1996 verstorbenen Amos Tversky hat er eine Alternative, die „prospect theory“, entwickelt, die dem beobachteten Verhalten unter Berücksichtigung von Erkenntnissen der Psychologie besser entspricht.

Der Preis für Smith von der Manson-Universität im US-Bundesstaat Virginia (www.gmu.edu/departments/economics/facultybios/smith.html) wurde mit dessen Arbeit an experimentellen Methoden für die Wirtschaftsforschung begründet, die den Standard für Laborexperimente in der Wirtschaftsforschung gebildet haben. In eigenen Experimenten hat er empirisch die Bedeutung alternativer Marktinstitutionen nachgewiesen; zum Beispiel welchen Preis ein Verkäufer aufgrund der Wahl der Auktionsform erwarten kann. Smith’ Forchergruppe testete auch Spielregeln für neue Märkte – wie etwa den deregulierten Stromhandel –, bevor sie in der Praxis angewendet wurden.

Seit der Stiftung der Wirtschaftsauszeichnung durch die schwedische Reichsbank 1968 waren 32 der 51 durchweg männlichen Preisträger US-Bürger, fünf weitere an Universitäten in den USA tätig. 14 Laureaten kamen von europäischen Forschungseinrichtungen. Der Preis ist wie die anderen Nobelsparten auch in diesem Jahr mit insgesamt 10 Millionen schwedischen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotiert und wird am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (1833 – 1896) verliehen. Die Wirtschaftssparte des Nobelpreises wird immer wieder kritisiert (taz von gestern).

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