: Die Wurmforscher
Höchste wissenschaftliche Ehrung für die grundlegenden Arbeiten zur Erforschung des programmierten Zelltods
Ja, er habe schon öfter an den Nobelpreis gedacht, gesteht Sydney Brenner, besonders wenn man sehe, „wer ihn so alles bekommen hat“. In München, wo er einen Vortrag halten wollte, hat den 75-jährigen Briten am Montag die Nachricht erreicht, dass er dieses Jahr zu den Auserwählten gehört. Gemeinsam mit seinem Landsmann John Sulston (60) und dem US-Forscher Robert Horvitz (55) hat ihn das Karolinska Institut in Stockholm zu den diesjährigen Preisträgern in der Sparte Medizin ernannt. Ausgezeichnet wurde das Wissenschaftlertrio für die Erforschung des programmierten Zelltods.
Die Apoptose ist eine Grundvoraussetzung für das Leben. Sie stellt sicher, dass sich überzählige oder geschädigte Zellen selbst töten, bevor sie im Körper Schäden anrichten können. Im Zentrum ihrer Arbeiten stand jahrzehntelang der Fadenwurm Caenorhabditis elegans, der sich durch einen einfachen Körperausbau auszeichnet. Dieses Tier besteht aus exakt 959 Körperzellen. Herkunft und Funktion jeder Zelle ist inzwischen bekannt.
Brenner, der bereits in den Sechzigerjahren die Grundlage für die Erforschung des Fadenwurms legte, beschäftigt sich inzwischen dem Pufferfisch Fugu. Der Fisch habe den Vorzug, dass in seinem Genom nicht so viel „Schrott“ vorhanden sei wie zum Beispiel beim Menschen.
Die zahlreichen nichts sagenden Genomsequenzen im menschlichen Erbgut waren auch mit der Grund dafür, dass er sich wiederholt gegen das Programm zur Sequenzierung des menschlichen Genoms aussprach. In einem in dem Fachmagazin Laborjournal (4/2002) erschienenen Interview bezeichnete er gar die Sammelwut der Gensequenzierer als „größten Mist, der jemals vorgeschlagen wurde“. WOLFGANG LÖHR
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen