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Tag X ab 9. November

Größter deutscher Atommüllzug aller Zeiten rollt störungsfrei durchs deutsche Land. Urteil im Prozess gegen Castorgegner wegen Gleisbesetzung vor 18 Monaten erwartet

BERLIN taz ■ Stell dir vor, der größte Atomtransport aller Zeiten rollt durch Deutschland – und keiner hält ihn auf. Neun Behälter Atommüll aus den vier norddeutschen AKWs Brokdorf, Brunsbüttel, Stade und Krümmel wurden am gestrigen Morgen in Maschen südlich von Hamburg zusammengekoppelt. Ein weiterer Zug mit zwei Behältern startete in Unterweser. In Süddeutschland wurden dann noch drei Behälter aus Neckarwestheim und zwei des AKW Grafenrheinfeld angekoppelt. 16 Behälter – das gab es noch nie.

Auch das ist neu: Übereinstimmend erklärten Bundesgrenzschutz und Greenpeace: Keine besondere Vorkommnisse. Was nicht ganz stimmt: In Brunsbüttel hatten Demonstranten wenige Stunden vor dem geplanten Start des Transports die Gleise auf 15 Metern Länge gelockert. In Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gab es entlang der Stecke mancherorts Mahnwachen, die Polizei in Münster etwasprach von 15 bis 20 friedlichen Demonstranten. Insofern hatten Bundesgrenzschutz und Greenpeace recht: Störungsfrei ging es Richtung Wiederaufbereitungsanlagen Sellafield in Großbritannien und La Hague in Frankreich.

Vielleicht bereiten die Aktivisten ja auch nur den nächsten Castorprotest nach Gorleben vor: Im Wendland laufen die Vorbereitungen für den ab 9. November erwarteten Rücktransport aus La Hague an. Die Castorgruppen Höhbeck, Gartow, Gorleben und der Südkreis trafen sich gestern, die Meldestaffel Idas und die Castorgruppe Gusborn beraten heute.

Heute wird auch im Amtsgericht Lüneburg das Urteil gegen einen Aktivisten erwartet, der sich beim vorletzten Castortransport nach Gorleben im März 2001 bei Bavendorf ans Gleis gekettet hatte. Der Lokführer hatte im Prozessverlauf den Anklagepunkt der Nötigung selbst entkräftet. NICK REIMER

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