piwik no script img

Gordischer Knoten wird dicker

Mit einer schmerzlichen 63:84-Heimniederlage gegen Efes Istanbul startet Alba Berlin in die Basketball-Europaliga, die nach der Reduzierung auf 24 Teams stärker ist denn je

BERLIN taz ■ Die Miene von Emir Mutapcic wollte sich einfach nicht aufhellen, selbst als sein Kollege Oktay Mahmut von Efes Istanbul plötzlich begann, wahre Lobeshymnen über das Team des Bosniers auszuschütten. Dem Trainer des deutschen Basketball-Dauermeisters Alba Berlin war klar, wie schwierig es sein wird, in Zukunft zu beweisen, dass die türkischen Vorschusslorbeeren mehr als reine Höflichkeitsfloskeln waren. Keineswegs würde der drastische 84:63-Sieg der Istanbuler in der Berliner Max-Schmeling-Halle den wahren Unterschied zwischen beiden Mannschaften widerspiegeln, hatte Mahmut gesagt, Alba sei „ein großes Team mit viel Potenzial“, welches „in diesem Wettbewerb noch eine Menge mitreden“ werde.

Der Wettbewerb heißt Euroleague und schien diesmal noch eine Nummer zu groß für das neu formierte Alba-Team. Eine Halbzeit lang hielt die Mannschaft einigermaßen mit, dann reichten den Istanbulern zwei Minuten Berliner Unachtsamkeit, um auf zehn Punkte davonzuziehen. Alba ergab sich prompt in sein Schicksal, außer dem bärenstarken Power Forward Quadre Lollis und Center Teoman Öztürk hielt kaum noch jemand dagegen. „Ich habe den Kampfgeist vermisst“, beschwerte sich Mutapcic, „so bekommen wir nicht nur gegen große Teams wie Efes in der Europaliga Probleme, sondern auch in der Bundesliga.“ Kaum etwas war zu sehen von den fünf WM-Bronzemedaillisten im Team, so gut wie nichts vom neuen Spielorganisator DeJuan Collins, der sein erstes Europaligamatch bestritt. „Das ist ein völlig anderes Spiel“, wusste der erfahrene Lollis über Europas Eliteklasse zu berichten, „er muss noch viel lernen, aber es war okay“, zeigte sich Mutapcic nachsichtig.

Durch die Reduzierung von 32 auf 24 Mannschaften ist das Niveau der Euroleague noch höher geworden, gleichzeitig tragen wirtschaftliche Veränderungen dazu bei, dass sich die Lage für die Berliner schwieriger gestaltet. Die großen südeuropäischen Klubs, deren Spiele sämtlichst live im heimischen Fernsehen übertragen werden, hatten sich heftig beschwert, dass sie zu wenig Geld von der Liga bekamen. Jetzt werden die Antrittsgelder nach den Fernseheinnahmen bemessen, was Alba aufgrund der basketballerischen Ignoranz der deutschen Fernsehsender hart trifft. Statt 600.000 Dollar fließen nur noch etwa 300.000 in die Kasse, der Etat von etwa fünf Millionen Euro ist zwar in der Bundesliga topp, in der Europaliga aber eher ärmlich.

Zusätzliche Einnahmen würde der Einzug in die Zwischenrunde bringen, doch der ist nach dem misslungenen Heimauftakt noch schwieriger geworden. Die ersten Fünf der drei Achtergruppen sowie der beste Sechste kommen weiter, bei Gegnern wie Skipper Bologna, Benetton Treviso, AEK Athen, Cibona Zagreb, Pau-Orthez und FC Barcelona eine Aufgabe, die vertrackter scheint als die Entfädelung des gordischen Knotens. Immerhin besitzt Emir Mutapcic schon das passende, geradezu alexandrinisch anmutende Rezept: „Aufwachen und ohne Bremse spielen.“ MATTI LIESKE

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen