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Indonesiens renitenter Islamist

Der Islamgelehrte Abu Bakar Bashir soll Bin Ladens Mann in Indonesien sein. Er bestreitet eine Verbindung zum Terror

BERLIN taz ■ Die Anschläge in Bali können gar nicht von Einheimischen verübt worden sein, meint der indonesische Islamgelehrte Abu Bakar Bashir. Er lud am Sonntag zur Pressekonferenz in die zentraljavanische Stadt Solo, um den Verdacht zu entkräften, er selbst stecke hinter den Anschlägen. „Angesichts der großen Wucht des verwendeten Sprengstoffs müssen es Ausländer gewesen sein, vermutlich aus den Vereinigten Staaten“, sagte Bashir. Die USA versuchten den Eindruck zu erwecken, Indonesien sei eine Terroristenhochburg. „Ich hoffe, die Regierung wird nicht in diese Falle tappen.“

Bashir ist jemenitischer Abstammung und wurde 1937 in Jombang in Ostjava geboren. Früh engagierte er sich in islamischen Jugendorganisationen. 1971 gründete er das Pensantren Mu’min, eine Islamschule, die 1973 nach Ngruki bei Solo umzog und heute mit 2.000 Schülern unter dem Namen „Pondok Ngruki“ bekannt ist. Die Schule gilt als eine Kaderschmiede für indonesische Islamisten.

1978 wurde Bashir verhaftet, als die Behörden eine „Kommando Dschihad“ oder „Jemaah Islamiyah“ (JI; „Islamische Gemeinschaft“) genannte islamistische Gruppe zerschlugen. Die war vom Militärgeheimdienst selbst aufgebaut worden und rekrutierte sich aus früheren Mitstreitern und Anhängern einer schon 1962 zerschlagenen islamistischen Bewegung. Der Geheimdienst wollte mit der neuen Gruppe einen gegen die Suharto-Diktatur gerichteten Islamismus von vornherein steuern und diskreditieren, heißt es in einer Studie der International Crisis Group (ICG) vom August. Ausgelöst wurde jedoch eine Dynamik, die später außer Kontrolle geriet.

Bashir wurde zu neun Jahren Haft verurteilt, aber 1983 entlassen. 1985 floh er nach Malaysia, wo er internationale Kontakte aufbaute. Erst 1999 und damit ein Jahr nach dem Sturz Suhartos kehrte Bashir nach Indonesien zurück. Im August 2000 war er Mitbegründer des „Rates der indonesischen Gotteskrieger“ (MMI), der ihn zu einem seiner Führer machte und sich für einen islamischen Gottesstaat einsetzt. MMI setzt sich aus Islamisten zusammen, die Bashirs Schule besuchten oder bereits früher in JI und dessen Vorläufern aktiv waren. Die Gruppe gibt es laut Bashir als solche gar nicht. Demgegenüber macht Singapurs Regierung sie für geplante Anschläge auf westliche Einrichtungen verantwortlich und will Verhaftete als JI-Mitglieder identifiziert haben, von denen einige Kontakte zu al-Qaida haben sollen. Die ICG hält den Namen „Jemaah Islamiyah“ auch für irreführend und spricht stattdessen vom „Ngruki-Netzwerk“ in Anlehnung an den Ort von Bashirs Islamschule. Dieses islamistische Netz sei sehr weitläufig, und nur bei wenigen Personen bestehe konkreter Verdacht auf Al-Qaida-Verbindungen.

Aus seiner Bewunderung für Ussama Bin Laden machte Bashir nie ein Hehl, womit er in Indonesien nicht allein ist. Auf Druck Singapurs wurde er bereits im Januar von Indonesiens Behörden vorgeladen, die ihm aber nichts nachweisen konnten. Kürzlich zitierte das US-Magazin Time einen CIA-Bericht, in dem ein gefangener Kuwaiter Bashir als al-Qaidas Verbündeten in Indonesien bezeichnete und ihn mehrerer Anschläge bezichtigte. Bashir dementierte und drohte Time mit einer Klage. Fraglich bleibt, ob Indonesiens Regierung jetzt etwas gegen ihn in der Hand hat. SVEN HANSEN

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