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Länder schützen Pendler

Morgen tagen die Verkehrsminister der Länder auch zum neuen Preissystem der Bahn. Das benachteiligt Pendler im Nahverkehr von Bayern und Niedersachsen

BERLIN taz ■ Das neue Preissystem der Bahn beschäftigt nun auch die Verkehrsminister der Länder. Auf der Konferenz der Länderverkehrsminister, die morgen und Donnerstag in Meißen stattfindet, werde es auch um Änderungswünsche der Länder gehen, so der Sprecher des Bundesministeriums für Verkehr, Felix Stenschke. Von Seiten der Länder gibt es Diskussionsbedarf, denn von den neuen Bahnpreisen profitieren vor allem Langstreckenfahrer, im Nahverkehr wird es teurer.

Es gibt 70.000 Menschen in Deutschland, die sogar die Bahn selbst zu den Verlierern der Reform zählt. Es sind jene Bahnkunden, die mehrmals in der Woche in verbundfreien Gebieten Zug fahren oder zwischen mehreren Verbünden pendeln. Das wiederum nicht so oft, dass sich eine Wochen-, Monats- oder Jahreskarte lohnen würde. Die Strecken unter 150 Kilometer werden nach dem neuen Preissystem bis zu zehn Prozent teurer. Anna Brunotte, Leiterin des Preis- und Erlösmanagement Personenverkehr bei der Bahn, versichert aber: „Eine Fahrkarte kann maximal um 3 Euro 40 teurer werden.“ Für jemanden, der dreimal in der Woche pendelt, wären das auf ein Jahr hochgerechnet rund 600 Euro mehr.

Diese massive finanzielle Belastung trifft vor allem Pendler in Bayern, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Denn hier gibt es keinen Verkehrsverbund. Auch Pendler, die über Verbundgrenzen hinaus pendeln, können nicht auf rabattierte Karten zurückgreifen. Und deren Verkehrsminister werden sich nun mit der Bahn über Nachbesserungen auseinander setzen müssen.

Annette Volkens, Bahnexpertin des Verkehrsclub Deutschland (VCD), fürchtet, dass genau diese 70.000 Menschen in Zukunft mit dem Auto fahren werden, und das nicht nur gelegentlich, sondern regelmäßig. Weil das Auto in Sachen Flexibilität unschlagbar ist, müsste die Bahn mit günstigeren Preisen kontern. „Die Landesregierungen beraten bereits über Nachbesserungsvorschläge. Niedersachsen hat schon konkrete Forderungen formuliert.“ Annette Volkens hat verschiedene Ideen ausgearbeitet, wie die Bahn auch für Pendler attraktiv bleiben könnte: „Die Bahncard sollte im Nahverkehr weiterhin die Fahrkartenpreise halbieren. Auch eine Art rabattierte Zehnerkarte für den Nahverkehr können wir uns vorstellen.“

VCD, Bündnis 90/Die Grünen und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordern gemeinsam die Senkung der Mehrwertsteuer auf alle Bahnfahrkarten auf 7 Prozent. Zurzeit genießen diesen Steuernachlass nur Tickets bis 50 Kilometer. Tilmann Heuser, BUND-Verkehrsexperte, ruft die Bundesregierung zu Entscheidungen auf: „Alles andere wäre ein Armutszeugnis für eine Regierung, die sich die Förderung der umweltfreundlichen Schiene verschrieben hat.“ Könnten sich die Grünen bei den Koalitionsverhandlungen mit dieser Forderung durchsetzen, würden Fahrkarten fast zehn Prozent billiger und der Staat würde die Preiserhöhung der Bahn im Nahverkehr ausbügeln.

SUSANNE KLINGNER

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