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berliner szenen Shoppen im Ostbahnhof

Die Sonntagsschlangen

Jeden Sonntag wimmelt es im Ostbahnhof nur so von Menschen. Was an den vielen Geschäften liegen muss. Denn Schuh- und Modegeschäfte, Optiker und Drogerie sowie zwei Supermärkte haben hier immer geöffnet. Jeden Tag der Woche, bis 21 Uhr, auch sonntags und feiertags. Eine Sonderregelung für große Bahnhöfe, die auch am Zoo und Alexanderplatz gilt, macht es möglich. Damit Touristen auch nach Feierabend lebensnotwendige Artikel kaufen können.

Doch im „Minimal“ am Ostbahnhof scheinen die Berliner größtenteils unter sich zu bleiben. Die meisten Konsumenten kaufen denn auch keine Kleinigkeiten, sondern für das Mittags- oder Abendmahl groß ein. Dabei sind Gespräche und Situationen zu verfolgen, die Mentalitäts- und Ernährungsstudien gleichen. Soll es Rindfleisch oder Geflügel sein. Lieber Rot- statt Weißwein? Reisende dagegen erkennt man an der eher zögerlichen Wahl: Eine oder besser zwei Stiegen Büchsenbier für die Zugfahrt?

Hat man sich durch den Markt geschlängelt, dauert es ziemlich lange, bis man zahlen darf, weil der Andrang für die Kassiererinnen kaum zu bewältigen ist. Damit keine Langeweile aufkommt, haben die Marktbetreiber für Ablenkung gesorgt. Von der Decke baumeln Vierecke, auf denen zu lesen ist, dass König Kunde nicht länger warten muss – ein Druck auf einen in Kopfhöhe angebrachten Knopf genügt. Erst ertönt ein Dingdong-Ton. Dann flötet eine Frauenstimme: „Danke für ihren Hinweis. Es wird eine weitere Kasse geöffnet.“ Doch diesen Zusatzservice kriegt nicht mal der Minimalmarkt hin – es sind ja schon alle Kassen in Betrieb. Daran ändern auch die amerikanischen Shoppingverhältnisse mitten in Friedrichshain nichts. ANDREAS HERGETH

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