was macht eigentlich... Herr von Ribbeck?

Birnen verschenken

Fast jedes Kind kennt den Namen „Ribbeck“. Die Lesebücher sind schuld, denn darin hat das Großzügigkeitsepos, das Fontane der Nachwelt vermachte, auf immer seinen Platz: Ein alter Mann schenkt Kindern Birnen, ein Vater überlistet seinen Sohn, das Gute obsiegt. So in etwa die Quintessenz des Gedichts.

Den nahe Berlin gelegenen Ort Ribbeck gibt es bis heute, das gleichnamige Adelsgeschlecht ebenso. Neu: Auch der Birnbaum ist wieder da, obwohl es in der DDR fast gelungen wäre, das deutsche Birnenlehrstück im Reich der Mythen zu entsorgen.

Der großzügige Ahn, Hans-Georg, hat im 18. Jahrhundert gelebt. Der letzte Vorfahre vor DDR-Zeiten ist 1945 im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet worden. Die Familie soll schon unter den Nazis „enteignet“ worden sein. In der DDR wurde das Gutshaus zum Seniorenheim, das Land an etwa 1.500 Nutzer verteilt.

Klar, dass die von Ribbecks ihren Besitz nach der Wende zurückhaben wollten. So schnell kommt man nicht wieder zu Geld. In ihrem Fall allerdings drohten 1.500 Rückübertragungsverfahren. Die BRD stellte sich quer. Mit klaren marktwirtschaftlichen Visionen aber siedelte sich der Ribbeck-Nachfahre Friedrich Karl in Ribbeck schon mal an, kaufte einen Acker und pflanzte mit Hilfe von Schulklassen 1.000 Birnbäume darauf.

Zehn Jahre nach der Wiedervereinigung kam es zu einem Vergleich, der den von Ribbecks zwar den Verzicht auf das Land abforderte, aber etwa 6 Millionen Mark nach dem NS-Verfolgtenentschädigungsgesetz zubilligte. Damit lässt sich in Ribbeck was machen. Um schon mal im rechten Licht zu stehen, wird die alte PR-Strategie belebt: Kinder, die den Ort besuchen, bekommen selbstredend eine Birne geschenkt. WS  FOTO: AP