piwik no script img

Ängstliches Programm

Das 5. Festival Politik im Freien Theater eröffnet heute mit „Tropfen auf heiße Steine“ nach R. W. Fassbinder und John Cassavetes im Thalia Theater

Von heute an präsentiert sich zwei Wochen lang das 5. Festival Politik im Freien Theater in Hamburger Theatern. Würde auf diesem Festival wirklich politisch Brisantes verhandelt – es hätte keine Sponsoren gefunden. Denn letztlich sind auch die freien Theater auf behördliche Gelder angewiesen, sind – die aktuelle Umverteilungspolitik der Kulturbehörde zeigt es – keineswegs so frei, wie es scheint.

Großteils ehrenamtlich arbeiten die freien Ensembles, Werbeetats existieren nicht – und sind somit sklavisch auf Geld und Mediengunst angewiesen, um an ihr Publikum zu kommen. Weitere Hürde: die preisgünstige Anmietung von Proben- und Bühnenräumen. Und als käme die etablierte Kunst der Off-Szene auf halbem Weg entgegen, intensiviert sich in letzter Zeit die Rede von Kooperationen staatlicher Theater mit freien Bühnen, sitzt man in puncto Finanzen doch unerwartet und ungern plötzlich im selben Boot. Vielleicht also wurde das Eröffnungsstück des Festivals vom Dresdner Ensemble norton.commander.productions nicht zufällig von Out of Control in Tropfen auf heiße Steine geändert – ein fast schon flach süffisanter Kommentar zur aktuellen Lage der Kultur.

Ensembles aus West und Ost haben Kulturbehörde und Bundeszentrale für politische Bildung also auf die Bühnen von Kampnagel, Schauspielhaus und Thalia Theater geladen; die Themen reichen vom Holocaust über belgischen Kolonialismus bis zur New Economy, intermediale Formen inklusive. Einen roten Faden haben und wollen die Juroren nicht – und doch drängt sich eine strukturelle Gemeinsamkeit auf, die künftig prägend werden könnte: die Kooperation von freier Szene und Staatstheatern, aus schwindender staatlicher Fürsorge für die Belebung der Kulturszene geboren und, vielleicht, trotzdem produktiv.

Doch bis dahin bleibt ein Blick auf die Produktionen, abzurufen im Internet unter http://theaterfestival.bpb.de Petra Schellen

Eröffnung mit Tropfen auf heiße Steine nach R. W. Fassbinder und John Cassavetes: heute, 19.30 Uhr, Thalia Theater

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen