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Unsere Frau in Hollywood

Die Filmregisseurin Caroline Link wird mit „Nirgendwo in Afrika“ ins Rennen um den Auslandsoscar geschickt

Es könnte nicht besser laufen für Caroline Link: Als im Juni der Deutsche Filmpreis verliehen wurde, erhielt ihr Spielfilm „Nirgendwo in Afrika“ fünf Goldene Lolas. Link war zu diesem Zeitpunkt im achten Monat schwanger, was den Moderator Dirk Bach gleich zu einer der für den Abend charakteristischen mäßigen Pointen verleitete. In Anspielung auf den ersten großen Erfolg der Regisseurin, den Spielfilm „Jenseits der Stille“ (1996), sagte er: Dies sei „der letzte Preis diesseits des Stillens“. Still jedenfalls ist es um die damals sympathisch aufgeregte Regiehoffnung seitdem nicht mehr geworden.

„Nirgendwo in Afrika“ könnte etwas gelingen, was „Jenseits der Stille“ versagt blieb: 1998 war dieser Film für einen Oscar in der Kategorie bester nicht englischsprachiger Film nominiert, ging aber leer aus. „Nirgendwo in Afrika“ wurde nun von deutscher Seite für die Nominierung vorgeschlagen. Die Voraussetzungen bringt der in Kenia gedrehte und auf den Erinnerungen Stefanie Zweigs beruhende Film mit: Er ist ein Stück handwerklich gut gemachtes, solides Erzählkino. Was die Wahl seines Sujets betrifft, so steht er auf der sicheren, emotional anrührenden Seite, indem er von einer jüdischen Familie erzählt, die die Flucht vor den Nazis nach Ostafrika verschlägt. Nur arge Skeptiker sollte da die Frage umtreiben, warum sich im Land der nationalsozialisten Filme über deren Opfer so großer Beliebtheit erfreuen, während Filme über die Täter eine Rarität darstellen.

Ob der Film nominiert wird, entscheidet sich endgültig am 11. Februar: Dann legt die Academy of Motion Pictures, Arts and Sciences in Los Angeles fest, welche fünf Produktionen um den Oscar für den besten ausländischen Film konkurrieren.

Die 1964 im hessichen Bad Nauheim geborene Link war 20 Jahre alt, als sie zum ersten Mal mit dem Filmemachen in Kontakt kam: bei einem Praktikum in den Bavaria-Filmstudios. Zwei Jahre später nahm sie ihr Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen in München auf. Ihr Abschlussfilm „Sommertage“ erhielt bei den Hofer Filmtagen den Kodak-Förderpreis. Fürs Fernsehen drehte sie 1992 den Kinderfilm „Kalle der Träumer“. Der Perspektive des Kindes blieb sie lange treu, in „Jenseits der Stille“ genauso wie in der Kästner-Verfilmung „Pünktchen und Anton“ (1999). Erst in „Nirgendwo in Afrika“ teilte sie diese Perpektive auf, indem sie sowohl aus der Sicht der Tochter als auch aus der der Mutter erzählte: Während jene sich spielend zurechtfindet in der neuen Umgebung, ist diese überfordert.

Ein Angebot aus Hollywood, von Miramax hat Caroline Link abgelehnt, „weil es kein konkretes Projekt für mich gab, sondern nur einen Vertrag über drei Filme. Sich da zu binden, nur dass man in Hollywood ist, kommt für mich nicht in Frage. Ich möchte nur Filme machen, die ich wirklich machen will.“

Dass sie die aufwändige Produktion „Nirgendwo in Afrika“ in Angriff nehmen konnte, hatte mit den vorangegangenen Erfolgen zu tun – ohne die hätte Link die nötigen Fördergelder nicht aufgetrieben. Gedreht wurde in einem entlegenen Dorf, Link lernte ein wenig Suaheli. „Die Leute waren zuerst nicht so begeistert“, sagte Link in einem Interview, „weil sie nicht gefilmt oder fotografiert werden wollten.“ Die Produktionsfirma musste als Gegenleistung eine Straße zum Dorf ausbauen lassen. CRISTINA NORD

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