Werbung für den europäischen Handball

Bei der Klub-EM spielen am Wochenende in Sachsen-Anhalt die besten Handballvereine des Kontinents gegeneinander

DESSAU taz ■ „Wir wollen für Ciudad Real Erfahrung sammeln“, sagt José Antonio Revilla, Manager des derzeit Zweitplatzierten der spanischen Handballliga, wenn er gefragt wird, was die Teilnahme an der Europameisterschaft der Vereinsmannschaften, die heute und morgen in Dessau und Magdeburg stattfindet, für seinen Club bedeutet. Wohl bemerkend, dass er sich mit dieser Aussage doch ein wenig zu viel in Understatement übt, fügt er erklärend hinzu: „Fast alle Spieler verfügen natürlich über ausreichend internationale Erfahrung, aber für den Club ist es etwas Neues, sich auf diesem Niveau zu bewegen.“

Tatsächlich birgt das 70.000 Einwohner zählende, 180 Kilometer südlich von Madrid gelegene Ciudad Real ein Handballteam, das es in sich hat. Mit Duschebajew, Entrerios, Romero, Urdiales, Prieto und Hombrados sind es allein sechs aktuelle, mit Núñez, Ortega und Pérez Canca drei ehemalige spanische Nationalspieler, die ihre internationale Erfahrung in die Waagschale werfen. Von den 123 Länderspielen für Russland von Pogorelow und den 108 für Dänemark von Hjermind einmal abgesehen.

Und da Balonmano Ciudad Real, das im nächsten Jahr sogar noch durch Magdeburgs Isländer Olafur Stefansson verstärkt wird, auch vom langjährigen ehemaligen Nationalcoach Spaniens, Juan de Dios Roman Seco, trainiert wird, ist es weit vom Debütantenstatus entfernt. Im Gegenteil wären die Spanier neben den ausrichtenden Magdeburgern als Favorit zu bezeichnen, träfen sie nicht gleich im Halbfinale auf eben diese.

Zum dritten Mal findet die von der in Wien ansässigen Europäischen Handball-Föderation (EHF) ins Leben gerufene Europameisterschaft der Vereinsmannschaften in Deutschland statt. Nachdem 1996 dem TBV Lemgo und im vergangenen Jahr dem THW Kiel als einem der teilnehmenden Teams der Heimvorteil angeboten wurde, drängte sich in diesem Jahr die Berücksichtigung des SC Magdeburg geradezu auf. Für das Teilnehmerfeld sind jeweils die Sieger der Champions League, des Europapokals der Pokalsieger und des EHF-Cups gesetzt. Für den vierten offenen Platz vergibt die EHF an einen Verein ihrer Wahl, zumeist den Vorjahressieger, eine Wild-Card. Eine Variante, die für die Komplettierung des diesjährigen Turniers nicht geholfen hätte, da Magdeburg sowohl Champions-League-Sieger als auch Verteidiger eben dieses EM-Pokals der Vereinsmannschaften ist. So entschied man sich für den quasi doppelt qualifizierten SC Magdeburg als Ausrichter, und Fotex Veszprém aus Ungarn, das dem SCM ein nahezu ebenbürtiger Finalgegner in der Champions League gewesen war, erhielt das Freiticket. Des Weiteren nimmt der zur Zeit vom Verletzungspech gebeutelte THW Kiel als Gewinner des EHF-Cups teil. Dieser wurde im Frühjahr mit großer Genugtuung gegen den europäischen Erzrivalen FC Barcelona errungen. Mit Ciudad Real reist der Inhaber des Pokals der Pokalsieger aus Spanien an.

Da die Gastgeber ein so attraktiv besetztes Handballereignis nicht ausschließlich den Fans vor der eigenen Haustür zukommen lassen wollten, erwog Magdeburgs Manager Bernd-Uwe Hildebrandt ein Splitten der Veranstaltung und wurde in Dessau, eine knappe Autostunde von Magdeburg entfernt, fündig: „Wir wollen Werbung für den europäischen Handball machen, und das möglichst über unser Einzugsgebiet hinaus. Mit der Anhalt-Arena ist in Dessau eine tolle Halle entstanden. Dort gibt es ein sportbegeistertes Publikum, und wir wollten auch das große Engagement der dortigen Verantwortlichen honorieren“, so Hildebrandt. Die beiden in Dessau stattfindenden Spiele, in denen heute Kiel auf Veszprém und Magdeburg auf Ciudad Real trifft, sind laut Hildebrand nahezu ausverkauft und für das kleine und das große Finale am Samstag in der heimischen Bördelandhalle rechnet der Manager ohnehin mit einem vollen Haus.

Eine Rechnung, die für alle Beteiligten mit Sicherheit aufgehen wird. Den teilnehmenden Teams winken neben der Ehre und dem zu gewinnenden Pokal noch Siegprämien zwischen 25.000 und 50.000 Euro und die Zuschauer können sich auf vier Handballspiele der Extraklasse freuen. ANKE BARNKOTHE