: Der grüne Kataster im Rechner
Alle Wildpflanzen in Hamburg sollen bald per Mausklick schnell aufzufinden sein. 60 Botaniker untersuchen seit1996 jeden Quadratmeter des Stadtgebietes und erfassen alle Arten. Frühwarnsystem für die Umweltbehörde
In drei bis fünf Jahren wird es möglich sein, per Mausklick festzustellen, ob und wo welche wilde Pflanzenart in Hamburg vorkommt. Seit 1996 untersuchen insgesamt rund 60 Biologen Quadratkilometer für Quadratkilometer und erfassen Blumen, Kräuter, Gräser und Farne. Die Ergebnisse werden über ein Computerprogramm geordnet und können nach Stichworten abgerufen werden. „Für die Umweltbehörde ist das ein Frühwarnsystem bei geplanten Eingriffen“, sagt Hans-Helmut Poppendieck vom Botanischen Institut der Universität Hamburg, deren Regionalstelle für Pflanzenschutz das Projekt koordiniert.
Der Computer zeigt schon heute auf einen Blick an, wo die Zentren der Biologischen Vielfalt in Hamburg liegen. Große oder kleine Punkte geben beispielsweise an, wie viele bundesweit gefährdete Arten in einem bestimmten Planquadrat gefunden wurden. Die meisten gibt es im Moorgürtel, im Gebiet Heuckenlock/Schweenssand, auf den Kirchwerder Wiesen und in der Borghorster Elblandschaft, der Boberger Niederung sowie in Duvenstedt und Wohldorf. Diese Areale decken sich weitgehend mit den von Hamburg bei der EU nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) angemeldeten Schutzgebieten. Einzelne dicke Punkte markieren kleine Naturschutzgebiete wie das Eppendorfer Moor oder das Raakmoor.
Nach dem gleichen Muster generiert der Computer Übersichtskarten zu jeder vorkommenden Art. Auf einen Blick erfährt der Interessierte: Die Wilde Karde gilt bereits als vollständig erfasst. Sie kommt weit verstreut in allen Bezirken Hamburgs vor, am häufigsten im Hafen. Sie gilt inzwischen nicht mehr als stark gefährdet, Handlungsbedarf zu ihrem Schutz besteht nicht. Die Karten mit den vom Aussterben bedrohten Arten zeigen, dass sich nicht alle Pflanzen dieses glücklichen Schickals erfreuen.
Gernot Knödler
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