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Digitaler Unsinn

Medienberater warnt vor öffentlichen Zuschüssen für zu teures Digital-TV. Umstellung in Berlin beginnt am Freitag

Öffentliche Investitionen in digitale Fernsehübertragung über Antenne (DVB-T) sind nach Ansicht eines Wiesbadener Medien-Beratungsunternehmens „wirtschaftlich absoluter Unsinn“. Der Telekommunikationsexperte der Firma insieme consult GmbH, Ralf Sürtenich, sagte, eine Studie seines Unternehmens habe ergeben, dass die jährlich hochgerechneten Kosten pro TV-Programm und Haushalt um ein Vielfaches höher seien als für Satellit und Kabel.

Am Freitag wird in Berlin und Teilen Brandenburgs mit der – in dieser Form für Deutschland pioniermäßigen – digital-terrestrischen TV-Übertragung anstelle des Empfangs über Analog-Antenne begonnen. Sürtenich kritisierte, durch staatliche Eingriffe würde der Wettbewerb verzerrt.

In der öffentlichen Diskussion würden die DVB-T-Kosten für Fernsehhaushalte auf den Anschaffungspreis für Set-Top-Boxen und die GEZ-Gebühren für Rundfunk und Fernsehen reduziert. Um Programme über das neue System zu empfangen, müssten Verbraucher mindestens 199 Euro in eine Set-Top-Box investieren. Für entstehende Betriebskosten des DVB-T und den Bau neuer Sendestationen müsse die öffentliche Hand zudem einen hohen Preis zahlen, beklagte Sürtenich. Derzeit empfingen beim Rundfunk etwa 85 Prozent der Teilnehmer die Signale per Antenne, während es beim Fernsehen nur 8 Prozent mit sinkender Tendenz seien. 55 Prozent der TV-Konsumenten würden über Kabel und der Rest über Satellit versorgt. Laut der Studie ergeben sich ohne öffentliche Mittel für DVB-T jährlich „ehrlich berechnete“ Kosten pro Haushalt und TV-Programm von 24,50 Euro. Bei Kabel seien es dagegen 0,14 Euro und für Satellit 0,49 Euro. Sürtenich räumte jedoch ein, die Gesamtkosten für Einführung und Unterhalt des digitalen Fernsehens könnten nicht exakt beziffert werden.

AP/TAZ

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