Dirigierte Manager

Die Deutsche Kammerphilharmonie stellt für die neue Saison ein künstlerisch überzeugendes Programm vor

Dieses Mal ist es eine helle Freude, im Programmheft für die neue Saison der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen zu blättern: Im Unterschied zu den Vorjahren hat jedes Programm einen richtigen Pfiff. So, wenn György Ligetis ,,Ramifications“ endlich einmal in Bremen zu hören sein wird, zusammen mit dem wunderbaren Violakonzert von Béla Bartók und der ebenso selten gespielten ersten Sinfonie von Felix Mendelssohn Bartholdy. So, wenn zwei Werke des noch immer sehr unterschätzten Polen Witold Lutoslawski mit zwei Sinfonien von Joseph Haydn konfrontiert werden. So, wenn es eine Uraufführung der israelischen Komponistin Chaya Czernowin geben wird oder auch, wenn man die Nebenberufe des Pianisten Olli Mustonen kennen lernen kann: Er wird die vierte Sinfonie von Ludwig van Beethoven dirigieren und ein Konzert für drei Violinen und Orchester von ihm selbst.

Unter den InterpretInnen finden sich viele alte Bekannte: neben Daniel Harding die Dirigenten Heinz Holliger und Jukka-Pekka Sarasate, aber auch einige neue Gesichter wie der israelische Dirigent Ilan Volkov. Neu zu entdecken gilt es die französische Pianistin Hélène Grimaud. Sind Klavierabende für zwei Klaviere trotz schönster Literatur selten genug, so sind Konzerte für zwei Klaviere und Orchester mehr als rar: Die türkischen Zwillinge Süher und Güher Pekinel spielen Felix Mendelssohn Bartholdys Konzert für zwei Klaviere und Orchester, ein Werk des 14-jährigen Wunderkindes.

Es ist Daniel Hardings letzte Saison, aber so will das weder die Kammerphilharmonie noch er selbst sehen: er wird ja zu Projekten wiederkommen. Nachvollziehbar und schön, was er im Rückblick auf seine dreijährige Bindung an das bremische Orchester sagt: ,,Wenn ich am Ende dieser Zeit nur halb so viel Einfluss auf die Musiker gehabt habe wie sie auf mich, kann ich auf meine Arbeit wirklich stolz sein“. Bei der Nachfolge ,,stehen wir kurz vor dem Abschluss“ – noch muss der oder die Neue ein Geheimnis bleiben.

Die pädagogischen Reihen bleiben erhalten, die Kinder- und Jugendkonzerte, der ,,Sommer in Lesmona“, und die Kammermusikreihe bei Radio Bremen zeigt ebenfalls ein eindrucksvoll geschlossenes Programm unter dem Titel: ,,Volksmusik – Musik der Völker“.

Das Orchester, das 60 Prozent seiner Einnahmen nicht aus öffentlichen Mitteln erhält, sondern vor allem durch eine Reisetätigkeit von circa 50 Konzerten pro Jahr selbst erwirtschaftet, muss um Gelder zwar weiter kämpfen, steht aber nach Aussagen des Geschäftsführers Albert Schmitt jetzt erst einmal gut abgesichert da. Man will nach dem großen Erfolg in der Carnegie Hall in New York – für den Oboisten Ulrich König das ,,Highlight in seiner Karriere“ – noch mehr reisen und das Sponsoring überregional ausbauen.

Albert Schmitt hat sich noch was ausgedacht, was erste Testläufe schon erfolgreich hinter sich haben soll: ein Management-Training in Form von aktiver Teilnahme an Orchesterproben. ,,Wir haben festgestellt, dass Manager über Kommunikation ohne Worte und Hierarchie unter Musikern ganz viel lernen können.“ Es gibt schon die ersten Anmeldungen.

Ute Schalz-Laurenze