: was macht eigentlich ...die S-Bahn GmbH?
Kidnapping
Manchmal, das ist offensichtlich, da wünscht sich der klassische Bahnbedienstete in eine andere Zeit. Eine Zeit, in der echt noch was geht, so mit wilden Cowboys, die die lahmen Züge ausrauben. Dumm nur, wenn man a) in einem – was Zugraub angeht – relativen schnarchigen Jahrtausend lebt und b) zudem noch für die S-Bahn arbeitet, und das c) nicht mal als Lokführer, sondern als wortklaubender Büromensch. Da bleibt nur noch die Fantasie, die gelegentlich mal durchgeht wie ein wild gewordener Zugräubergaul. Und schon wird schnell eine Pressemitteilung rausgeschossen. „Aus vertraulichen Quellen“, heißt es dort dann absolut konspirativ, habe man erfahren, dass vom 1. bis 22. Dezember eine S-Bahn „gekidnappt“ werden solle. Das klingt nach Thrill, nach Action, Geiseln, Moskau. Aber bei weitem nicht genug. Statt stinknormaler Fahrgäste müssen wehrlose Opfer her. Kinder vielleicht. Ja, genau, Kinder: „Kindergartengruppen, Kleingruppen mit Tagesmuttis und Schulklassen“, so stellen sich die S-Bahner das vor, sollen sich mit dem Entführer „verabreden“. Schüler allerdings bitte nicht nur „bis zur 2. Klasse“, ältere leiden nicht so gut. Sind die lieben Kleinen dem Entführer dann erst einmal in die Falle gegangen, will der „Lieder und Gedichte“ hören, wissen die S-Bahner. „Drückt die Daumen“, schließen sie ihr kriminelles Pamphlet, dass der Entführer „nicht erwischt wird“. Den nennen sie übrigens „Weihnachtsmann“. Ein Glück, dass die Kids von heute auf so einen Scheiß nicht mehr reinfallen. GA FOTO: ARCHIV
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