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Bremen im VergleichSymposion zur Zukunft der Stadtbibliothek

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Kultursenator Kuno Böse (CDU) war sichtlich interessiert. Den ganzen Nachmittag verbrachte er gestern als Zuhörer bei einem Symposion zur Zukunft der Stadtbibliotheken. Mit ihm lauschten rund 80 Bibliotheksangestellte und KulturpolitikerInnen im Bremer World Trade Center den Berichten aus anderen Städten. Aus Ludwigshafen war der Präsident des deutschen Bibliotheksverbandes und Bürgermeister der schwäbischen Stadt, Christoph Eichert, angereist. Monika Rasche und Norbert Kamp, die die Bibliotheken in Münster und Düsseldorf leiten, erzählten von ihren Erfahrungen.

Eine spannende Veranstaltung, zumal die Zukunft der hiesigen Stadtbibliotheken mal wieder in den Sternen steht. Der Senat hat jüngst das sogenannte „1 + 4 -Konzept“, das heißt eine Zentralbibliothek und vier große Regionalbibliotheken, gekippt – aus Kostengründen. Die Statements des Bibliotheks-Präsidenten Eichert und der Münsteraner Direktorin wiesen allerdings auch aus inhaltlichen Gründen in eine andere Richtung: „Wir müssen ein flächiges System von Bibliotheken erhalten“, plädierte Eichert, „die Bindung an die Stadtteile, die Qualität der soziokulturellen Beziehungen werden über die Attraktivität unserer Städte entscheiden“, so der engagierte Bürgermeister, der auch im Deutschen Städtetag sitzt.

Monika Rasche aus Münster schilderte den Höhepunkt in der Geschichte ihres Hauses: Mit einem spektakulären Neubau rückte die Bücherei vom Rand ins Zentrum der Stadt. „Die Wirkung war bombastisch“, so Rasche: Die Zahl der ausgeliehenen Bücher, CDs und Zeitschriften steigerte sich um 80 Prozent. „Bei uns geht es samstags zu wie in einem Kaufhaus.“ Ansonsten aber verfolgt auch Münster ein flächendeckendes Prinzip. In fünf Zweigstellen, die bescheiden in Bürgerhäusern oder Ladenlokalen untergebracht sind, arbeiten je zwei MitarbeiterInnen. Alle Aufgaben des Managements werden in der Zentralbibliothek wahrgenommen. Ein „Bücherumlauf“, bei dem regelmäßig 30 Prozent aller Bücher auf Reisen geschickt werden, sorgt für einen „lebendigen Bestand“ (Rasch) in den Zweigstellen, zuständig für je 25.000 Menschen.

„Wäre in Bremen das 1 + 4 - Konzept umgesetzt worden, so wäre jede Regionalbibliothek für knapp 100.000 Menschen zuständig gewesen“, beschreibt Barbara Lison, Leiterin der Bremer Stadtteilbibliothek, den grundsätzlichen Unterschied der Konzepte. Das „Prinzip Fläche“ ist ihr freilich nicht neu. „Ich hatte aber vom Senat einen anderen Auftrag, es sollte um große, gut ausgestattete Bibliotheken gehen.“ 4 + 1 sei das vierte Konzept, das sie für ihren Auftraggeber, den Kultursenator, geschrieben habe. „Jetzt erwarte ich einen neuen Auftrag“, so Lison angesäuert.

Ihrer Ansicht nach kann es aber nicht um Entweder-Oder gehen: „Man muss sich die Stadt genau ansehen, dann merkt man vielleicht, dass im Bremer Westen eine Bibliothek genügt und im zerklüfteten Osten mehrere kleine hingehören.“

hey

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