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Zehn Künstler-Stipendien gesichert

„Experimentierbewusste Kunst ist wichtig für das kulturelle Klima“: Nach starken Protesten der Szene nimmt Kulturbehörde geplante Kürzungen zurück, gewinnt für 2003 vier Stifter und greift in eigenen „Feuerwehrtopf“

Es ist ein Klischee, das sich durch weite Kreise der Bevölkerung zieht und dem vielleicht auch die Kultursenatorin aufgesessen ist: dasjenige, dass KünstlerInnen vornehmlich EinzelkämpferInnen seien, die nur ihr eigenes Schaffen interessiert: Von zehn auf fünf hatte Dana Horáková die alljährlich für ein Jahr vergebenen Künstler-Arbeitsstipendien reduzieren wollen. Zwar hatte die Stadt bereits seit Jahren nur noch fünf – 2002 einmalig sieben – der Stipendien finanziert und den Rest privaten Stiftern überlassen. Aber auch die HubertusWald-Stiftung, zu deren Kuratorium die Senatorin zählt, hat ihr Engagement ab 2003 vorläufig beendet (taz berichtete).

Jedoch – die Szene ist nicht so zersplittert, wie es scheint. Und so hatten die Arbeitsgruppe bildende Kunst, der Berufsverband Bildender Künstler, die Arbeitsgemeinschaft der Hamburger Galerien und der Auswahlausschuss des Stipendiums die Behörde mit Protestschreiben zugeschüttet.

Und siehe – in hektische Aktivität stürzte sich darob die Kulturbehörde. Das Resultat: „Die Aufstockung der Arbeitsstipendien auf zehn steht fest“, so eine behördliche Pressemitteilung. O-Ton Horáková: „Mit der Aufstockung der Stipendien möchte ich deutlich machen, wie wichtig die junge, experimentierbewusste Kunst für das kulturelle Klima dieser Stadt ist.“ Mit Hilfe von vier Stiftern sei es gelungen, die fünf Arbeitsstipendien der Kulturbehörde um vier auf neun zu erhöhen. „Das zehnte Stipendium finanziere ich aus dem Feuerwehrtopf der Kulturbehörde, denn ich bin den Stiftern sehr dankbar und sehe in ihrem Engagement gleichzeitig eine Verpflichtung für uns.“

Allerdings habe diese Entwicklung „nichts mit dem Protest der Szene zu tun“, so Behördensprecher Andreas Ernst. „Das zeitliche Zusammentreffen ist rein zufällig.“ Warum man nicht früher an den „Feuerwehrtopf“ ging? „Es gibt immer viele Begehrlichkeiten, und dann setzt man Prioritäten.“ Klartext: Wer ohne Lobby ist, fällt durch die Maschen. Wer sich aber wehrt, hat durchaus eine Chance.

Allerdings – ein Wermutstropfen bleibt: „Diese Regelung gilt einmalig für 2003. Auch die Stifter haben sich für ein Jahr festgelegt. Wie sich die Vergabe 2004 gestaltet, wird dann neu verhandelt“, sagt Ernst. Eins sei aber sicher: „Fünf Stipendien wird die Behörde auch 2004 finanzieren.“

PETRA SCHELLEN

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