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Verfilztes Millerntor

Der Fußballzweitligist FC St. Pauli befindet in der heutigen Jahreshauptversammlung nicht zuletzt darüber, ob der Paulick-Clan weiterhin die Geschicke des krisendurchzogenen Vereins führen soll

aus Hamburg OKE GÖTTLICH

Fußball interessiert derzeit nur am Rande beim FC St. Pauli. Dass die Situation auch auf dem Platz eher desaströs ist, hat dennoch nicht zuletzt auch mit dem seit dem Bundesligaabstieg schwelenden Streit in der Führungsebene zu tun, die sich längst in zwei sich bekämpfende Gruppen aufgeteilt hat. Auf der einen Seite befinden sich neben Präsident Reenald Koch, der jüngst seinen Rückzug zum Jahresende angekündigt hat, noch Vizepräsident Christian Pothe, Aufsichtsrat Peter Paulick, vier weitere Aufsichtsratskollegen sowie Geschäftsstellenleiterin Tatjana Groeteke. Die Opposition um den seit dem Abstieg isolierten Manager Stephan Beutel kritisiert vor allem die weiterhin vagen Planungen Kochs zum Stadionbau und die damit eventuell verbundenen finanziellen Unwegsamkeiten. Außerdem mutmaßen die Kritiker, dass Koch der im Herbst 2000 gemeinsam mit Pothe, Beutel und dem Anwaltsbüro Paulick ausgetüftelte Plan zur „Rettung“ (Pothe) des Vereins mittlerweile selbst nicht mehr geheuer erscheine.

Denn pikanterweise ist die Anwaltskanzlei Paulick nach wie vor Treffpunkt der „Wichtigen aus dem Umfeld des Vereins“, wie die FTD feststellt. Und das, obwohl Otto Paulick, Vater von Peter Paulick, schon 1990 als Präsident zurücktrat, nachdem finanzielle Ungereimtheiten öffentlich wurden. Zehn Jahre später unterzeichneten Koch, Pothe, Beutel sowie Sohn Peter Paulick eine Absichtserklärung, die die finanziellen Geschicke des Vereins regeln soll. Aufsichtsrat Peter Paulick ist in diesems Geflecht sogar gleich in mehrfacher Hinsicht involviert: Sein Anwaltsbüro vertritt oder berät den FC St. Pauli mitsamt einzelner Gesellschaften und hat dafür seit 2001 Honorarrechnungen in Höhe von weit über 50.000 Euro gestellt. Außerdem sitzt Paulick im Beirat der Vermarktungs KG, die zu je 50 Prozent dem Verein sowie der upsolut GmbH gehört; auch im Aufsichtsrat der upsolut AG besetzt er einen Platz. Diese wiederum gehört zu einem Drittel Michael Hinz, einem Schwager Paulicks. Damit nicht genug: Die upsolut GmbH ist mit 50 Prozent auch noch an der Merchandisinggesellschaft des Vereins beteiligt. Geschäftsführer in fünf Vereinsgesellschaften ist Vizepräsident Pothe. Der war bis zu seinem hauptamtlichen Engagement beim FC St. Pauli Anwalt der Kanzlei Paulick.

„Es war nötig ein solch kompliziertes Konstrukt zu erstellen, um den Verein zu retten“, sagt Vizepräsident Pothe. Um die von Expräsident Heinz Weisener gehaltenen Vermarktungsrechte in Höhe von 2,6 Millionen Euro auslösen zu können, gab die upsolut GmbH damals, vor zwei Jahren, ein Darlehen in Höhe von 1,3 Millionen Euro, die gleiche Summe lieh sich der Verein nochmals von der Bank. Mit den damit erworbenen Rechten wurde die Vermarktungs KG gegründet. Dass die bis 2005 gültigen Verträge, die die Zusammenarbeit in der Vermarktungs KG zwischen dem FC St. Pauli und der upsolut GmbH regeln, finanzielle Nachteile für den Verein mit sich bringen, ist nach Ansicht von Insidern offenkundig. Die FTD sieht die „Mitglieder des vereinsintern so genannten Paulick-Clans“ als „Profiteure des Deals“.

Derzeit gehen 75 Prozent der Marketingeinnahmen an die Vermarktungs KG, 25 Prozent direkt an den Verein. Zieht man auf Seiten der Vermarktungs KG Kosten, etwa Anwaltskosten, ab, verbleibt nur noch ein geringer Betrag, den sich der Verein und wiederum upsolut auch noch zu 50 Prozent teilen müssen.

Ein 2006 in Kraft tretender neuer Vertrag sieht sogar eine noch minimalere Gewinnausschüttung für den FC vor. Zwar soll der Verein dann mit 70 Prozent der Einnahmen bedacht werden, in dem neuen Vertragswerk verbleiben allerdings alle Kosten beim Klub – und werden nicht mehr wie bisher von der Vermarktungs KG übernommen und schließlich geteilt. Außerdem soll der Vertrag bei Nichtkündigung unbefristet weiterlaufen, die Vermarktungs KG behält selbst bei Kündigung ein Erstnutzungsrecht, welches einer Verewigung der finanziell lukrativen Zusammenarbeit zwischen upsolut und dem FC St. Pauli gleichkäme. Für upsolut ist das auch deshalb lukrativ, weil ihr Anteil an der Gründung der Vermarktungs KG im Wesentlichen nur aus einem rückzahlbaren Darlehen (1,3 Mio. Euro) besteht, das laufend verzinst wird.

Heute wählt der FC St. Pauli seinen Aufsichtsrat. Peter Paulick steht zur Wiederwahl – und in der Kritik.

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