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Was nun, Herr Holtzbrinck?

Das Kartellamt ist offenbar starrsinniger als vermutet. Es hat die Übernahme des Berliner Verlags durch Holtzbrinck untersagt. Jetzt müssen die Stuttgarter einen neuen Vorschlag machen. Sie könnten zum Beispiel den „Tagesspiegel“ verkaufen

von SEBASTIAN SEDLMAYR und HEIKO DILK

Die vielen Überwachungskameras am Bundeskartellamt sollen Respekt einflößen vor einer Behörde, die den Herzschlag des Wirtschaftssystems in Deutschland kontrolliert. Dort bat Kartellamtspräsident Ulf Böge gestern zu einem Pressetermin, dessen Ergebnis den Betroffenen schon am Mittwoch bekannt war: Die Unternehmen Holtzbrinck und der Berliner Verlag dürfen nicht fusionieren – zumindest nicht unter den bislang angestrebten Bedingungen.

Es sieht also nicht gut aus für die Hochzeit der Schwaben mit den Preußen. Denn nach der Übernahme des Berliner Verlags wäre Holtzbrinck „mit großem Abstand“ vor dem Springer-Verlag Marktführer in Berlin.

Gruner + Jahr (G + J), der den Berliner Verlag am 1. Juli an Holtzbrinck verkauft hatte, lässt das unbeeindruckt. Man gehe weiter davon aus, dass das Kartellamt die Übernahme des Berliner Verlags genehmigen werde. Und dass „die Lösung der Kartellfrage“ Holtzbrinck obliege, ließen die Hamburger verlauten. Bis zum 4. Dezember muss Holtzbrinck sich zu den Einwänden des Kartellamts äußern. Am 15. Dezember soll eine endgültige Entscheidung fallen. Uwe Vorkötter, Chefredakteur der Berliner Zeitung, gibt sich derweil entspannt: So habe man wenigstens auf dem „Bundespresseball etwas, worüber man diskutieren kann“, sagte er der taz.

Dort wird wohl auch spekuliert werden, ob G + J und Holtzbrinck die Wettbewerbshüter nicht falsch eingeschätzt haben. Einige Verlage drängen seit Monaten darauf, die Regeln für Pressefusionen aufzuweichen. Das Kartellamt allerdings erteilte solchen Bestrebungen eine klare Absage. Böge stellte am Freitag ausdrücklich fest, er sehe keine Notwendigkeit für die „Novellierung der Kartellbestimmungen“.

Holtzbrinck wird sich also etwas einfallen lassen müssen. Außer über eine Holding für den Tagesspiegel, an der sich mehrere Verlage beteiligen würden, wird in Branchenkreisen spekuliert, dass der Verlag den Tagesspiegel verkaufen könnte. Laut dem Branchendienst Kontakter wird er im laufenden Jahr knapp 10 Millionen Euro Verlust machen. Über die Berliner ist hingegen zu hören, dass noch in diesem Jahr eine schwarze Null in der Bilanz auftauchen könnte.

Allerdings hat Holtzbrinck in den letzten Jahren einiges in den Tagesspiegel investiert. Was die Auflage sogar gegen den Trend geringfügig steigen ließ. Und obwohl man sich in der Branche nicht sicher ist, wie Stefan von Holtzbrinck, der eine solche Entscheidung zu treffen hätte, einzuschätzen ist, ist ein Verkauf des Tagesspiegels wohl eher unwahrscheinlich. Außer dessen Chefredakteur, Giovanni di Lorenzo, wird auch Chef des neuen Berliner Tageszeitungsspiegels.

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