Urdrüs wahre Kolumne
: Finger innen A…

Mit griesgrämiger Lustlosigkeit verkauft ein älterer Herr mit knatschrotem Bluthochdruck-Gesicht in der Fußgängerzone Imitationen, Falsifikate oder auch Parodien von Marken-Duftwässerchen in formschönen Flacons. Obwohl sein Sortiment durchaus Anklang findet und auch konkrete Nachfrage vorhanden ist, wird es ihm urplötzlich zuviel: „Keinen Bock mehr, keinen Bock!“ stöhnt er lautstark mit hamburgischer Akzentuierung auf und beginnt mit dem Zusammenpacken. „Kann ich eben noch mal das Cool Water haben?“ fragt in letzter Sekunde noch ein Kunde, doch der Parfümverkäufer ist gnadenlos: „Steck dir den Finger innen Arsch, Macker,dann riecht das auch“, bescheidet er den Kaufinteressenten und hat damit natürlich Recht.

Nachdem ich bei ausgesprochen netten Tagen in Böhmen wieder mal die Liebenswürdigkeit des dort schon mal zum Knödelessen auflaufenden sächsischen Menschen erleben durfte, empört es ganz besonders, dass ausgerechnet Angehörige dieses Volksstammes bei internet-vorbereiteten Verkaufsverhandlungen in Bremen mit Waffengewalt um ihr Geld gebracht wurden. Die Täter, sie mögen bislang zwar unbekannt sein – aber hat schon jemand mal das Alibi der Ex-Bullizisten überprüft, die seinerzeit ukrainischen Handelsreisenden als staatlich lizensierte Gangster in Uniform beschissen haben, und deren Opfer bis heute nicht entschädigt sind? „Ach, kommste schon wieder mit den ollen Kamellen...“, höre ich da den sonst so netten Kollegen aus dem senatorischen Mittelbau klagen, und muss ihm einmal mehr entgegenhalten: „Das bleibt auf der Tagesordnung, bis die Gerechtigkeitslücke durch Dukaten geschlossen oder durch eine Sintflut mit dem Weserschlamm verfüllt ist!“

Die von Kirchens geforderte Härtefallkommission für abschiebebedrohte Flüchtlinge wollen die hiesigen Sozialdemokraten ja gern einrichten, doch die böse CDU, sie lässt es nicht zu. Kann da der Herr Kirchensenator nicht bei Katholen und Evangelen vorsprechen, um die in der Union versammelte Christenheit ein bisschen inquisitorisch zu piesacken?

Gute Kneipen erkennt man nicht nur an der Abwesenheit von monopolistischer Interbrühe, sondern auch an niveauvollen Frikadellen. Und wenn dann noch ein Spendenschiff der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger auf dem Tresen steht, ist das Glück fast schon vollkommen. In einer solchen Kneipe aber verzehrte gestern an der Theke ein tätowierter Fahrensmann vor versammeltem Publikum drei Bierdeckel mit Senf, um nach diesem Kabinettstückchen alkoholinspirierter Kleinkunst von den Anwesenden ein paar Münzen in eben dieses Spenden-Buddelschiff zu erbitten: Dies nennen wir mal eine Benefiz-Gala, die wir gern unterstützen! Im Übrigen kann man beim morgigen Basar der DGzRS in Bremen selbst ausgemusterte Radaranlagen der Retter erwerben. Aber bitte noch’n paar Euro überlassen für den Soli-Basar der Stephani-Gemeinde, die schließlich auch bei SOS helfen will, mahnt

Ulrich
„Buddel“ Reineking