: Das Unsichtbare hörbar, sich selbst sichtbar machen
Was verheißt uns der 11. Bremer Förderpreis für Videokunst? Elektromagnetische Gesänge des Fernsehapparates und verzögert projizierte Besucher: ein „Nachbild ihrer selbst“
Manch einer, der der Einladung zum „11. Videokunst-Förderpreis Bremen“ in die Städtische Galerie folgte, mag enttäuscht gewesen sein. War doch von Videokunst weit und breit nichts zu sehen.
Wie in den elf Jahren zuvor, gingen der Förderpreis und der regionale Förderpreis auch dieses Mal an jeweils ein Phantom-Werk: Arbeiten, von denen nicht mehr als das Konzept existiert. Und so konnte die Kuratorin des Preises, Conny Voester, lediglich die Namen der Gewinner bekannt geben, deren eingereichte Vorschläge mit dem Preisgeld realisiert werden sollen. 5.000 Euro (erster Preis) gehen an Matthias Fitz. Damit kann der Berliner Künstler nun binnen eines Jahres sein DVD-Projekt „Electromagnetic Plot“ verwirklichen.
Ist das Produkt fertiggestellt, soll es das „Unsichtbare sichtbar und hörbar machen“. Das verspräche spannend zu werden, handelte es sich bei dem sichtbar gemachten Unsichtbaren um Geräuche oder gar Gedanken. Aber so spektakulär ist das Vorhaben dann doch nicht: Fitz beschränkt sich lediglich auf die „uns ständig umgebende elektromagnetische Strahlung“.
Mit einem kleinen schwarzen Kasten (ein „VLF Wellen Empfänger“) soll der Kunstfreund den „elektromagnetischen Gesängen seines heimischen Fernsehapparates lauschen“ können. Und eine mitgelieferte DVD wird es ihm ermöglichen, sich über „Tatsachen, Spekulationen und Internetlinks zum Thema“ zu informieren.
Also Kunst frei Haus, zum Sehen und Hören an der Glotze im Wohnzimmer? Vielleicht im Fernsehsessel mit einer Flasche Bier in der Hand und Chips auf dem Tisch? Das, wehrt Kuratorin Voester ab, sei wohl kaum beabsichtigt: „Ich glaube nicht, dass sich Fitz unter seinem Werk eine künstlerische Play-Station vorstellt.“
Ganz bestimmt nicht für den Hausgebrauch konzipiert ist Stefan Demmings „Sofortbildbox“. Der Gewinner des regionalen Förderpreises plant, in einem dunklen Raum eine komplexe Videoinstallation anzubringen. Kurz nach dem Eintreten in Demmings „Box“ soll der Rezipient von einem starken Blitzlicht überrascht werden. Eine während der Blitzzeit von einer Videokamera aufgenommene Filmsequenz wird dann mit geringer Verzögerung direkt an eine Wand projiziert.
Auf diese Weise soll der Besucher für kurze Zeit ein „Nachbild seiner selbst“ sehen können. Das hört sich nach einem spaßigen Kunst-Event an. Ob Demming mit seiner Installation mehr als das bieten kann, wird sich im kommenden Jahr zeigen, wenn er sie mit Hilfe des Preisgelds von 1.500 Euro der Öffentlichkeit vorstellt.
Ganz gleich, wie überzeugend die beiden Werke in ausgearbeitetem Zustand erscheinen werden: Mit dem Gewinn des Förderpreises und des regionalen Pendants haben sich Fitz und Demming gegen eine starke Konkurrenz durchgesetzt. Denn das Feld der 176 Bewerber, verrät Voester, habe sich keineswegs nur aus auf Förderung angewiesenen Talenten, sondern auch aus arrivierten Künstlern zusammengesetzt.
Die Werke der letztjährigen Preisträger sind derzeit bei der „Gesellschaft für Aktuelle Kunst“ auf dem Teerhof zu sehen: Das Künstler-Duo Michael Pfrommer und Mandla Reuter stellen ihr Projekt vor. Und Jenny Kropp hat ihre Arbeit in den Wal Mart (Neustadt) integriert. BG
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