opulentes künstlerbuch im magazinformat: dreaming in print – a decade of visionaire

Beim Friseur, auch wenn er Udo Walz oder Gerhard Meir heißen sollte, liegt Visionaire leider nicht aus. Wo man das Modemagazin doch so gerne mal in die Hand nähme, schließlich wird es als eines der gegenwärtig hipsten Printprodukte gehandelt. Doch die Zurückhaltung ist verständlich. Immerhin kostet eine Ausgabe schon im Abonnement 150 Dollar, als Einzelheft auch mal 425 Dollar, und alte Nummern werden von Sammlern für bis zu 5.000 Dollar aufgekauft. Das Modemagazin erscheint allerdings auch oft genug wie ein Künstlerbuch. Sein hybrider Charakter lässt Stephen Gan, James Kaliardos und Cecilia Dean, die Herausgeber, die Visionaire 1991 mit 7.000 ersparten Dollars starteten, lieber von einem Album oder einem Portfolio als einem Magazin sprechen. Das anzeigenfreie, vierteljährlich erscheinende Druckerzeugnis ist thematisch angelegt, bekannte Designer, Fotografen und Künstler treten als Gastkuratoren auf, sie arbeiten umsonst und akquirieren kostenlose Beiträge bei ihren Kollegen. Dafür dürfen sie gerne neosurrealistische Einfälle haben, die selbst das Buchformat sprengen, wie der Louis-Vuitton-Schuber für Heft 18. Nicht ganz so luxuriös, aber opulent genug kommt nun der schöne Bildband mit einem Vorwort von David Bowie über Visionaire daher, den Karl Lagerfeld in seiner Edition 7L verlegt hat. Für vergleichsweise günstige 74 € lässt „Dreaming in Print – A Decade of Visionaire“ (Steidl Verlag, Göttingen 2002) doch noch jeden zum Visionaire werden. Wbg