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Wenn eine ihren Wert kennt

betr.: „Die Anspruchsvolle“ (Die vier Tage der Esther Schröder), taz vom 30. 11. 02

Staatssekretärin beim Frauensenator – die erste ergriff die Flucht, die zweite wollte zu viel. […] Sehr klar wird, was einer geschieht, die ihren Wert kennt und für sich fordert, was für die Herren Kollegen selbstverständlich ist – ein Auffangnetz unter dem Schleudersitz. Immerhin war bei der Berufung von Esther Schröder – zwei Wochen vor der Bundestagswahl – sehr fragwürdig, wie lange die SPD-PDS-Koalition in der Bundeshauptstadt bei einem Regierungswechsel noch überlebt hätte. Landtagsabgeordnete sind nicht versicherbar gegen Arbeitslosigkeit.

Esther Schröder hätte im Falle des vorzeitigen Scheiterns von Rot-Rot in Berlin nicht einmal Anspruch auf Arbeitslosengeld gehabt – sie wäre schlicht zu Lasten ihres Ehemannes entsorgt worden. Ihre wenigen noch nicht verbeamteten – männlichen – Staatssekretärskollegen genießen für den Fall vorzeitiger Amtsenthebung erfahrungsgemäß andere Sicherheiten und Rückkehrrechte. Aber: Wo kämen wir hin in diesem Land, wenn Frauen nun plötzlich nicht nur mehr leisten, sondern auch noch ungestraft die gleichen Vergünstigungen verlangen dürften wie ihre Herren Kollegen?

Wer murmelte da etwas von Gleichberechtigung? Darüber hinaus legt Biskys Vergleich zwischen dem Ausschluss Esther Schröders aus der PDS-Fraktion und dem Parteiausschluss von Wolf Biermann beredt Zeugnis ab von der Streitkultur sowohl der alten wie auch der neuen Genossen. Und wer weiß schon, ob Bisky vor Jahrzehnten eine Lanze für Frau Biermann gebrochen hätte …

ELKE PLÖGER, Staatssekretärin a. D.

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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