piwik no script img

Weltmusik sucht neue Räume

Nach 14 Jahren: Das Festival „Heimatklänge“ zieht aus dem neuen Tempodrom aus, weil Zuwendungen gestrichen wurden und Besucher nicht mit dem Ort zurechtkommen. Programmmacher geben nicht auf, neue Spielstätte anvisiert

Das Weltmusikfestival „Heimatklänge“ ist auf der Suche nach einer neuen Heimat. 14 Jahre nach seiner Gründung und unter den Zelten des Tempodroms tut sich der Programmveranstalter „Piranha“ nach einem neuen Standort für die Sommerkonzerte um. Der Grund: Das Land hat dem neuen Tempodrom im Doppelhaushalt 2002/2003 für das kommende Jahr keine Fördermittel mehr gewährt und so die Unterstützung für das Festival aufgekündigt. Zugleich stießen die Musikabende 2002 im neuen Tempodrom auf bedeutend geringere Resonanz als früher.

Der „Indoor-Charakter“ schreckte die einstigen Open-Air-Fans ebenso wie der Eintritt von 10 Euro. Außerdem standen nur 12 Konzerte – von einstmals 35 – auf dem Programm. Piranha will nun eigene Wege gehen, hat selbst Fördermittel in Höhe von 125.000 Euro bei der Kulturverwaltung beantragt und sucht nach einem neuen geeigneteren Spielstätte. Ob das klappt, ist offen. Mit einer Entscheidung über die Zuwendungen und einen Standort wird erst im Frühjahr 2003 gerechnet.

Nach Auskunft von Tempodrom-Chefin Irene Moessinger wurde alles versucht, um vom Land erneut eine Spielstättenförderung zu erhalten. Es sei „alles unternommen worden, die Kulturverwaltung von der Notwendigkeit einer Subvention zu überzeugen. Wir haben darum gekämpft – ohne Erfolg“, sagte sie zur taz. Zudem, so Moessinger, sei es „derzeit fast unmöglich“, an Gelder von Sponsoren zu kommen. Mittel aus dem Hauptstadtkulturfonds konnten auch nicht akquiriert werden. Moessinger: „Es ist schade, dass das neue Tempodrom ein Sommerfestival – auch wegen des Open-Air-Verbots am Anhalter Bahnhof – verloren hat.“ Die Tempodrom-Chefin will sich jetzt Programmalternativen überlegen.

Der Programmmacher Piranha hingegen deutet die Entscheidung, „Heimatklänge“ auch ins neue Tempodrom zu transformieren, im Nachhinein als Fehler. Das feste Gebäude habe dem einstigen Sommer-Charme des Festivals und den Ansprüchen der Zuschauer widersprochen. „Vielleicht wäre es klüger gewesen, am Ostbahnhof zu bleiben“, sagte eine Piranha-Sprecherin. Zudem hätten die Eintrittspreise die Zuschauer verschreckt.

Ob die von Piranha beantragten Zuwendungen überhaupt eine Chance haben, bewilligt zu werden, ist noch offen. Die Mittel, die das Tempodrom einst für die „Heimatklänge“ kalkuluiert hatte, waren vom Land im Rahmen der Spielstättenförderung ausgewiesen worden. Sollte der Senat die nun beantragten Projektgelder ablehnen, stünde eine der bedeutendsten Konzertreihen der Stadt vor dem Ende. Piranha prüft trotzdem derzeit mögliche Standorte – ein Zurück ins Tempodrom aber nicht. ROLA

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen