piwik no script img

berliner szenen Warten auf Surrogat

Wagner, Weller, Diggler

Es ist viel schlimmer als das Warten auf das Christkind: das Warten auf die Veröffentlichung der ersten Single des neuen Surrogat-Albums „Hell In Hell“. Tag für Tag geht ins Land, ohne dass der 6. Januar entscheidend näher rückt. Der Plattenhändler versucht einen zu trösten und mit zweifelhaften Angeboten über die lange Zeit hinwegzuhelfen: Das Stones-Jubiläumsalbum? Oder hier, die neue Boston? Doch was denkt der sich? Wir wollen doch Rock! Wir wollen doch Rausch! Wir wollen doch Maßlosigkeit! Wir stehen lieber auf der Straße oder sitzen in der Kneipe und reden uns die Köpfe heiß, kommen aber zum immer selben Schluss: „Hell In Hell“ und nichts anderes. Surrogat und nichts anderes.

Und, klar, die Rock-Welt, die sieht nach dem 6. Januar völlig anders aus. Das muss einfach so. Allein die Pläne von Surrogat: Im Video von „Hell In Hell“ soll René Weller mitspielen, der momentan in Pforzheim einsitzende Exboxer. Ist Weller nicht der bessere Dirk Diggler? Also echter Hardrock! Ist das nicht oberaffengeil? Hoffentlich klappt’s auch, denn die Behörden wollen nicht so, wie Surrogat und Weller wollen: Ausgang gibt’s nur, wenn die es für richtig halten. René Weller aber ist nur der Anfang: Im Januar spielen Surrogat gleich mehrere Abende hintereinander in Hamburg, München und auch bei uns im Magnet. Denn Surrogat wissen besser als andere: „Kein Fernsehen kümmert sich um Rock, kein Radio spielt Rock, und Presse kann man nicht hören!“ Gut, dass Surrogat das ändern. Gut, dass es Surrogat gibt. Gut, dass Surrogat Rock retten. Gerade jetzt, wo alles den Bach runtergeht und überall die nouvelle pauverté regiert. Surrogat! Gebt uns die Hölle! Gebt uns alles! Gebt uns Pipifax!

GERRIT BARTELS

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen