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Köstner mauert nicht mehr

Beim Karlsruher SC zeigt Lorenz-Günther Köstner, dass von ihm trainierte Mannschaften mehr können, als nur hintenrein zu stehen. Gegen den SC Freiburg führt das zu einem munteren 1:1

aus Karlsruhe KLAUS TEICHMANN

Am Wochenende haben sie in Karlsruhe noch schnell das neue Bahn-Reisezentrum eingeweiht, man wollte schließlich auf den Ansturm der stets umweltbewussten Anhänger des Sportclubs aus der Ökohauptstadt Freiburg zum badischen Zweitliga-Derby vorbereitet sein. Am Montagabend krakeelten dann schließlich knapp 16.000 Zuschauer das Badnerlied in die klirrend kalte Nacht, KSC-Manager Rolf Dohmen hatte sogar damit gerechnet, dass 20.000 Zuschauer dem letztendlich verdienten 1:1 beiwohnen würden. Damit lag er zwar doch leicht daneben, so richtig krumm aber nahm ihm das niemand. Schließlich war es die einzige Fehleinschätzung von Dohmen in letzter Zeit. Der einzige mit Profifußball-Sachverstand ausgestattete KSC-Funktionär hat die Zügel fest in der Hand: Erst vor Tagen hatte Dohmen für den notorisch klammen Klub mit Patrick Jezek noch günstig einen hochkarätigen Neuzugang geholt, zudem liefert er sich mit dem Expräsident Detlef Dietrich ein Pokerspielchen: Wegen Misswirtschaft hat man dem verflossenen Vereinsboss eine Schadensersatzforderung von 4,5 Millionen Euro übersandt, womit man sich erhofft, zumindest die Versicherungssumme von 1,5 Millionen Euro geltend machen zu können. Seinen spektakulärsten „Coup“ aber landete Dohmen mit der rüden Entlassung des populären Stefan Kuntz und der Verpflichtung von Lorenz-Günther Köstner als Trainer.

Schließlich gab es nicht wenig Bedenken gegen Köstner in der Beamtenstadt. Ist der nicht ein wenig zu graumäusig für den Ex-Uefa-Cup-Eurofighter? Ließ er in Unterhaching nicht immer ein unattraktives „8-1-1, 1:0, Tor Altin Rraklli, Elfmeter“ spielen? Denkste: Der Franke Köstner lässt im Badnerland nicht nur das „r“ mächtig rollen, sondern machte den völlig aus der Bahn geratenen KSC im D-Zug-Tempo wieder zu einer respektablen Zweitliga-Mannschaft. Und das auch noch mit offensiver Ausrichtung. Unter Köstner schießt der KSC jedenfalls plötzlich wieder Tore – und gewinnt so Punkt um Punkt. „Wir haben einfach wieder mehr Chancen“, stellt Bernhard Trares fest.

Der ohne Grundgehalt grätschende Trares – noch ein Dohmen-Deal – war am Montag gegen den SC die Schlüsselfigur. Wie schon bei St. Pauli hatte Köstner mutig nur drei Verteidiger aufgeboten, Trares war als Libero der Chef. Zwar produzierte er zunächst einige Querschläger, doch dann führte gleich die erste Chance zum 1:0 für die Karlsruher, Clemens Fritz konnte in der 14. Minute einlochen, was Trainer Volker Finke in seinem 400. Punktspiel für den SC leicht auf die Palme brachte. „Alle haben sich auf Golz verlassen“, moserte der SC-Coach, dabei sei es eigentlich schon der Anspruch der Freiburger, „dass wir so ein Tor nicht kriegen“. Nach dem Führungstreffer fing sich Trares, am Ausgleich noch vor der Pause war er dennoch beteiligt. Sein Foul an Zeyer wurde mit Elfmeter bestraft, Kobiashvili verwandelte (36.) zum frühzeitigen Endstand.

In dem hochklassigen Zweitligaspiel ging es dennoch auch danach munter zu, vor allem von Seiten der Karlsruher: Zunächst traf Fritz den Pfosten, dann legte sich Trares im eigenen Strafraum auf den Ball, was Volker Finke zu Recht als Handspiel erkannt hatte. Dass Schiedsrichter Fandel nicht erneut auf den Elfmeterpunkt zeigte, wollte der SC-Trainer hinterher zwar „als Tatsachenentscheidung“ respektiert wissen, auf dem Feld hatte das freilich noch ganz anders ausgesehen. Wie Rumpelstilzchen hatte sich Finke da gegeben.

Nach der Partie war der Ärger darüber indes schnell verflogen und neuer bereits aufgezogen, diesmal über den lokalen Reporter des kicker. Der hatte berichtet, Finke habe Vladimir But wegen diverser Verfehlungen aus dem Trainingsbetrieb genommen, was der Coach nun vehement negierte. „Das stimmt nicht. Es wäre schön, wenn man mich nach dem, was ich gesagt habe, zitiert.“ Danach suche But lediglich einen neuen Verein.

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