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Wie richtig gute Schokolade

betr.: „Mächtiger Orchesterdonner“ (Ein Abend mit Joni Mitchel) von Andreas Merkel, taz vom 6. 12. 02

Ist es nicht ein bisschen linksintellektuell-klischeehaft beschränkt, hinter dem großen Orchestersound der neuen Joni-Mitchell-Platte gleich den Verlust der „großen Ideale von damals“ zu vermuten? Als Szenario für „Travelogue“ gar einen spießigen Abend in der Oper, „gefangen“ zwischen lauter gut betuchten Althippies zu kreieren? […]

Ich entdeckte dieses Kleinod juchzend im Laden und trug es vorfreudeerrötet nach Hause, um es Stück für Stück zu genießen und um es meinen Freunden zu zeigen – allesamt übrigens weit unter 30! […] Vince Mendoza hat es geschafft, wie schon auf Jonis letzter Platte „Both sides now“, ihre Songs wirklich zu fühlen und zu verstehen und ihnen mit dieser wunderschönen Besetzung ein ganz besonderes und neues Kleid zu verleihen, das, wie ich finde, unglaublich gut zu der reifen, vollen und tiefen Stimme einer Joni Mitchell passt, die eben nicht mehr das Hippiemädchen mit der Gitarre und der Sopranstimme ist.

Gerade die Entwicklung alter Hits, wie zum Beispiel „The Circle Game“, zu hören, hat mich besonders bewegt und im Gegensatz zu Herrn Merkel, der von dem „Versuch, ihre Songs zu belanglosen Klassikern zu veredeln“ spricht, empfinde ich beim Hören der neuen Versionen eine ganze Dimension von Tiefe mehr – es gibt eben 30 Jahre mehr zu erzählen!

Trotz meiner Begeisterung bin ich übrigens auch nach über einer Woche noch nicht fertig mit Durchhören. Dieses „Werk“ ist wie richtig gute Schokolade: wundervoll, aber zwei bis drei Stücke auf einmal sind genug! KATRIN KÖGEL, Weimar

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