Urdrüs wahre Kolumne: „Wir sind immer da!“
Wie schön, dass die langen Abende der Vorweihnachtszeit auch im Handwerk zum Basteln und Reimen genutzt werden, wie der neue Werbespruch des Installationsbetriebes Günter Artelt aus Osterfeuerberg belegt: „Tropft neben der Nase auch noch das Bad, der Klempner weiß bestimmt hier Rat!“ Dafür erlaubt der Nikolaus das Öffnen von mindestens drei Kläppchen im Adventskalender des Mittelstands!
Ein beleuchtbarer Schneemann wartet als Sonderangebot für knapp zwanzig Euro im Ramschpostenmarkt Zimmermann auf geneigte Kundschaft. Interessiert zeigt sich am letzten verbliebenen Exemplar auch ein älteres Ehepaar, dem der Schreiber dieser Zeilen dann gern den Vortritt überlässt – und dem der weibliche Teil für diese Geste mit den Worten dankt: „Glaubense das mal einfach so, der hat das bei uns auf Parzelle bestimmt viel besser als bei Ihnen. Da hat der seine Zwerge, den Förster, sein Bambi, den Weihnachtsmann und wir sind doch eigentlich auch immer da!“ Recht hat sie, so wie Parzellisten grundsätzlichdas Recht auf ihrer Seite haben.
Auf dem Weihnachtsmarkt in Oldenburg wurde ein Jesuskind aus einer italienischen Krippe gestohlen, die seinerzeit von den frommen Schaustellern angeschafft wurde. Nun könnte man der Polizei natürlich den Tipp geben, dass sich für die Deportation umherzigeunernder Kinder in ihr mutmaßliches Heimatland meistens die Kollegen von der Ausländerbehörde zuständig fühlen – für den Fall aber, dass der kleine Christus von irgendwelchen alkoholisierten Knallschoten entführt wurde, stelle ich mich gern als Vermittler zur Verfügung, damit das Knäblein wieder zwischen Ochs und Esel zu liegen kommt, bei Maria und Josef, wo es nun einmal hingehört. Am Klauen liegt in diesem Fall kein Segen!
Schniefende und rotzende Zeitgenossen, die sich in diesen Tagen ohne jedes Unrechtsbewusstsein daran machen, ihre Umwelt per Tröpfcheninfektion mit der eigenen Virusinfektion zu befrachten, sollte man unbedingt wegen kollektiver Körperverletzung vor irdische Richter zerren. Diese aber sind hierzulande nach kollektiver Schelte durch Justizsenator Scherfs politisierenden Stiefelknecht Ulrich Mäurer so von der Rolle, dass sie sich vermutlich lieber selbst in die Grippe stürzen, statt in solchen Grundsatzfragen noch Recht zu sprechen.
Auf die grasgrüne Frage nach der verbleibenden Amtszeit für Mäurer aber antwortete CDU-Mann Röwekamp mit der hübsch zweideutigen Formulierung „Solange es diese Koalition noch gibt ...“ In alten Zeiten als SHB-Stamokap-Genosse aber hätte Mäurer noch analytisch zwischen den Zeilen gelesen und würde nach solch trügerischem Die-Stange-halten schon mal den Schreibtisch von Urlaubsdias, Essensmarken und anderen Wertsachen freimachen.
Heute ist nicht nur Freitag, sondern auch noch der Dreizehnte. Jedem damit fälligen Unglück entflieht zuverlässig, wer heute im „Meisenfrei“ zum Konzert der Polkarock-Combo Hiss aufläuft, meint ganz im Ernst
Ulrich „Böhmerland“ Reineking
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