: Nur Geschenke helfen weiter
Der FC St. Pauli geht nach dem 1:4 gegen Aachen als Tabellenletzter der 2. Bundesliga in die Winterpause. Trennung von Trainer Joachim Philipkowski steht bevor.
von OKE GÖTTLICH
Es ist die Zeit, sich über den Weihnachtsmann Gedanken zu machen. Beim FC St. Pauli wäre Ex-Trainer Dietmar Demuth erster Kandidat für den Posten mit dem Rauschebart, nachdem er vor dem Spiel gegen Aachen verfehlten Zeitungsberichten zufolge als Nachfolger für Joachim Philipkowski gehandelt wurde.
Wie wohl es wahr ist, dass der FC St. Pauli nach der 1:4-Niederlage gegen Aachen einen neuen Trainer auf der Wunschliste hat, der die Profis zum Trainingsbeginn am 27.12. mit Rute in der Hand empfangen wird. Die Zeit von Philipkowski neigt sich dem Ende zu. Nachdem der erfolgreiche Amateur-Trainer vom vergangenen Präsidium nach langem Zögern erst überzeugt werden musste, das Amt von Dietmar Demuth zu übernehmen, muss man ihm seine Zweifel nun wohl abnehmen. „Pipel hat alles versucht“ bescheinigt ihm Sportdirektor Franz Gerber, geschafft hat er wenig. Charisma und Konzepte haben Philipkowski für die notwendigen Veränderungen im Team im Stich gelassen. Weder taktisch noch moralisch konnte er dem Team die nötigen Impulse vermitteln, um dem Fiasko erfolgreiche Veränderungen entgegenzusetzen.
Gegen Aachen offenbarten sich Abgründe, die auch von einem möglichen Nachfolger (Uwe Erkenbrecher, Holger Fach, Neale Marmon, Georgi Wassilev) nur schwer zu beheben sein dürften. „Ich habe nicht gesehen, dass das Team bereit war zu gewinnen“, erklärte ein von den eigenen Spielern vorgeführter Philipkowski. Innerhalb der Mannschaft scheint die Verunsicherung derart ausgeprägt zu sein, dass nicht mehr nur an den eigenen Fähigkeiten, sondern auch an denen der Mitspieler gezweifelt wird. Oder die Beschäftigung mit der eigenen Fehlervermeidung die Hilfestellung für manchen Patzer des Teamkollegen verhinderte. Ein Zustand, der bei allen Gegentoren, denen individuelle Fehler vorausgingen, offensichtlich wurde. „Ich habe mich gefragt, ob einer überhaupt den Titel Lizenzspieler verdient hat“, bemerkte Philipkowski.
Die letzte Möglichkeit dem Team nochmals einen Schub zu vermitteln, sieht das Präsidium in der Erfüllung einer langen Wunschliste, auf der die Verpflichtung eines neuen Trainers und einiger Spielern ganz oben stehen. Torhüter Adam Matysek wartet noch auf eine endgültige Entscheidung. Seine Knieverletzung verhinderte zuletzt sowohl in Wolfsburg und Braunschweig eine Verpflichtung. Holger Wehlage wird aufgrund der perspektivischen Planung des Vereins wohl nicht kommen. Eine teure Ausleihaktion mit dem letzten, zusammengekratzten Geld würde in keinem Verhältnis zu einem möglichen Abstieg stehen. Aber sicherlich haben die Verantwortlichen auch den Nichtabstieg auf dem Wunschzettel vermerkt. Ein Geschenk, das helfen würde.
siehe auch Kommentar auf S. 21
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