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Gehört: Philharmonisches Staatsorchester, Musikhalle. Mit der Authentizität ist es ja so eine Sache. Der ungarische Komponist Zoltán Kodály glaubte daran: Einen großen Teil seines Lebens widmete er dem Studium dessen, was er als „authentische Volksmusik“ verstand. Bela Bartók ging so weit zu behaupten, in Kodálys Werken habe der „ungarische Geist“ seinen vollendeten Ausdruck gefunden. Dabei strebte Kodály nie nach Reinheit, wusste vielmehr: „Jede große nationale Schule ist das Resultat der Vermischung.“

Spuren anderer Traditionen in der europäischen Kunstmusik wiederzufinden, ist das Anliegen dieser Philharmonischen Konzertsaison: Der Blick geht nach Osten. Kodály, Liszt und Tschaikowsky stehen auf dem Programm des 4. Konzerts, zwei Ungarn also und ein Russe. Kodálys Tänze aus Galánta sind Tanzstücken von professionellen städtischen Zigeunerkapellen nachempfunden, vor allem den „Verbunkos“ (Werbungsmusik). Franz Liszt, in Ungarn geboren, aber in Wien und Paris musikalisch geprägt, wird mit dem Klavierkonzert Nr. 2 A-Dur vorgestellt: eines der ersten Konzerte, in dem ein einmal formuliertes Thema weitererzählt wird wie eine Geschichte. Auch Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5 E-Moll verfolgt ein Motto, das der Komponist „Schicksal“ nannte: Wie etwas, das immer wieder in die Sinfonie eingreift.

Das Philharmonische Staatsorchester, in Krankheitsvertretung geleitet von Muhai Tang, ist dem Programm mehr als gewachsen. Sauber werden die Stimmungen herausgearbeitet, präsent sind die Solo-Stimmen – technisch meisterhaft ohnehin. Einfühlsam lässt man im Liszt-Konzert dem Pianisten Eldar Nebolsin Raum, gibt ihm Gelegenheit zu glänzen. Und das tut er. Katrin Aue

weiterer Termin: heute, 20 Uhr, Musikhalle (Einführung: 19.15 Uhr)