flughafenausbau: Kein neues Fass aufmachen!
So ist das mit den Pensionären in Politik und Wirtschaft: Auf einmal reden sie Tacheles. Das tut der frühere Lufthansa-Chef Heinz Ruhnau, der mal kurz die (Luft-)Verkehrsplanung der vergangenen zwölf Jahre für die Hauptstadt über den Haufen wirft, nämlich: Alle Schönefeld-Planungen stoppen, stattdessen Tegel ausbauen. Gut gebrüllt, Löwe, will man rufen – nur sind die Vorschläge vernünftig?
Kommentar von PHILIPP GESSLER
Zweifel sind angebracht. Es ist fraglich, ob die Anwohner der nördlichen Bezirke um Tegel wirklich einen Ausbau dieses Flughafens verkraften und tolerieren würden. Ruhnaus Idee, im engeren Einflussbereich Wohnhäuser zu kaufen und die Mieter großzügig mit Eigentumswohnungen zu entschädigen, klingt – vor den Erfahrungen ähnlicher Versuche in Diepensee – sehr optimistisch. Eine „Abkühlungsperiode“ bei den Planungen für Schönefeld vorzuschlagen ist ebenfalls zweifelhaft: Das Projekt geht schon jetzt und bereits seit Jahren so langsam voran, dass ein solcher Abkühlungsprozess wohl eher zum Erfrieren des Phönix Schönefeld führen würde denn zu seinem Aufstieg.
Anstatt wieder ein neues Fass aufzumachen, wäre es deshalb besser, das nun schon so lange vor sich hin stolpernde Projekt „Ausbau Schönefeld“ beherzter anzupacken – wenn es denn wirklich private Investoren gibt, die bereit sind, etwas zu wagen. Sollte es diese Investoren, trotz allem, nicht geben oder das Konsortium der Flughafenbauer am Ende abspringen, kann man die Ausbaupläne für den ehemaligen DDR-Flughafen immer noch aufgeben. So oder so: Mutigere Schritte sind gefragt. Sie würden der lahmen Metropole gut tun.
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