Schon 14 Prozent in der Urne

Vor den ersten Hochrechnungen gibt es bereits zahlreiche Statistiken zur Bundestagswahl. Trotz Pannen auf dem Postweg legen die Briefwähler zu

Ob die Wähler zu beschäftigt oder zu faul sind, um am Sonntag in eines der 2.609 Wahllokale zu gehen, bleibt ihr Briefwahlgeheimnis. Der bundesweite Trend zur Briefwahl zeichnet sich auch in Berlin ab. Bisher haben rund 438.000 Berliner die Briefwahl beantragt, das entspricht 17,9 Prozent der Wahlberechtigten. Ihre Stimmen eingetütet und zurückgeschickt haben davon bisher etwa 80 Prozent, schätzt Geert Baasen, Referent des Landeswahlleiters.

Für welche der insgesamt 15 Parteien gestimmt wurde, bleibt allerdings noch unter Verschluss. Die Wahlscheine werden bis Sonntag sicher gelagert und erst um 18 Uhr den entsprechenden Briefwahlvorständen übergeben. Dabei ist die Briefwahl nicht ganz billig. 9,50 Euro kosten die Bearbeitung und der Versand einer einzelnen Stimme. Das gilt zumindest für Frankfurt am Main, wie der dortige Wahlamtsleiter ausgerechnet hat. Deshalb darf man Briefwahl nur beantragen, wenn man aus wichtigen privaten, beruflichen oder gesundheitlichen Gründen verhindert oder in einen anderen Wahlkreis umgezogen ist.

Ärger mit dem Postweg gab es im Wahlbezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Zahlreiche Wahlbenachrichtigungen wurden zwar gedruckt und verschickt, kamen aber nie beim Wahlvolk an. Eine Zahl von 3.000 Betroffenen konnte die Wahlleiterin bis zum Redaktionsschluss nicht bestätigen. Auch auf Nachfrage der Betroffenen konnten die Karten nicht zugestellt werden. Das zuständige Wahlbüro in der Yorckstraße erklärte jedoch, dass das Wahlrecht hiervon nicht beeinflusst sei. Zur Wahl genügt ein Personalausweis.

Wer von den 2.443.000 Wahlberechtigten in Berlin persönlich ins Wahllokal geht, wird sich unter Umständen etwas drängeln müssen. Gegenüber der Bundestagswahl 1998 ist die Zahl der Wahllokale um 243 gesunken. Nur 1,7 Prozent haben ihren Namen wirklich verdient, in 45 Gaststätten darf gewählt werden. Die anderen Wähler müssen mit Schulen, Kitas und Seniorenheimen vorlieb nehmen. Behinderte stehen bei einem Drittel aller Wahllokale vor unüberwindbaren Hürden. Vor vier Jahren war noch mehr als jede zweite Urne unerreichbar.

Die Zahl der Wahlberechtigten ist gegenüber 1998 um 71 gestiegen. Für alle Wähler wies der Landeswahlleiter gestern nochmals darauf hin, dass es eine Erststimme für den Wahlkreiskandidaten und eine wahlentscheidende Zweitstimme gibt.

DPA/DDP/AP/TAZ