piwik no script img

Forschung bedroht

betr.: „Von Agrarwende keine Spur“, taz vom 11. 12. 02

Im Zuge des Projekts „Stuttgart 21“ soll der 9,5 Kilometer lange Fildertunnel den vorgesehenen Tiefbahnhof in Stuttgart Stadtmitte mit dem Flughafen in Echterdingen und mit der neuen Schnellbahnstrecke nach Ulm verbunden werden. Eine der vier Baustellenflächen liegt in Kleinhohenheim und wird von der Versuchsstation für Nutztierbiologie und ökologischen Landbau der Universtität Hohenheim bewirtschaftet.

Für eine Baustelleneinrichtungsfläche und einen Betonriegel wird eine Fläche von insgesamt 16.465 Quadratmetern, dies entspricht fünfzehn Prozent der gesamten Versuchsflächen, für die Dauer der Bauzeit in Anspruch genommen. Damit wird ein erheblicher Teil der Forschung zum ökologischen Landbau in Kleinhohenheim irreversibel zerstört. Alle Flächen in Kleinhohenheim sind ökologisch nach den Richtlinien der Anbauverbände Demeter, Bioland und Naturland zertifiziert. Der Versuchsstandort hat keine Möglichkeit der Kompensation durch alternative Flächenaufteilung oder -umwandlungen. Auf den betroffenen Flächen sind mehrjährige Versuche angelegt, die später nicht mehr rekultiviert werden können.

Die Uni Hohenheim hatte Ende der 80er-Jahre einen Modellbetrieb für den ökologischen Landbau in unmittelbarer Nähe zur Universtiät eingerichtet. Wenn die jetzige Planung umgesetzt wird, wird durch die Versiegelung von Teilen der Versuchsfläche das langjährig bestehende Konzept der ökologischen Nutzung für Forschung und Lehre zunichte gemacht. Auch geplante weitere Versuchsvorhaben wären auf Dauer nicht zu realisieren. Ist das also unter der versprochenen Agrarwende zu verstehen?

DANIEL DIEHL, CHRISTIAN BIERNATH, Plattenhardt

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen