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Melitta lässt die Flocken tanzen

Wetterbescherung: Auch wenn es laut Statistik eigentlich nahezu ausgeschlossen ist, versprechen die Meteorologen die dritte weiße Weihnacht für Berlin in Folge. Einziger Haken an der Sache: Der Schnee könnte nur den Süden der Stadt erreichen

von UWE RADA

Morgen, Kinder, wird’s was geben? Ach was, heute schon! Wenn sich die Wetterfrösche nicht irren, werden Sie, liebe taz-Leserinnen und taz-Leser, Berlin heute ganz in Weiß erleben.

Das ist, bei aller Romantik, auch wissenschaftlich von Bedeutung. Da Berlin vom nächsten Mittelgebirge, dem Fläming, weit entfernt ist, ereignen sich weiße Weihnachten, statistisch betrachtet, nur alle sechs Jahre. Sehen Sie heute Morgen also wirklich weiß, liebe Leserinnen und Leser, erlebt Berlin aber schon die dritte weiße Weihnacht in Folge. Vor allem an Eltern richten wir deshalb den Rat: Raus mit euren Kindern! Bis zur nächsten weißen Weihnacht werden sie der Wahrscheinlichkeit nach 18 Jahre warten müssen.

Grund für den Optimismus der Metereologen ist das Schneetief „Melitta“. Das trieb die Schneewolken gestern Nachmittag aus Südwesten vor sich her. Damit, teilte die meteomedia Deutschland am Samstag mit, „ist für die Hauptstadtregion die weiße Weihnacht nahezu sicher“. Ähnlich sah das auch der Deutsche Wetterdienst in Potsdam, der die Chancen für ein weißes Gewand in der Stadt der roten Socken auf 80 Prozent taxierte.

Trübsinn blies allein der private Wetterdienst MCWetter. Der erklärte gestern noch, dass es zwar weiße Weihnachten gäbe, aber nicht für alle Berliner und Brandenburger. Melitta bringe den Schnee nämlich nur in den Süden der Region. Der Norden dagegen gehe leer aus, so MC-Experte Friedemann Schenk.

Grenzwetterlage heißt das im Fachjargon der Metereologen. Und diese könnte sogar dazu führen, dass der Lichtenrader Klaus Wowereit mit Gatte Jörn das Fest im Weißen verbringen darf, während der Reinickendorfer Frank Steffel mit Gattin Katja seine Teppiche auf der Stange lassen kann.

Wie auch immer das Wetter ausfällt, liebe taz-Leserinnen und Leser, Sie wissen ja, bei welchem Wetterdienst Sie sich beschweren müssen. Das gilt auch fürs Kinoprogramm. Während derzeit auf allen Leinwänden Mittelerde zu sehen ist, sucht man nach einer Open-Air-Aufführung von Fargo vergeblich. Dabei wäre das der richtige Film zur richtigen Zeit. Wie sagte doch unser taz-Rezensent Andreas Becker zur Fimpremiere dieses im provinziellen Minnesota angesiedelten Gangsterstreifens: „Fargo ist detailbesessen und präzise, aber lahmarschig wie eine Eieruhr, die nicht klingeln will, die dann aber doch klingelt und uns zu Tode erschreckt.“

Vielleicht wollen ja deshalb so viele weg aus Berlin. Flughäfen, Bahnhöfe und die Autoschleuse in Dreilinden waren jedenfalls proppevoll. Doch nun, sagt Bahnsprecher Holger Auferkamp, „ist alles im grünen Bereich“. Auch im Schneehimmel sollte es keine Komplikationen geben. „Der Flugplan ist völlig intakt“, meint Eberhard Elie von der Berlin-Brandenburg-Flughafenholding. Aber man sollte den Tag bekanntlich nicht vor Melitta loben. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, wenn in der Rumpelkammer des Flughafens Tegel plötzlich die Sprühdose mit dem Enteisungsmittel alle wäre.

Fragt sich am Ende, wie es um die Fußgänger steht. Damals vor zwei Jahren, als das anfing mit den weißen Weihnachten, zeigte sich, dass die BSR zwar gerne überhöhte Gebühren einsammelt, ihre Schneeräumer aber umso ungerner rausrückt. In manchen Straßen wurde nur noch dort geschippt, wo die Hausverwaltung Verträge mit privaten Schneeräumdiensten abgeschlossen hatte. So kann es, um im Bild zu bleiben, sein, dass der Lichtenrader Klaus Wowereit sich beim Weihnachtsspaziergang aufs Kreuz legt, während der Reinickendorfer Frank Steffel seine Teppiche auf schwarzem Asphalt ausrollen kann. Also, liebe taz-Leserinnen und taz-Leser, wenn Sie heute ihre Zeitung aus dem Kasten geholt haben, wissen Sie mehr. Vielleicht wissen Sie es dann sogar besser.

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