: Der Nächste, bitte!
Ein Wartezimmer verwandelt sich in eine utopische Partyzone: Die Berliner Staatspoperette riskiert im Grips „‘n Blick in der Stadt“
Jeder kennt dieses Szenario: Man sitzt beim Arzt oder auf dem Amt in einem Wartezimmer mit fremden Leuten. Der Raum ist erfüllt vom Schweigen und von heimlichen Blicken. Während man darauf wartet, aufgerufen zu werden, macht man sich Gedanken über die anderen Personen. Einen solchen unpersönlichen Raum nahmen sich die Macher des frisch gegründeten Musiktheaters Berliner Staatspoperette als Handlungsort für ihr Premierenstück „’n Blick in der Stadt“. Hier nun erfahren wir sie endlich, die Träume und Gedanken der Menschen, die da mit uns auf was auch immer warten. Acht normale Stadtneurotiker unterschiedlichster Herkunft und Eigenschaften sitzen in dem Raum: und fangen plötzlich an zu singen. Durch diese unerwartete Preisgabe der Gedanken wird das Interesse aneinander geweckt. Freimütig bedient sich die Staatspoperette dabei aus 30 Jahren deutscher Popmusik. Lieder von den Ärzten bis zu 2raumwohnung, gespielt vom Mann am Klavier. Es entstehen Übereinstimmungen und Konflikte, Absurditäten, Gelächter und Betroffenheit. Eines werden sie am Ende alle erreicht haben: ihren Träumen näher sein, weil sie sich von ihnen gelöst haben. Der Warteraum als Spiegel des öffentlichen Lebens? In jedem Fall ein Sprungbrett für eine bunte Mixtur. TB
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