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XXII. Winterspiele in SotschiSteinzeit in Achschtyr

„Grüne Spiele“ sollen im russischen Sotschi stattfinden. Aber es werden Flüsse und Wälder zerstört. Und das Dorf Achschtyr ist von der Zivilsation abgeschnitten.

Früher gab es eine Brücke über das Tal, die der neuen Straße weichen musste. Bild: reuters

SOTSCHI taz | Rumms. „Als wir erfuhren …“ Rumms. „… die Olympischen Spiele hier stattfinden …“ Rumms. „… gejubelt. Wir dachten, jetzt …“ Rumms. „… endlich die Zivilisation hierher …“ Rumms. „… Kanalisationen, Straßen …“ Rumms. „Es kam nichts.“

Außer Lkws. Alle paar Sekunden brettert einer an Alexander Karokow vorbei den Berg hinauf. Alle paar Sekunden brettert einer den Berg hinunter. Auf der Höhe, auf der Karokow gerade steht, sind die schweren Straßenplatten auseinander gedriftet. Hier ein Kontinent namens Straße, dort ein Kontinent namens Straße. Dazwischen der Ozean „Schlagloch“. Den muss jeder Laster queren. Rumms.

Bei jedem Knall denkt man, dass bei den alten, mit Steinen beladenen Wagen gleich die Achse bricht, ein Reifen sich löst und allein Richtung Tal abhaut. Karokow achtet beim Reden gar nicht darauf. Der Mensch scheint sich an alles zu gewöhnen.

Sotschi 2014

Die XXII. Winterspiele finden vom 7. bis zum 23. Februar im russischen Sotschi statt. Seit 1994 wechseln sich Sommer- und Winterspiele im Zweijahresrhythmus ab. Die ersten Winterspiele gab es 1924 im französischen Chamonix.

Der Austragungsort liegt an der sogenannten Russischen Riviera am Schwarzen Meer. Damit findet Winterolympia erstmals in den nördlichen Subtropen statt - Sotschi liegt auf dem gleichen Breitengrad wie Nizza.

Wettbewerbe wie Bobfahren, Rodeln oder Skispringen finden deshalb etwa 70 Kilometer östlich von Sotschi in 6.000 Meter Höhe im Gebirgsdorf Krasnaja Poljana (Rote oder Schöne Lichtung) statt. Wettkämpfe drinnen wie zum Beispiel Eiskunstlaufen werden im Olympiapark in Sotschi ausgetragen.

Dabei will Karokow sich gar nicht an all den Lärm, Dreck, die Erschütterungen, den Staub gewöhnen. Er hat die Ärmel seines gelben Rollkragenpullovers hochgekrempelt. Er wollte, dass es besser wird hier in Achschtyr. Er wollte die Spiele. Er wollte eine Wasserleitung.

Der Brunnen ist ausgetrocknet

Stattdessen kommt einmal pro Woche ein Tanklaster und bringt den 200 Einwohnern des kleinen Dörfchens nahe Sotschi Wasser. Vor ein paar Wochen war er ausgefallen, 14 lange Tage mussten sie auf Nachschub warten. Früher gab es einen Brunnen, erzählt Karokow, doch die Steinbrüche haben den Grundwasserpegel gesenkt. Der Brunnen ist trocken.

Früher gab es auch eine Brücke über das Tal zur alten Schnellstraße Richtung Sotschi. Doch die Brücke musste der neuen Bundesstraße weichen. Die Kinder müssen nun drei Kilometer zur Haltestelle des Schulbusses laufen. Ein gewöhnlicher Linienbus fährt dort aber nicht. Die Erwachsenen müssen sieben Kilometer zur nächsten Haltestelle wandern, um in die Stadt zu fahren. Zum Arzt oder zum Einkaufen.

Das einzige, was Achschtyr durch die Spiele bekam, sind zwei riesige Steinbrüche – deswegen die vielen Lkws – und eine Bundesstraße, die den Ort von der Außenwelt abschneidet.

Die Lkws stehen Schlange

17 Bewohner haben sich mittlerweile am Straßenrand versammelt. Viele haben früher an den Hängen Obst und Gemüse angebaut und damit ein bisschen etwas verdient. Doch heute liegt auf den Blättern und Früchten so viel Staub, dass ihn niemand mehr abwischen kann – und sie keiner mehr kaufen will. „Wir wissen, dass wir im 21. Jahrhundert leben“, sagt Tatjana Wilikaja, „aber hier ist es wie in der Steinzeit.“

Die 61-Jährige nimmt uns mit und zeigt uns die Steinzeit von Achschtyr. Wir müssen über Stacheldraht steigen, um den Krater zu erblicken, der in den Berg gehauen wurde. Er ist geschätzt 15 Meter tief und bestimmt so groß wie ein Fußballfeld. Und das ist nur der stillgelegte Teil. Drüben, in der Kurve, liegt der zweite Steinbruch, doppelt so groß und viel tiefer. Dort wird noch gehämmert. Hier also ist der Quell all des Staubs, des Lärms, der Erschütterungen, der Lkws. Die stehen Schlange und warten auf die nächste Ladung Steine, mit der sie dann durch Tatjana Wilikajas und Alexander Karokows Dorf brettern können.

„Eine Katastrophe“, nennt der Umweltschützer Wladimir Kimajew die Ausbeutung des Bergs. Im stillgelegten Steinbruch werde weiterhin Bauschutt abgeladen. Er hat Angst, dass Gifte in den Boden sickern. „Das hier ist ein Nationalpark.“

Das hier war ein Nationalpark. Der schützenswerte Status wurde dem Gebiet handstreichartig entzogen. Seit vier Jahren wird Stein um Stein abgetragen. Tag und Nacht. Jetzt sieht es hier so aus, als seien zwei Meteoriten in Achschtyr eingeschlagen.

Die Intelligenzja guckt weg

Kimajew ist in der Nichtregierungsorganisation „Zum Schutz des kaukasischen Gebirges“ engagiert. Besser gesagt: Er ist die Nichtregierungsorganisation.

Eine deutsche Website, die für Urlaub in Sotschi wirbt, bezeichnet Achschtyr noch immer als „Naturdenkmal“. „Die meisten wissen einfach nicht, was hier passiert“, sagt der drahtige Mann mit der Glatze. Viele in Sotschi seien Rentner, Internet kennen sie nicht, oppositionelle Meinungen auch nicht. Und die „Intelligenzja“, wie Kimajew die nennt, die es besser wissen müssten – die Lehrer, die Ärzte, die Professoren – „die sind vom Staat abhängig, die sagen alle, dass die Olympischen Spiele super sind.“

Und die Vertreter der Stadt leugnen das Problem einfach.

Im Rathaus von Sotschi steht Zhanna Gregoriewa vor einem gemalten Panorama des Kaukasus. Oben Schnee, unten Segelboote im Schwarzen Meer. An die Küste schmiegt sich der mehr als 140 Kilometer lange Ort Sotschi mit seinen Olympiastadtteilen Adler (am Meer) und Krasnaja Poljana (in den Bergen). Dazwischen liegt Achschtyr.

Bäume im Sumpf

Gregoriewa ist die Olympiabeauftragte der Stadt. Die kleine Frau mit den roten Haaren, großen Augen und stechendem Blick hat sich Zettel mit Antworten ausgedruckt. Sie wird nicht einmal darauf gucken. Sie nennt Sotschi 2014 die „grünen Spiele“.

Die Kompensationsmaßnahmen überträfen die Nachteile für die Umwelt deutlich, sagt Gregoriewa, das habe das Internationale Olympische Komitee gerade erst festgestellt. „Für alle Bäume, die gefällt werden, sind woanders Bäume gepflanzt worden.“

Grüne Spiele? Umweltaktivist Kimajew würde wohl laut und höhnisch lachen, wenn er der Typ wäre, der lachen würde. „Ich weiß nicht, was die damit sagen wollen“, erzählt er am Rande des Steinbruchs. Früher habe es innerhalb der Stadtgrenzen des Kernortes Sotschi 30 Quadratmeter Grünfläche pro Einwohner gegeben, heute seien es noch drei. In den Flüssen wurden die Orte zerstört, wo die Lachse laichen.

Es habe auch mal einen natürlich gebildeten Strand aus Felsen und Sand gegeben, doch der sei den Umbaumaßnahmen zum Opfer gefallen. Und der kolchidische Wald ist auch zerstört worden. „Dafür wurden irgendwo im Sumpf Palmen aus Italien gepflanzt. Das ist doch keine Kompensation“, sagt Kimajew. Er hat sich vor ein paar Monaten das Gelände mit den neu gepflanzten Bäumen angeschaut. Nur vereinzelte Setzlinge hätten überlebt, sagt er, „die meisten sind verkümmert“.

Statt „Sotschi 2014“ prangt hier „Gazprom 2014“

Oberhalb von Achschtyr gibt es einen Lift, der zur ersten Bergstation führt, von dort aus geht es mit dem Bus weiter zum Langlauf- und Biathlonstadion „Laura“. 7.500 Zuschauer sollen hier bei den Spielen Platz finden. Zum ersten Mal in der olympischen Geschichte werden die Biathlonwettbewerbe abends unter Flutlicht starten. Andrej Markow ist mächtig stolz auf diese, seine Anlage. Er ist der Sprecher von „Laura“. Jede Halle, jedes Stadion hat einen eigenen Sprecher. Wie viel hat das alles gekostet? „Das ist keine Frage an mich, das ist eine Frage an Gazprom“, sagt Markow. Der russische Energieriese hat all das gebaut, inklusive der großen Liftstationen. Hier hängt kein einziges „Sotschi 2014“-Banner, hier prangt überall nur „Gazprom 2014“. Warum baut der Konzern sowas? „Gazprom liebt Biathlon“, sagt Markow.

Vor vier Jahren stand hier nichts außer Bäumen, berichtet Markow. Auch das sei schließlich Teil eines Nationalparks. Jetzt erstreckt sich hinter ihm eine 120 Meter lange Freifläche, auf der bald ein paar Biathleten rumballern werden und die aussieht wie ein Parkplatz mit angeschlossener Tribüne. „Wenn du was baust, musst du immer ein paar Bäume abholzen. Aber nur so entsteht etwas Neues“, sagt Markow. „Natürlich entschuldigen wir uns dafür.“ Er lächelt verschmitzt.

„Ich sehe keine negative Seite“, sagt Zhanna Gregoriewa unten im Tal, im Konferenzraum des Rathauses. Die überwältigende Mehrheit der Menschen in Sotschi freue sich auf die Spiele.

Auch Umweltaktivist Kimajew freut sich. Denn bald ist wenigstens der ständige Baulärm vorbei. Der Steinbruch in Achschtyr soll dann ruhen, und angeblich soll das auch anschließend so bleiben, doch den Versprechungen glauben Alexander Karokow und Tatjana Wilikaja nicht. Sie haben momentan eh andere Sorgen, sie müssen sich Gedanken machen, wie sie über den Winter kommen. Für die Zeit der Olympischen Spiele wurde ihnen nämlich das Heizen mit Brennholz untersagt. „Doch eine Heizung haben wir nicht“, sagt Wilikaja.

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16 Kommentare

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  • 1
    1968

    Sie sehen, Frau Kreiten, selbst hier, an so "revolutionär geprägter Stelle", wenn ich die taz-Leserschaft so einschätzen darf, führen wir diese Diskussion relativ alleine. Es ist die Schnellebigkeit unserer Zeit, so wie sich die Nachrichten überschlagen, hechelt man von Kommentar zu Kommentar - aber spätestens nach zwei Tagen ist ein "altes" Thema vergessen.

     

    Ich wünsche Ihnen den nötigen langen Atem für Ihr Anliegen. Sie sehen an den Entwicklungen der letzten Tage in Russland, dass sich manches eben doch bewegen kann - auch wenn das, was wir momentan erleben, eher den Olympischen Spielen geschuldet ist. Aber vielleicht werden die Tscherkessen ja im Zuge dieser Entwicklung in den nächsten Wochen doch noch zum Thema der Weltpresse.

  • 1
    1968

    "...und sich dabei hinter die eigene Unwissenheit als vermeintlich legitimen Grund für das eigene Bystandertum zurückzieht."

     

    Hierzu noch ein Wort. Wenn einem ein Problem nicht bewusst ist, wie kann man dann Stellung dazu beziehen? Kann man das als illegitimes Verhalten bezeichnen? Wer in einer Sache unwissend ist, dem kann man kein Bystandertum vorwerfen. Bestenfalls kann man reklamieren, dass er mangelhaft informiert ist. Aber da werden Sie mir hoffentlich recht geben, Frau Kreiten: Es ist in der heutigen Zeit, bei dieser Datenflut und den Meldungen über immer neue Volksgruppen die ihr Recht einfordern einfach schwer, den Überblick zu behalten. Das soll kein Vorwurf sein, bitte verstehen Sie mich da nicht falsch. Aber eventuell hat man von Seiten der Tscherkessen versäumt, die bayrischen Olympiagegner genügend auf sich aufmerksam zu machen?

    • @1968:

      Ich mache nicht Ihnen, sondern denjenigen öffentlichen Funktionsträgern einen Vorwurf, die von mir und anderen gezielt auf den Völkermord an den Tscherkessen hingewiesen wurden, samt weitergehenden Informations- und Gesprächsangeboten. Es geht nicht an, daß man einerseits nicht das geringste Interesse an einer Eruierung der Fakten zeigt, andererseits aber subtil die Glaubwürdigkeit derjenigen, die sich mit der Thematik auskennen, in Zweifel zieht. Die Vogel-Strauss-Taktik des "kann sein - kann nicht sein, ich mache nichts" ist und bleibt für mich politisches Bystandertum. Wir haben nun einmal, gerade aufgrund der jahrzehntelangen Vernachlässigung bzw. aktiven Verdrängung dieses Themas, nicht die Ressourcen, eine unbegrenzte Anzahl von Menschen zu erreichen, sei es durch separate individuelle Anschreiben, sei es durch entsprechend massenwirksame Kanäle. Wir sind vielmehr angewiesen darauf, daß diejenigen, die in unserer Gesellschaft die medialen und politischen Knotenpunkte besetzt halten, unsere Anliegen entsprechend weiterleiten und nicht mit einem "ungeklärt/keine Zeit/ nicht politisch profitabel/ paßt nicht in mein Profil“ im eigenen Papierkorb entsorgen. Letzteres ist aber gerade das, was Tscherkessen und Nicht-Tscherkessen bei diesem Thema seit Jahrzehnten erleben. So lange wie sich hier kein lautstarker Protest regt (und wie, denn laut ist, was der andere hört/ zu hören bereit ist), werden Sie oder andere potentiell Interessierte von all diesen Bemühungen nicht auch nur das Geringste mitbekommen. Die in der stillen Hoffnung, vielleicht doch noch einen geeigneten Ansprechspartner zu finden, fleißig weitergeschriebenen Briefe werden dann auf gleiche Weise ins politische Nirvana entschwinden.

  • 1
    1968

    Was ist verkehrt daran, wenn man sich für seine Umwelt und das eigene Naherholungsgebiet einsetzt? Es liest sich so vorwurfsvoll, das kann ich nicht nachvollziehen. Sicher haben die Bilder vom Landschaftsverbau in Sotschi der Bevölkerung in Deutschland gezeigt, wohin die Reise gehen wird, wenn man Ja zu einer Winterolympiade vor der eigenen Haustür sagt.

     

    Den Vorwurf der mangelnden Solidarität müssen Sie mir erklären. Jedes Ausrichterland weißt die gleichen Umstände auf. Jedesmal wird der Natur Gewalt angetan. Und jedesmal empört man sich weltweit über rigide Maßnahmen beim Bau der Sportstätten. Allein - es ändert nichts. Es gibt keinen sanften Weg, eine Bergregion in eine Mega-Sportstätte umzuwandeln.

     

    Wenn Sie das Empfinden haben, dass es gegenüber den Tscherkessen an Solidarität mangelt, muss ich Ihnen ehrlich sagen: Durch die Leserbeiträge hier, habe ich das erste Mal bewusst etwas von den Tscherkessen gehört. Wem geben Sie die Schuld daran?

    • @1968:

      Lieber 1968, um mit Ihrer letzten Frage anzufangen: Ihnen sicher nicht! Es gibt etliche Faktoren, die dazu geführt haben, daß die Tscherkessen und die ihnen im 19. Jahrhundert angetane genozidale Gewalt bis heute nicht ins öffentliche Bewußtsein gelangt sind. Aktuell allerdings gebe ich ganz konkret den Medien die Schuld, die dieses Thema bewußt blockieren, wie auch der Politik, die dafür den Rahmen liefert bzw. u.U. sogar die entsprechenden Vorgaben für dieses Schweigen aus Rücksicht auf die eigenen außenpolitischen und wirtschaftlichen Interessen. Die Bemerkung hinsichtlich der fehlenden Solidarität bezog sich auf die in meinem Blogeintrag geschilderten Zusammenhänge bzw. Person(en). Es ist überhaupt nicht verkehrt, sich für seine Umwelt und das eigene Naherholungsgebiet einzusetzten. Völlig verkehrt finde ich allerdings,wenn man sich auf linke Werte ("internationale Solidarität", "Zivilcourage", "Antifaschismus"...) beruft und auch insgeheim von den negativen Erfahrungen Anderer zu profitiert, gleichzeitig aber öffentlich gegenüber den noch sehr viel gravierenderen Problemen in Sotschi und inbesondere dem Völkermord an den Tscherkessen schweigt und sich dabei hinter die eigene Unwissenheit als vermeintlich legitimen Grund für das eigene Bystandertum zurückzieht. Wenn man die Olympischen Spiele vor der eigenen Türe ablehnt und hiergegen eine recht aufwändig betriebene Kampagne führt, warum kann man bei der Gelegenheit nicht zumindest auch ein paar Sätze der Anteilnahme gegenüber denjenigen,die die Leidtragenden von Sotschi 2014 sind, verlieren?

      • 1
        1968
        @Irma Kreiten:

        Tatsächlich findet man erst in letzter Zeit Berichte über die Tscherkessen, nur der österreichische "Standard" hat bereits 2011 ausführlicher berichtet. So zumindest lautet das Ergebnis, wenn man die Google-Suche bemüht.

         

        Inwiefern im Zuge der Ablehnung der Olympischen Spiele in Bayern das Problem der Tscherkessen bekannt wurde und ob es auch dazu kritische Verlautbarungen gab, kann ich leider nicht beurteilen.

        • @1968:

          Sie finden deswegen kaum Artikel zu diesem Thema, weil es politisch blockiert wird. Eine breitere Öffentlichkeit hat das Thema im Rahmen der Ablehnung der Olympischen Spiele in Bayer nicht erreicht. Wenn die Verantwortungsträger willens gewesen wären, wäre es jedoch ein leichtes gewesen, hier neben all denjenigen Gründe, die gegen derartig kommerzialisiserte Massenspektakel sprechen, auch die Tscherkessen zu erwähnen und damit eine Öffnung der Debatte herbeizuführen.

        • @1968:

          Lieber 1968, um es ganz konkret zu machen: bekannt geworden ist das Problem der Tscherkessen im Zuge der Olympischen Spiele in Bayern nicht, es hätte aber ohne großen Aufwand bekannt gemacht werden können. Eine hierfür sicherlich geeignete Person wäre die Abgeordnete der Linkspartei Nicole Gohlke gewesen, die sich ohnehin bereits stark gegen die Austragung der Olmypischen Spiele in München engagiert hat. Auf die Tscherkessen und die Dringlichkeit dieser Problematik hingewiesen meinte sie allerdings, sie könne sich hierüber (in welcher Hinsicht? Existenz der Tscherkessen? Faktizität von Deportationen und Massakern? Beurteilung als Völkermord, ethnische Säuberung oder Verbrechen gegen die Menschlichkeeit?) kein Urteil bilden und schrecke deswegen vor einem wie auch immer gearteten Einschreiten zurück. Das ist aber nur ein Beispiel von vielen für ein drastisches Versagen auf politischer Ebene. Der Grund, warum Sie so wenig Zeitungsartikel zum Thema finden, ist eine politisch gewollte Blockade, die Personen wie Gohlke nicht in Angriff zu nehmen bereit sind. Man könnte, wenn man wollte, und würde damit auch Personen wie Ihnen eine Chance geben, sich zu informieren entsprechend politisch zu positionieren.

  • Oder Steinzeit in Deutschland? Die Deutschen Medien schweigen immer noch zu den Tscherkessen...obwohl nun eines nach dem anderen unserer Staatsoberhäupter Alternativpläne für die ersten beiden Februarwochen schmiedet und Rußlandkritik anderer Art hohe Wellen schlägt. Wie kann es sein, daß in einem vermeintlich so aufgeklärten Land wie Deutschland der Allgemeinheit monatelang, Bericht für Bericht, ein kolonialer Völkermord einfach vorenthalten wird?

  • AB
    Aufwachen brave Journalisten-Michels

    Das eine sollte nicht anderes rechtfertigen. Aber wie steht es mit der (deutsch-europäischen) Umweltvernichtung bei der Braunkohle oder bei Skipisten - nicht nur im Alpengebiet? (!)

  • Ich hoffe das den Tscherkessen Glauben gesenkt sie alle begreifen was in Sotschi geschieht,was damals wie Frau Kreiten schon erwähnte das eben die Tscherkessen fast ausgelöscht wurden .

    Wir können nicht dei Olympiade verhindern aber auf die verhältnise in Sotschi aufmerksam machen das immer noch versucht wirt alles was von den Tscherkessen handelt oder Stammt vernichtet wird es werden Historische zeichen in den bergen um Sotsichi vernichtet das ja keine spur der Tscherkessen zu sehene ist .Ich hoffe sehr das sie uns ber unser Petition helfen .Ich bin Tscherkessen muss leider mit ansehen das auf gräbern meiner VORFAHREN die Olympiade statt findet .Alls würde das nicht reichen würde dürfen keine Tscherkessen einreisen oder nach Sotschi fahren .Bitte UNTTERSTÜZEN SIE UNS DIE DAS SCHWEIGEN GEBROCHEN WIRD .https://www.change.o...ündeme-alınmalı

  • HF
    herbert f

    ich werde diesen olümpischen kommerz-dreck so weit irgend möglich boykottieren, denn leider wird ja auch die tagsschau einen riesen bohai machen. und das von den super tollen rundfunk-zwangsgeldern, die jede wohnung zahlen MUSS:

     

    ich werde gezwungen, einen diktator zu finanzieren!

     

    sag doch bitte mal einer "Rechtsstaat"!!! man muß wirklich aufpassen, keine wortkombinationen von sich zu geben, die justiziabel wären...

  • 1
    1968

    Einmal abgesehen von den politischen Problemen, die in Russland herrschen - ist es nicht immer das gleiche Spiel mit den Spielen? Nicht nur, dass sich die Berichte gleichen, in denen die Frage gestellt wird, ob man denn den Zeitplan erfüllen könne (trifft übrigens auch bei jeder Fußball-WM zu). In schöner Regelmäßigkeit werden für diese Veranstaltungen auch massive Eingriffe in den Naturraum vollzogen. Von daher kann man den Olympiagegnern in Bayern nur dankbar sein. Denn, machen wir uns nichts vor: Auch bei Spielen in Deutschland hätten Landschaft und Bevölkerung unter den Baumaßnahmen leiden müssen.

     

    Auch ohne Spiele wurde und wird der Natur Gewalt angetan. Wer sich im Sommer einmal eine Almwiese anschaut, die dem feschen Freizeitsportler als Abfahrt im Winter gedient hat, wird sich des Ausmaßes der Landschaftszerstörung durch den Massentourismus erst richtig bewusst. Wegradierte Grasnarben, unter denen der blanke Stein herausragt, sind kein Zeichen für einen schonenden Umgang mit der Natur.

     

    Schotschi ist überall da, wo der Mensch zum Zweck seines Vergnügens jeglichen Respekt für die Umwelt verloren hat.

     

    The Games must go on - aber wirklich jedesmal an anderer Stelle? Warum stemmt man die finanziellen Hürden nicht weltweit gemeinsam und lässt solche Verantstaltungen da stattfinden, wo bereits passende Sportstätten vorhanden sind? Warum muss es immer neu und möglichst noch pompöser sein? Man kann die Gewinne - ggf. die Verluste - aus einer solchen Veranstaltung ja anschließend umverteilen. Die Olympiade fand früher schließlich auch nur in Olympia statt. Von daher: Back to the roots. Je Kontinent müssten sich zwei oder drei Länder finden, die die Spiele oder eine Fußball-WM im Zyklus austragen. Dann wäre Schluss mit immer neuem Landschaftsverbau und dem Gigantismus aus Eitelkeit.

    • @1968:

      Im Grunde müßte man nicht den Olympiagegnern in Bayern dankbar sein, sondern den allzu augenscheinlichen Problematiken von Sotschi 2014, die in Bayern bei der Ablehnung der Spiele eine offenbar nicht gerade geringe Rolle gespielt haben. Von Dankbarkeit und internationaler Solidarität war dort jedoch keine Spur zu sehen, hier ging es zuvorderst wohl darum, das Grün vor der eigenen Haustür (und das eigene Naherholungsgebiet fürs Wochenende?) zu retten: http://sochi2014-nachgefragt.blogspot.com/2013/11/die-sotschi-munchen-connection-ein.html

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    Die Olympischen Spiele sind ebenso wie die Weltmeisterschaften im Fußball oder der Leichtathletik ausschließlich (!) zum Kohlemachen verkommen. Sportlich ist das alles nur noch eine Farce. Doping, Mogeleien sind unleugbar in den Wettbewerben vorhanden. Gesellschaftlich ist es vielerorts eine Katastrophe für die Bevölkerung, in Russland, in Brasilien, überall. Was haben die Südafrikaner von ihren teuer bezahlten Stadien? Und was hat die Fifa davon? Die Ersteren nix, die Letzteren Riesenprofite. Wer diesem modernen, cleveren Raubrittertum durch Zuschauen die Absolution erteilt macht sich mitschuldig.

  • Verleugnet werden nicht nur die Umweltprobleme der Region, verleugnet werden auch die Tscherkessen selbst als deren ehemalige Bewohner. Die Tscherkessen müssen nun in Wut und Trauer aus dem Exil mitansehen, wie ihre Heimat ein weiteres Mal der Zerstörungswut von Politik und Wirtschaft anheimfällt. Leider setzt sich das Leugnen der kolonialen Vergangenheit und neokolonialen Gegenwart von Sotschi bis zu den westlichen "Partnern" Rußlands hin fort, bzw. kommt es deshalb nicht zu einem Aufstand der Anständigen, weil die europäische Öffentlichkeit bewußt nicht unterrichtet wird über die Massaker und Deportationen, mittels derer die Tscherkessen im 19. Jahrhundert im Westkaukasus nahezu ausgelöscht wurden. Es gilt, dieses Schweigen zu brechen und zumindest innerhalb Deutschlands einen demokratischen Diskurs herzustellen, an dem auch Angehörige der tscherkessischen Diaspora beteiligt werden. Bitte unterstützen auch Sie unsere diesbezügliche Petition auf change.org: https://www.change.org/petitions/mr-joachim-gauck-president-of-germany-deutscher-bundespr%C3%A4sident-almanya-cumhurba%C5%9Fkan%C4%B1-sochi-2014-include-circassians-in-public-debate-tscherkessen-in-%C3%B6ffentliche-debatte-einbeziehen-%C3%A7erkesler-de-g%C3%BCndeme-al%C4%B1nmal%C4%B1