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Wirtschaft manipuliert SchülerVergiftete Nähe zur Erdgasindustrie

Unternehmen greifen mit Bildungskooperationen immer stärker in den Schulalltag ein. Am Weißwaschen der Frackingtechnologie sieht man die Folgen.

Betriebsstätte von RWE Dea in Völkersen, bei der Benzol ausgelaufen ist. Bild: imago/Michael Bahlo

VERDN taz | „Wir bieten der RWE Dea keine Bühne!“, erklärt Detlev Lehmann. Man kann das Ausrufezeichen förmlich fühlen. Der Direktor des Domgymnasium in Verden (Niedersachsen) ist sehr bemüht, jeden noch so kleinen Verdacht der Einflussnahme von sich zu weisen. Der Kooperationspartner seiner Schule, RWE Dea, ist schwer in die Kritik geraten, weil er mithilfe des gefährlichen Frackingverfahrens in der Gegend nach Gas bohrt.

Es ist eine enge Verbindung zwischen Lehmanns Gymnasium und RWE, die sich sogar auf den Stundenplan auswirkt. Die Schule bietet ein Seminarfach zum Thema Energie an – und gibt dabei der Erdgas- und Erdölförderung besonders viel Raum.

Die Elft- und Zwölftklässler belegen „Energie“ als Wahlpflichtfach und bekommen dafür eine exklusive Besuchstour vermittelt: Sie sehen den Betrieb im Nachbardorf Völkersen, schauen einen Bohrplatz und die Konzernzentrale in Hamburg an und statten dem Erdölmuseum in Wietze einen Besuch ab.

Sogar die Physiklehrer wurden für die Zusammenarbeit extra geschult – bei Betriebspraktika in einem der Werke von RWE Dea. Die Mitarbeiter des Unternehmen erhalten exklusiven Zugang zu den Schulen: Sie wirken als Paten, die den Schülern bei ihrer Seminararbeit helfen, wenn diese zu Erdgas oder -öl schreiben.

Das alles lässt sich RWE Dea auch etwas kosten: 10.000 Euro fließen für die Energie- und Frackingwerbung in die Kasse des Domgymnasiums – als Sponsoring.

Das Verdener Domgymnasium ist kein Einzelfall. In der „Schulkooperation Erdöl/Erdgas“, die seit 2007 besteht, kooperieren nunmehr sechs niedersächsische Gymnasien mit den vier Unternehmen, die in Deutschland Erdgas und -öl fördern. Neben der RWE Dea sind es ExxonMobil, Wintershall und GDF Suez.

Wie das Domgymnasium liegen die Schulen in Sulingen, Lingen, Diepholz, Lohne und Vechta – allesamt Erdgasfördergebiete, die in der Nähe zu Betrieben der Firmen sind.

Initiiert hat das Ganze der Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG). Großzügige Unterstützung lieferte die niedersächsische Staatskanzlei (sie wählte die Schulen aus) – und ein alter Bekannter: der damalige Ministerpräsident Christian Wulff.

Niedersachsen ist mit einem Anteil von über 90 Prozent das Zentrum der deutschen Erdgasförderung: Es profitiert von Förderabgaben in Höhe von bis zu einer Milliarde Euro jährlich.

Industrie ist erwünscht

Gerade die schwarz-gelbe Landesregierung Wulffs trieb die Öffnung der Schulen für Industriekooperationen voran. Schulen taten sich sich mit umstrittenen Branchen wie der Gentechnik und der Atomenergie zusammen. Beteiligt war – als didaktisch Begleiter – auch das Studienseminar Meppen: Es entwickelt zeitgleich mit RWE Unterrichtskonzepte für das Atomkraftwerk Emsland.

Erklärtes Ziel der Kooperation war die Nachwuchsgewinnung für eine Branche, über die in Deutschland wenig bekannt war. Und das, was bekannt war, sorgte nicht unbedingt für einen guten Ruf.

„Wir sind eine Branche, über die emotional diskutiert wird“, formuliert es der Organisator von der Erdgaslobby WEG, Hartmut Pick: „Das war schon immer so.“ Die Diskussion hat sich verschärft, seit das berüchtigte Fracking eingesetzt wird. Dabei werden Sand, Chemikalien und viel Wasser in gasführende Gesteinsschichten gepresst und gebrochen (gefrackt), um Gas freizusetzen.

Image aufbessern

Das Ziel der Schulkooperationen ist klar. Laut der eigenen Dokumentation will der Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung dazu beitragen, die Reputation der Branche und die Akzeptanz vor Ort verbessern.

„Gerade die emotional geschürten Ängste, die ungenauen oder einseitigen Informationen, die in der Öffentlichkeit verbreitet sind, machen es erforderlich, dass Schülerinnen und Schüler genauere Einblicke in die wichtigen Fragen um den Energiemix der Zukunft erhalten“, schreibt das Studienseminar Meppen dazu.

Hartmut Pick erläutert es so: „In dem Moment, wo sich die Schüler mit der Branche beschäftigen, in die Betriebe gehen, sich Gedanken über einzelne Aspekte machen, trägt das automatisch zur Versachlichung bei. Und das steigert im Endeffekt auch die Reputation des Unternehmen und die Akzeptanz vor Ort.“

Ganz andere Erfahrung hat eine Bürgerinitiative in Völkersen gemacht. Sie gründete sich, als bekannt wurde, dass durch ungeeignete Rohre der RWE Dea krebserregendes Benzol in das Erdreich gelangt war.

Fragen bleiben unbeantwortet

„Je mehr wir uns mit der Arbeit der RWE Dea hier im Ort beschäftigen, desto mehr Fragen haben wir“, sagt Rainer Böttcher von der Initiative: „Wichtige Informationen werden uns aber vorenthalten.“ Eine Probe der schadhaften Rohre wurde nicht zur Verfügung gestellt. Neben der Kontamination beschäftigt sich die Bürgerinitiative auch mit möglichen Auswirkungen des Frackings in tieferen Gesteinsschichten.

Der Konflikt bewegt die Menschen vor Ort, er ist Dauerthema in den Lokalmedien. Das Domgymnasium freilich ignoriert die kritischen Aspekte des Frackings. „Dass wir jetzt diese Diskussion bei uns in der Schule führen müssen, das sehe ich nicht“, sagt Direktor Lehmann.

„Es gibt auch andere sehr brisante politische Themen, wie den Syrienkonflikt und das Kurdenproblem.“ Zudem sei der Kontakt zur Bürgerinitiative schwierig – aus politischen Gründen: „Wir sind ja zur absoluten politischen Neutralität verpflichtet.“

Die Nachbarschule des Domgymnasiums kennt diese Bedenken nicht. Die BBS Verden hat sowohl einen Vertreter der Bürgerinitiative als auch einen des Unternehmens eingeladen – damit sich die Schüler ein eigenes Bild machen können.

Schuldirektor als Lobbyist

Lehmann dagegen blockt nicht nur die Diskussion ab, sondern diskreditiert auch die Bürgerinitiative. Während die RWE Dea ein „Ansprechpartner mit Fachwissen“ sei, würden auf der Gegenseite „Fakten genommen, die eigentlich kein Beleg sind“. Irgendwie klingt der Schuldirektor Lehmann aus der niedersächsischen Kreisstadt Verden wie ein Lobbyist der deutschen Erdöl- und Erdgaswirtschaft.

Die Schule nimmt Rücksicht auf den Partner und befürchtet, dass die schlechte Presse auf sie zurückfallen könnte. Denn seit knapp sechs Jahren treten beide zusammen in der Öffentlichkeit auf und werben mit ihrer Kooperation. Das Unternehmen kann sich als transparentes und sozial verantwortliches Unternehmen präsentieren – und die Schule kann ihre praxisnahe Ausbildung betonen.

Im November 2008 war das Domgymnasium damit sogar im niedersächsischen Landtag vertreten, wo eine Ausstellung über die Kooperation präsentiert wurde.

Die 10.000 Euro, die RWE Dea jedes Jahr an die Schule überweist, sind für die Schule eine wichtige Einnahmequelle. Sie machen ungefähr ein Viertel des Gesamtetats für Material aus und ermöglichen den Kauf von Versuchsbaukästen und Notebooks. Alles Dinge, die die Schule sich ansonsten gar nicht leisten könnte.

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25 Kommentare

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  • W
    www.ak-fracking.de

    Damit wir dieses schreckliche Ausmaß an Umweltzerstörung,- Verschmutzung in Deutschland nicht erleben müssen. Bitte die "Korbacher Petition" gegen Fracking und für die Umsetzung der erneuerbaren und dezentralen Energiegewinnungsformen unterschreiben:

     

    www.resolution-korbach.org

  • W
    www.ak-fracking.de

    Bitte schau dir das an, so funktioniert das mit den Regierungen:

     

    http://blog.br.de/report-muenchen/2011/4438/die-deutsche-regierung-und-die-fracking-lobby.html

     

     

     

    29.11.2011: (report-münchen, online, Bericht, 07:00 min.)

     

    Erdgasförderung: Gift-Alarm in Niedersachsen

     

    Dort ist unter anderen eine Region von Unfall von Fracking

     

    http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/erdgas163.html

     

     

     

     

     

     

     

    Wie können die Fracking Befürworter, sagen, es gab keine Unfälle bei Fracking!

     

    Das ist doch eine glatte Lüge!

     

    Siehe doch die schon hier geposteten Berichte und Artikel!

     

     

     

    Die CDU/FDP Bundesregierung haben vor ¾ Jahr eine Veränderung des Bergrechtes in Deutschland verhindert!

     

     

     

    Das Problem in Deutschland ist das Bergrecht: Aber wir wissen das die CDU jetzt Wahl taktisch wörtliche Zugeständnisse macht (Achtung Wahlversprecher).

     

     

     

    Weil sie schon vor Monaten im Bundestag, die Veränderung des Bergrechts (nach dem eine Firma fördern muß – wenn sie was findet) verhindert haben:

     

    http://www.johanna-im-bundestag.de/nc/politik/aktuelles/aktuelles_detail/zurueck/politik-30/artikel/koalitionsfraktionen-lehnen-bundesweites-fracking-verbot-ab/

     

     

     

    Solange das Bergrecht nicht verändert ist, sind versprechen, das eine Partei nicht gegen den willen der Bürger nur leere Worthüllen.

     

    Deshalb sind CDU/FDP immer noch Fracking Befürworter!

     

     

     

    Fliegen ohne Landebahn, bei Atomkraft und Fracking!

     

    Das sog. „Lagerstattenwasser“ durchsetzt mit Giften Herbiziden, Benzol und Diesel, wird in leere Frackinglöcher verpresst!

     

    Frage:

     

    Nach welchen Recht können die Frackingfirmen diese machen?

     

    Wenn ich das mache dann bekomme ich eine Strafe!

     

     

     

    Erhebliche Umweltschäden Wissenschaftlich Bewiesen:

     

    http://www.ardmediathek.de/wdr-fernsehen/lokalzeit-muensterland/gutachten-gegen-fracking?documentId=11656382

  • W
    www.ak-fracking.de

    Das sind „nur“ die Unfälle mit Lagerstättenwasser und die Auswirkungen von Fracking, in dem Landkreis wo ich wohne:

     

     

     

    25.06.2013: Erdgasförderung löst Erdbeben aus (radiobremen, Sendung:"butten un binnen", 3:27 min.):

     

    https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=AGN1h40vvH4

     

     

     

     

     

    06.06.2013: Tanklaster verliert mehr als 50 Liter Gefahrstoff (Kreiszeitung, Rotenburg) :

     

    http://www.kreiszeitung.de/lokales/rotenburg/rotenburg/rotenburg-hemsbuende-gefahrstoffe-ausgetreten-2942626.html

     

     

     

    17.05.2013: Fracking-Test: 2600 Liter Diesel versickern im Boden ( t-online, Wirschaft, Energie):

     

    http://www.t-online.de/wirtschaft/energie/versorgerwechsel/id_63450700/fracking-test-2600-liter-diesel-versickern-im-boden.html

     

     

     

    16.04.2013: Beunruhigend: Gasförderung verursacht Erdbeben (Panorama 3, NDR, 09:41 min.):

     

    http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama_3/panoramadrei615.html

     

     

     

    23.11.2012: Erdgasbohrung mögliche Ursache für Erdbeben (ndr.de, regional, Niedersachsen, Oldenburg, 00:54 min.):

     

    http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/oldenburg/erdbeben201.html

     

     

     

    09.06.2012: Erneuter Schaden an Stahlleitung, Benzol ist auch im Trinkwasser (www.gegen gasbohren.de):

     

    http://www.gegen-gasbohren.de/2012/06/09/erneut-schaden-an-stahlleitung-benzol-ist-auch-im-trinkwasser/

     

     

     

    13.05.2012: Feuer auf der Anlage Z1: Großalarm in Grapenmühlen:

     

     

     

    27.04.2012: Quecksilber trat aus (rotenburger-rundschau, redaktion, siehe: 11.5.2012) :

     

    http://www.rotenburger-rundschau.de/redaktion/redaktion/full/data_anzeigen.php?dataid=93232&page=1&searchValue=Grapenm%FChlen

     

     

     

    02.02.2012: Krebs erregendes Benzol durchdringt Abwasserleitungen (taz.de, Nord, v. G. Knödler):

     

    http://taz.de/Gefahr-fuer-die-Umwelt/!86947/

     

     

     

    03.03.2011: Exxon US-Konzern vergiftet Grundwasser in Norddeutschland(Panorama, 8:24 min.) :

     

    http://www.youtube.com/watch?v=HUAE1UFuIBQ

  • HB
    Hans Bauknecht

    Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

    wie viel Antworten benoetigen noch die sogenannten Gelehrten. Schaut man in die USA nach den verheerenden Auswirkungen des Frackings (siehe Film Gasland bei ARTE und jetzt Youtube) oder wie bereits in Polen begonnen wird und beachte den ARD Monitor-Report vom 14.3.2013 ueber die Privatisierung des Trinkwasser in der EU und Deutschlands, wird einem doch GLASKLAR worauf es hinauslaeuft. Die Regierung wartet bis zur Bundestagswahl ab, um danach ueber die Genehmigung des Fracking-Verfahrens abzustimmen. Zu gross ist der Druck der inner und auslaendischen Erdgas/Oil-Industrie. Immer sehr gut zu rechtfertigen durch die starke Inflation des Euros und schwaechelnden EU Mitgliedsstaaten, wird der Europaeische Boden wie in Amerika, der Verseuchung platt gemacht. Das mit breiter Zustimmung der EU, den Politikern und der Industriemacht. Hat RWE DEA in Voelkersen den Menschen durch das Fracken und ausloesenden Erdbeben nicht schon genug geschadet? Es ist weltweit bekannt, dass durch die Fracking-Methode Erdbeben ausgeloest werden. Was muss noch passieren, bis alle merken das Trinkwasser das hoechste Gut ist und man Geld nicht essen kann!!!

    Ich kaempfe NICHT fuer mich, sondern NUR fuer die Zukunft meines Sohnes. Jeden den ich anspreche und hoeren sage, ICH HABE GENUG EIGENE PROBLEME, dem sag ich. Ich habe dich angesprochen und keiner darf nach der Verseuchung spaeter sagen. ICH HABE ES NICHT GEWUSST, denn..... Unwissenheit schuetzt vor Strafe nicht !!!

    Herzlichen Gruss Hans Bauknecht

    Meine Facebookgruppe lautet

    STOPPT FRACKING SOFORT weltweit

  • B
    Beatrice

    Unglaublich! Ein solcher Lobbyismus an öffentlich geförderten Schulen gehört verboten! Viele der Kinder un djungen Menschen verfügen noch nicht über das Wissen und die Lebenserfahrung Inhalte komplex kritisch zu betrachten! Dass so etwas an deutschen Schulen möglich ist hätte ich nicht gedacht! Selbst würde ich mein Kind von einer solchen Schule nehmen! Danke für den Artikel!

  • S
    Simone

    Falls Sie die Online-Petitionen gegen Fracking noch nicht unterzeichneten, können Sie es tun hier:

     

    www.openpetition.de/petition/online/korbacher-erklaerung-der-buergerinitiativen-gegen-fracking-deutschland?utm_source=extern&utm_medium=widget&utm_campaign=korbacher-erklaerung-der-buergerinitiativen-gegen-fracking-deutschland

     

    www.openpetition.de/petition/online/stopp-fracking-fuer-gewaesserschutz-fuer-transparenz-buergerbeteiligung

     

    https://www.campact.de/fracking/stoppen/teilnehmen/

  • MW
    M W

    Liebe taz,

     

    wäre nicht inzwischen mal eine Rückmeldung seitens der Redaktion angebracht? Oder gar eine Klarstellung, dass unsauber recherchiert wurde?

     

    LG

  • S
    Sagemann

    Bisher war mir die TAZ als Gegenpol zu einigen sonstigen Zeitungen eigentlich sehr symphatisch. In diesem Artikel jedoch schwingt das Pendel deutlich in eine, wie ich finde, falsche Richtung. Zudem ist er, wie einige Kommentare der Schüler belegen, nicht besonders gründlich recherchiert worden. Egal, wie man die Zusammenarbeit eines Wirtschaftsuntenehmens mit einer Schule bewertet, ist die Vermittlung von Fakten aus der realen Welt nötig, um Arbeitsvorgänge und Methoden richtig bewerten zu können. Das Verhindern des Lernens führt zu einer unterschwelligen, dauerhaften Angst vor dem Unbekannten. Das gleiche gilt übrigens auch für die Anstrengungen der Grünen, in Hannover die Wissensvermittlung von Gentechnik in Schulklassen zu verhindern. Ein Mensch, dem Wissen fehlt, bekommt Angst und ist leicht zu manipulieren. Die meisten von uns und im Besonderen die Schüler sollten in der Lage sein, weitere Informationen zu sammeln, z.B. im Internet, wenn sie meinen, dass sie manipuliert würden, aber erst ein belastbares fachliches Wissen macht die richtige Beurteilung von Behauptungen möglich.

  • A
    Anonym

    Ich selber nahm am ersten Seminarfach dieses langjährigen Projektes Teil und erlaube mir deshalb, die Sitation vor Ort beurteilen zu können. Ich kann diesem Artikel in der Kern-Kritik, die Schule verbrüdere sich mit der Gasundustrie und verbiete aus Angst vor

    wegbrechenden Geldern eine kritische Auseinandersetzung mit fossilen Energien und deren Förderung, nicht zustimmen. Thema meiner Facharbeit während des Abiturs war im zentralen die Fragestellung, ob fossile Energien, bei mir im speziellen Gas, noch mit gutem Gewissen gefördert und verbraucht werden können. Im besonderen ging ich hier auf die Auswirkungen und Schäden an der Natur ein zählte offen die Nachteile und Knackpunkte eben dieser Energie auf. Meine Resultate durfte ich mehrmals (auch öffentlich) vorstellen und die Arbeit wurde trotz der deutlichen Kritik, die ich übte, mit "sehr gut" benotet. Ich denke, hier hat die TAZ schlecht recherchiert und ich wundere mich! Journalismus heißt zwar, etwas zu drucken, vom dem ein anderer will, dass es nicht gedruckt wird - aber nicht weil es nur halbwahr ist!

  • R
    Rob

    Erschreckend, wie in einer großen Zeitung einfach die Unwahrheit geschrieben wird *kopfschüttel*

    Hier eine Website, die ein Schüler im Rahmen des Seminarfaches am Domgymnasium erstellt hat.

    Soviel zu " Das Domgymnasium freilich ignoriert die kritischen Aspekte des Frackings."

    http://projekt-hydraulicfracturing.weebly.com/

  • A
    Anwohner

    Mit der Bürgerinitiative habe ich meine Erfahrungen gemacht.

    Dort wurden Begriffe wie Fracking, Gentechnik und Radioaktivität relativ synonym verwendet. Offene Diskussionen wurden vermieden und niedergebrüllt. Begründung: RWE schickt Ingenieure und Wissenschaftler, da können wir nicht mithalten.

    Ein Vorstandsmitglied meinte zu jedem Versuch, über die Technologie sachlich zu sprechen "Ich will nicht, dass in die Erde, auf der meine Enkel spielen, Atome oder Gene gepumpt werden." Jetzt mal im Ernst, solche Vertreter, die an Sachlichkeit der Tea Party sehr nahe kommen und keinerlei einschlägige wissenschaftliche Bildung haben, dürfen nicht in Schulen kommen.

    Die Nachbarschule, die solche Initiativen einlädt, betrebt damit billigten Lobbyismus. Mit der gleichen Begründung könnte man Kreationisten einladen, deren Sachkenntnisse entsprechen der Expertise des Vorstandes der Bürgerinitiative (eine pensionierte Religionslehrerin, ein Versicherungskaufmann, zwei Landwirte, ein Rechtsanwalt)

    Wie wäre es damit: Ergebnisoffene Diskussion mit Wissenschaflern, die verschiedene Meinungen zum Fracking haben. Ohne die Pro-Meinung niederzubrüllen?

  • A
    anonym

    Ich habe selbst an dem Seminarfach teilgenommen, als es eingeführt wurde und möchte ganz unabhängig vom Artikel meine Meinung dazu beitragen.

     

    Als das Seminarfach am Domgymnasium eingeführt wurde, war ich schockiert und entrüstet und wollte dort mitmachen um meine Kritik einzubringen. Wohlbemerkt war der erste Vorschlag der RWE Dea damals, das Seminar "Erdöl und Erdgas - eine Energie für die Zukunft!" zu nennen. Die Schule hat aus diesem Ausrufezeichen dann ein Fragezeichen gemacht, immerhin. Die Lehrer schienen mir immer unabhängig, trotz aller Kritik und Diskussion im Fach hat es dann einige Schüler dazu geritten, nach dem Abi ein Studium des "Bohringenieurwesens" zu studieren, ab mit dem Fachstudium von der RWE Dea gefördert.

     

    Ich kenne Herrn Lehmann durch meine Zeit am Domgymnasium - ich würde Ihn nicht als Lobbyisten darstellen (auch wenn ich mich irren kann) sondern viel mehr als unsensiblen und engstirnigen Rektor - was aber in die Tradtion des spießbürgerlichen Domgymnasiums ganz gut reinpasst.

     

    my two cents.

  • KD
    Kritischer Domgymnasiast

    @ R P:

     

    So wie ich bei Ihnen rauslese, sind sie wohl Politik-Lehrer am Domgymnasium? Wie wäre es denn da mit einer Veranstaltung gerade über dieses Thema, Lobbyismus an Schulen? Als ehemaliger Schüler des Domgymnasiums würde ich auch bei so einer Veranstaltung mithelfen.

     

    Bei dem Punkt zu Pol&Is bin ich immernoch anderer Meinung, bei meiner Teilnahme habe ich ein erschreckendes Bild wahrgenommen, wie Jugendliche unkritisch mit der Bundeswehr umgehen.

     

    Die SV ist am DoG "nur" eine Gruppe, die Dinge wie Sommerfest, Weihnachtsball und andere Events organisiert. Es gibt keinen Verlangen, "politisch" an der Schule aktiv zu werden. Dort müsste erst über z.B. den SV-Lehrer der Impuls gegeben werden, dass die SV auch für andere Bereiche da sein könnte.

  • RP
    R P

    So, wie ich den Schulleiter des DOG in den vergangenen Jahren kennengelernt habe, hege ich berechtigte Zweifel an der Authentizität der Zitate, die ihm Herr Hielscher in den Mund legt, oder zumindest daran, dass sie nicht aus dem Zusammenhang gerissen sind. Herrn Lehmann als "Lobbyisten" der Industrie zu bezeichnen oder ihm sogar korruptes Verhalten zu unterstellen, wie es Elke in ihrem Kommentar macht, bewegt sich schon hart an der Gürtellinie.

    Kritische Domgymnasiasten könnte es allerdings deutlich mehr geben. Es wäre schön, wenn die Schülervertretung genau die Diskussionen einforderte, die der "Kritische Domgymnasiast" anspricht. Dass die SV des DOG aber erst langsam aus einem unpolitischen Dornröschenschlaf erwacht, ist nicht dem jetzigen Schulleiter anzulasten, sondern dem Stillstand unter seinem Vorgänger.

    Lieber "Kritischer Domgymnasiast", ich begrüße eine offene Diskussion und bin gespannt darauf, auch über die Teilnahme an der Simulation POL&IS, die ich als überzeugter Kriegsdienstverweigerer deutlich anders wahrgenommen habe, als Sie sie darstellen. Und ich bin mir sicher, dass der jetzige Schulleiter dieser Diskussion nicht im Wege stehen wird.

  • D
    Diplomat

    Natürlich kann man auf Fracking verzichten; genauso wie auf Autofahren.

    Wichtig ist doch ,dass am DOG- ein guter Mathe, Physik und Chemie- Unterricht an praktischen Beispielen gegeben wird. Dann kann jeder gute Schüler selbst entscheiden, was er mit seinen Fach-Kenntnissen macht.

    In diesem taz-Artikel wird nicht sachlich darüber informiert, wie schädlich Fracking sein soll.

    Ich wünsche mir , dass der Jornalist sich fundierter mit Fracking auseinandersetzt.

    Unterstellungen und Polemik hilft nicht weiter.

  • KD
    Kritischer Domgymnasiast

    @ M W:

     

    Der Vergleich mit Wiesenhof/Werder hinkt. Es ist wesentlich einfacher, auf Minderjährige Einfluss zu nehmen, als auf erwachsene Menschen. Dazu kommt der Effekt, dass eine Schule als vertrauensvolle Einrichtung angesehen wird, also das, was dort gesagt wird, auch wahr ist. Somit ist es wesentlich einfacher Schüler ein positives Image vorzugaukeln, als durch irgendwelche anderen Quellen.

    Gerade die Bundeswehr hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Politikunterricht eben gerade durch das von ihnen angeboten Planspiel. In meiner Schulzeit wurde auch relativ wenig kritisch mit der BW umgegangen, mit Ausnahme eines einzigen Lehrers, der nun aber auch im Ruhestand ist.

     

    Ein weiteres Problem ist die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit im Allgemeinen: "Oh, das Unternehmen fördert die Bildung, na gegen die können wir nichts machen, sonst haben unsere Schulen Probleme." Eine gewisse Form des modernen Ablassbriefhandels. Daher ist auch die Politik gefordert, endlich genug Geld von staatlicher Seite bereit zu stellen, damit Schulen nicht auf Drittgeldgeber angewiesen sind.

     

    LG

    Kritischer Domgymnasiast

  • AS
    A. Schmader

    Am Schlimmsten finde ich die Schulungen und Angebote für Lehrer. Als Lehrer mit vielen Lehrern im Bekannten- und Verwandtenkreis muss ich leider gestehen, dass bei den meisten die Faulheit siegt, wenn es darum geht zu recherchieren oder bereitgestelltes Material zu nutzen.

  • MW
    M W

    @ kritischer Domgymnasiast:

     

    Hm, meiner Einschätzung nach verwechseln Sie Lobbyismus und Sponsoring. Wenn RWE Dea, Bundeswehr und Dow Geld, Personen und Know-how in Schulen wie das DoG stecken, geht es nicht um Beeinflussung (das könnte man viel effektiver und breiter machen), sondern darum, dass diese Firmen/Institutionen sich in einem besseren Licht darstellen möchten und dazu beitragen, dass mehr junge Menschen einen bestimmten Bildungsweg einnehmen. Auf den konkreten Unterricht haben diese Sponsorenaktionen ebenso wenig Auswirkung wie meinetwegen Wiesenhof und Targo Bank bei der Aufstellung der Werder-Elf.

    LG

  • KW
    Öko Witz

    Tja, lieber Öko Fritz, da gibt es nur eins: Nach Bundeswehr raus aus den Schulen auch Mathe, Physik, Chemie und Bio raus! Akzeptanzbeschaffung für übelste Machenschaften und Lügenkampagnen gegen Öko, Bio und Homöopathie! Zinsrechnung ist auch schlimm - ich sage nur, Bankster! Unsere Schulen müssen endlich wirklich friedlich und Atom- und Genfrei werden und sollten nur noch aufklären über Strahlenkrebs, Chemtrails, Mind Control und HAARP!!

  • C
    Chris

    Leider ist dieser Bericht wieder einmal ein Beispiel für falsche Berichterstattung.

    Diese Initiative wurde vor ca.5 Jahren ins Leben geru

    fen, um Schüler für die eine technische Ausbildung im Bereich Erdgas- und Erdölförderung zu interessieren. In dieser Zeit sprach kein Mensch über das Fracking - obwohl es bereits seit ca. 2 Jahrzehnten in Deutschland durchgeführt wird-. Leider wird hier eine lobenswerte Initiative ohne Sinn und Verstand diskreditiert und für die polemische Argumentation der Fracking aufgeführt.

  • KD
    Kritischer Domgymnasiast

    Lieber Herr W,

     

    allein die Zitate von Herrn Lehmann sind schon erschreckend genug, dass er sich dem Diskurs entzieht. Schon der Verweis, es gebe doch andere Probleme in der Welt, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Oder sollen wir bei jedem Thema nun einfach sagen, ach, es gibt ja genug schlimmere Probleme, soll uns das doch nicht interessieren? Damit wird den Schülern gezeigt: "Kümmert euch nicht darum, in der Welt gibts genug anderes Schlimmes, nehmts einfach hin und seid ruhig."

    Ja, es gibt Schüler, die kritisch mit der Sache umgehen. Weil sie von woanders auch die andere Seite kennen. Warum wird der Gesamtheit der Schüler ein kritischer Dialog mit beiden Seiten, wie an der BBS, verweigert? Es entsteht für diese Schüler nur eine einseitige Betrachtung, und das ist nichts anderes als politische Beeinflussung der Schüler, die ja laut Herrn Lehmann nicht erlaubt ist.

     

    Davon ab hat das DoG schon eine gewisse Tradition gegenüber Drittgeldern und -förderern. Man denke an die verbindlichen Besuche im KKW Stade in der 9. Klasse (bevor die Laufzeitverlängerung zurückgenommen wurde, danach von Seiten der Betreiber kein Interesse mehr), oder Gelder von Dow Chemical zur Finanzierung von AGs, oder die Finanzierung von elektronischen Tafeln und der Bibliothek durch eine Stiftung eines verstorbenen Bauunternehmer-Ehepaars.

    Und natürlich auch immer wieder gerne zu Gast an der Schule: Die Jugendoffiziere der Bundeswehr, die dann sogar Oberstufenkurse zu ihrem Planspiel Pol&Is einladen. Natürlich ganz ohne Hintergedanken und aus reiner Nächstenliebe.

     

    Das DoG ist in dem Bereich des Lobbyismus in der Schule sehr bewandert. Aber natürlich ist das DoG nicht das "Schwarze Schaf" unter den Schulen, andere sind nicht besser.

     

    LG

    Ein kritischer Domgymnasiast

  • MW
    M W

    Ich bin entsetzt über diesen schlecht recherchierten Artikel. Wer sich nur ein wenig mit Schulen und insbesondere mit dem Domgymnasium auskennt, weiß, dass eine Einflussnahme nicht im geringsten vorgenommen wird. Vorschlag für die Redaktion: Bei der nächsten Ausstellung des Seminarfachs einfach mal vorbei gucken und sehen, wie die Realität aussieht. Die Schüler differenzieren im Unterricht und äußern sehr wohl Kritisches.

  • E
    Elke

    Man sollte mal die Konten des Herrn Lehmann überprüfen...

  • KK
    Kein Kunde

    Hätten wir Politiker mit Sinn für Humor gäbe es morgen eine Sondersteuer für die Industrie, mit der der Bildungshaushalt saniert würde.

    Problem gelöst.

  • KF
    Öko Fritz

    Ich kenne das aus eigener Schulzeit:

     

    Wir wurden mal mal ins Atomkraftwerk Philippsburg gefahren! Dort wurden wir übel belogen und manipuliert:

     

    Wir sahen einen Film über die dreckige Kohle.

    Es wurden Arbeiteinsbedingungen wie im Mittelalter mit Schwerstarbeit und Dreck gezeigt!

     

    Dann trallala: Die "saubere Kerntechnik". Alle laufen mit weißen Kitteln wir Ärzte oder Apotheker herum!

     

    Der Hammer der "ökologische Kreislauf des Urans" (wortwörtlich!!!):

    "Das Uran wird aus der Erde geholt. Man braucht ganz wenig im Vergleich zu Kohle! - Dann machen wir saubere Energie! - Und zum Schluß kommt alles wieder unter die Erde!"

    - Bingo -

     

    Ich war damals von Atomkraft überzeugt!

    Über Strahlung und Bomben wurde nicht gesprochen! Alles sei sicher, schließlich leben wir ja in einer Industrienation!

     

    Ich finde solche Lügenkampagnen eine riesige Sauerei!

     

    Jetzt wo kaum einer mehr Atommärchen glaubt, passiert das desselbe bei Fracking, Gen-Technik, Mobilfunk/E-Smog, Finanzwesen...