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Umfrage zu GriechenlandMehrheit für Euro-Austritt

Nach einer Umfrage wollen 52 Prozent der Deutschen den Austieg Griechenlands aus der Euro-Zone. Schuld sei das Verhalten der griechischen Regierung im Schuldenstreit.

Soll Griechenland im Währungsraum bleiben? Nur noch 40 Prozent der Deutschen wollen das. Bild: dpa

BERLIN rtr | Nur noch eine Minderheit der Deutschen will nach einer aktuellen Umfrage Griechenland in der Euro-Zone halten. In dem am Freitag veröffentlichten ZDF-Politbarometer plädieren nur noch 40 Prozent der Befragten für den Verbleib des Landes im Währungsraum, aber eine Mehrheit von 52 Prozent wollen das nicht mehr.

Vor zwei Wochen hatten noch 52 Prozent der Befragten mit „Ja“ auf die Frage geantwortet, ob Griechenland im Euro bleiben soll, 41 Prozent mit „Nein“. 80 Prozent äußerten die Meinung, dass Griechenland keine weiteren Finanzhilfen erhalten sollte, wenn es seine vertraglichen Reformzusagen nicht einhält.

Maßgeblich für den Meinungsschwenk ist nach Einschätzung des ZDF offenbar das Verhalten der neuen griechischen Regierung im Schuldenstreit. Nur elf Prozent der Befragten hätten die Auffassung geäußert, die Regierung in Athen verhalte sich gegenüber ihren europäischen Partnern seriös. 80 Prozent sähen das ganz anders. Auch das Vertrauen, dass die griechische Regierung ihre angekündigten Spar- und Reformzusagen einhält, ist in der deutschen Bevölkerung der Umfrage zufolge gering. Nur 14 Prozent erwarten das, 82 Prozent haben dagegen Zweifel.

Was den Schaden für Deutschland durch eine Staatspleite Griechenlands angeht, so wird der nach Auffassung knapp eines Drittels der Befragten stark oder sehr stark ausfallen. 47 Prozent rechnen mit einem nicht so starken, elf Prozent mit gar keinem Schaden. Für das Politbarometer befragte die Forschungsgruppe Wahlen 1266 Wahlberechtigten vom 10. bis 12. März.

Eine weitere Umfrage beschäftigt sich mit dem Verhältnis der Deutschen zu den Menschen in Griechenland abseits der politischen Bühne. Nach dem am Freitag im ARD-„Morgenmagazin“ veröffentlichten „Deutschlandtrend“ bewerten zwar 45 Prozent das Verhältnis zu den Griechen als sehr gut oder gut. 46 Prozent bewerten das Verhältnis aber inzwischen als weniger gut oder sogar schlecht.

Die Bewertung der Beziehungen der Regierungen beider Länder zueinander fällt sogar noch deutlich negativer aus. 54 Prozent der Bundesbürger bewerten das Verhältnis der Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras als weniger gut, 30 Prozent bewerten es sogar als schlecht. Nur elf Prozent der Befragten sind der Auffassung, dass das Verhältnis der beiden Regierungen zueinander gut sei. Für die Umfrage befragte das Meinungsinstitut Infratest dimap am Dienstag und Mittwoch 1000 Bundesbürger.

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15 Kommentare

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  • Nicht nur Griechenland, alle Länder müssen den Euro verlassen.

     

    Je schneller desto besser

  • rovinzielle Pfennigfuchser?

    Also ich fand den Auftritt des griechischen Finanzministers sehr Staatsmaennisch europaeisch und dem kleinen, aber zurecht stolzen griechischen Volkes angemessen und serioes. Er wies zurecht darauf hin, das ja die neue Regierung eben jenen korrupten Cliquen aus Politik und Oligarchen den Kampf angesagt hat, denen die Institutionen zuvor die Milliarden hinterher geworfen hat. Ich finde die deutsche Politik und auch Presse sollte seinem Rat folgen und innerlich mal ein paar Schritte zurueckgehen und das ganze Bild sehen, statt jedes Wort vdes Finanzministers 3 mal zu wenden um das Haar in der Suppe zu finden und darauf herumreiten. Man muss als Fuehrungsnation in Europa auch darauf achten die Relationen zu wahren, sonst laeuft man Gefahr unnoetig die Athmosphaere zu vergiften, sich selbst und den anderen Mitgliedern im Haus Europa das leben unnoetig schwer zu machen hnd vor allem Vertrauen zu verspielen. Im Morgenmagazin von ARD und ZDF hiess es das Vanufakis die naechst faellige Schuldentilgung von einer Mrd als ein kleines Problem herunterspielt. Angesichts der massiven sozialen Probleme , dem Investionsstau und auch der Gesamtschuld von 320 Mrd ist dies ja wirklich ein marginales Problem. Nach diesem Auftritt so auf eine Aussage zu reagieren, wasvja wieder die serioesitaet der neuen Regierung anzweifeln soll, laesst doch uns deutsche in Europa als provinzielle Pfennigfuchser da stehen. Die um die Schlagzeilen besorgte Presse, die ja auch an der Krise mitverdienen will erzeugt weiter Panikstimmung gegen Gfiechenland sogar im oeffentlich rechtlichem Fernsehen, was die Faktenlage, wie es die taz Journalistin dargestellt hat gar nicht hergibt. Wenn jetzt Spanien, Portugal, oder Italien eine neue Finanzkrise ausbricht ist dann in Relation die Panik erzeugende Stimmungsmache noch steigerbar? Mehr bei facebook, Politik interaktiv

  • Das traurige daran ist ja eigentlich das ich wirklich gehofft habe das sich jetzt mal mit einer Linken Regierung was ändert. Das sie Probleme die vorhanden sind anpacken.

     

    Als die ersten Pöblelein aus Athen kamen, dachte man sich noch. Ja, da haut mal wer drauf, einfach um zu zeigen das sie es anderst machen wollen. Man braucht ja nicht jedes Wort auf die Goldwage legen (vor allem wird viel dramatisiert in den Medien).

     

    Aber anscheindend meinen sie den ganzen Scheiss den sie so von sich lassen, wirklich ernst. Langsam sind halt die ganzen Äusserungen nicht mehr lustig. Man kann den ganzen haufen einfach nicht mehr ernst nehmen. Und wenn man denkt es geht nicht mehr härter, kommt wieder der nächste Hammer.

     

    In Deutschland geht es sehr vielen Menschen auch nicht so gut. Diese fühlen sich natürlich - zu Recht - vor den Kopf gestossen. Von anderen Ländern, in denen die Bevölkerung nicht mal 1/3 von dem eines Griechen hat mal ganz zu Schweigen... Die würden sich alle freuen wenn sie die Freiheit hätten einfach mal keine Steuern mehr zahlen zu müssen, nur weil gerade Wahlen anstehen...

     

    Ich denke die EU würde noch viel viel mehr Zahlen, (was auch gut ist), wenn sie sehen würden das Probleme angegangen werden, und nicht in Archiven nach Nazi-Verbrechen gesucht werden würde.

     

    Aber dann könnte man den Deutschen ja nicht vorhalten das ihre Vorfahren elendiges Leid über Europa und die Welt gebracht haben. Oder den Schäuble nieder machen, weil er schaut das wir nicht mehr weiter auf Pump leben (dafür hat er meinen Respekt, auch wenn ich ihn nicht mag).

     

    Man gibt einfach kein Geld aus das man nicht hat!

     

    Wohin das führt sehen wir gerade in Griechenland.

    • @Seppi:

      Und jetzt bedient sich die Regierung noch der sozial- und Rentenkassen...

       

      Ganz ganz taurig. Jetzt nehmen sie denen die vielleicht ihr Leben lang eingezahlt haben auch noch das letzte!

       

      Das ist für mich nicht sozial oder "links" das ist einfach nur assozial. Denn das Geld ist weg. Gerade im Kontext der letzten Jahre ist das doch klar.

       

      Damit überschreitet er eine ganz tief rote linie!

  • Jaja, die 52% ärgern sich, das die Probleme Anderer überhaupt Thema sind.

    Es gilt zu demonstrieren, wie es zu dem Sieg Deutschlands im Wettkampf kam.

  • Auch wenn es nur eine von vielen Befragungen/Statistiken ist - als Beispiel passt es, da die Befragten offenbar keinen Dunst von dem haben, was in der Eurokrise vonstatten geht.

     

    Es ist über alle Maßen besorgniserregend, wie hochgradig manipulierbar sich die öffentliche Meinung in Deutschland dieser Tage erweist.

     

    Die mediale Bedienung niederer Instinkte (Neid, Hass, Geldgier, usw.) in Kombination mit fortschreitender Takterhöhung von "Sekunden-Informationen" zeigt manipulationsbegünstigende Wirkung:

    Die hierbei auftretenden, nutzbaren Nebeneffekte sind Veroberflächlichung bzw. Neuroselektion der Konsumenten, so dass diejenigen Medien, die auf die schnelle Quote (Profit), und nicht auf die Kraft der Argumentation und auf Aufklärung setzen, im marktwirtschaftlichen Sinne deutlich im Vorteil sind.

     

    Ausgerechnet die übelsten und populistischsten Erscheinungen der Medienlandschaft bedienen sich dann noch fatalerweise in besonders hohem Maße viraler Medien wie proprietären Apps, facebook- oder Twitter- oder sonstigen Trash-Accounts für die ultimative Jaucheschleuderei.

     

    Dieser Markt ist seit längerem völlig am verkommen. Selbst für den unwürdigsten Mist findet sich jederzeit ein Schreiber.

     

    Ich vergleiche das z. B. mit den "race-to-the-bottom"-Mechanismen zum Zwecke der Profitmaximierung in Fleischfabriken.

     

    Dort wird auch alles mit jedweden Mitteln passend gemacht ("designed"), was nicht passen sollte, dann restlos "verwurstet".

     

    Jegliche Kritik aber verbietet man sich dabei gefälligst, weil es ja schließlich der dämliche "Verbraucher" selbst ist, der immer mehr nach dem billigen Massendreckfraß schreit. Also.

     

    Es kommt - systematisch - immer weniger auf die Inhalte an.

     

    Das ist eine absolute Katastrophe für eine aufgeklärte, mündige und konstruktiv handlungsfähige Zivilgesellschaft.

  • ich bin als deutscher fuer einen sofortigen schaeublexit. mir ist diese verbitterte trotzige eingebildete altherrenattituede der rechthaberischen beleidigten leberwurst gegenueber unseren EU-mitbuergern extrem peinlich. zumal auch noch voellig unangebracht. dieses ganze gefasel von solidaritaet in den letzten jahren war wohl nur geheuchelt, da es ja um die finanzwirtschaft ging. ich bekomme langsam ein gefuehl, hier soll ein exempel statuiert werden, damit in spanien nicht noch ein erdrutsch folgt und die alten machtstrukturen risse bekommen koennten. waere schaeuble auch fuer ein espanexit?

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Schäuble und BILD haben mit ihrem Populismus ganze Arbeit geleistet.

     

    Beide bedienen sich desselben Argumentationsmusters so lange, bis es letztendlich allen eingebläut worden ist.

  • Macht es überhaupt Sinn den Deutschen diese Frage zu stellen? Ist unsere Meinung etwa maßgebend, oder sollten das nicht besser die Griechen entscheiden? Aus meiner Sicht ist diese Umfrage ohne Sinn, sondern lediglich für Stimmungsmache zu gebrauchen.

    • @JensF:

      Ganz meiner Meinung. Zumal das deutsche Volk in inneren Angelegenheiten nicht entscheiden darf und auch nicht gefragt wird, z.B. Beitritt zum EUR-Raum, Wiedervereinigung, etc. etc.

  • Ich halte nicht viel von solchen Umfragen, eigentlich gar nichts.

     

    Es kommt so stark auf die Fragen, ihre Formulierung und die Stellung durch den Frager an, das selbst repräsentative Umfragen kaum objektiv sein können.

    Jeder der mal einen Tag mit solchen Telefonbefragungen verbracht hat, sollte das nachvollziehen können.

     

    Sie sind über ihren suggestiven Charakter einfach nur ein tolles Mitel Meinungen zu verbreiten, weil es die Bestätigung ("Ganz meine Meinung") gleich mitliefert.

     

    Statt mit so etwas ewig Zeit und Geld zu verschwenden, sollte man sich auf Qualitätsjournalismus konzentrieren, der Zusammenhänge aufzeigt, Hintergründe darlegt, kritsch berichtet und das Denken der Menschen anregt, statt dieese Meinungen nur zu konsumieren.

  • Das schwierige ist, dass bei so emotionalen Debatten gar nicht mehr rational überlegt wird, was eigentlich für die Menschen das Beste ist.

     

    Auf jeden Fall scheint es nicht gut zu sein, wenn zwischen Staaten eine Gläubiger-Schuldner-Beziehung existiert, da dies die Beziehungen offensichtlich belastet. Also entweder wir schenken Griechenland in Zukunft Geld, oder getrennte Währungen sind vielleicht besser.

  • 3G
    3618 (Profil gelöscht)

    Hier ein sehr treffender Kommentar!

    http://www.gegenblende.de/++co++fee6d932-c8a5-11e4-93a4-52540066f352

    Der Ton, der vor allem von Deutschland, genauer von Schäuble, von Anfang an angeschlagen wurde, war einfach nur zum Ko...!

    Und die Art und Weise wie mit den sehr berechtigten Reparations- und Rückzahlungsforderungen der Griechen umgegangen wird, ist an Schäbigkeit nicht zu überbieten.

    • @3618 (Profil gelöscht):

      Also wenn Griechenland auf die Rückzahlung von - über 70 Jahren alten - Krediten besteht und Deutschland nicht sofort den Geldbeutel aufmacht dann ist das an Schäbigkeit nicht zu überbieten.

       

      Wenn Deutschland auf die Rückzahlung von - 5 Jahre alten - Krediten besteht und Griechenland ebenfalls nicht zahlen will (und sogar noch mehr verlangt) dann ist das nicht schäbig sondern "sozial gerecht".

       

      Und Gott sei Dank ist ihre Sichtweise nicht mehrheitsfähig.

    • @3618 (Profil gelöscht):

      Das ist Ihre Sichtweise. Wie die Umfrage zeigt, haben andere eine ganz andere:

       

      Die Art und Weise, wie Griechenland sich schon damals mit Reparationsforderungen gegen Deutschland in den Euro hineinerpresst, Jahre lang über seine Verhältnisse gelebt und dann den anderen die Schuld an der logischen Misere zugeschoben hat und nun - seit der Wahl der Regierung Tsipras mit Turbolader - versucht, die anderen erneut dazu zu erpressen, auch weiterhin die durch Griechenlands völlig marode Strukturen verursachte Zeche zu bezahlen, ist einfach nur zum Ko...!

       

      Und nein, das ist keine mangelnde Solidarität; ginge es um Solidarität, wäre diese Griechenland sicher. Die Position der Mehrheit der Menschen in Deutschland ist von der Weitsicht getragen, dass das griechische Fass eines ohne Boden ist. Und die griechische Regierung versucht wild um sich schlagend alles, um Versuche des Einziehens eines Bodens zu verhindern.

       

      Und ganz ehrlich: Auch als Linker kann man das so sehen.